Bodo Kirchhoff

© Inge Lieberberg

Steckbrief

geboren am: 6.7.1948
geboren in: Hamburg
lebt in: Frankfurt, Sachsenhausen

Vita

Am 06.07.1948 als Sohn einer Schauspielerin und eines Kleinunternehmers in Hamburg geboren, wuchs Kirchhoff ab 1955 im Schwarzwald auf. Nach der Trennung der Eltern, 1959, kam er als Zehnjähriger in ein Internat nach Gaienhofen am Bodensee, wo er 1968 sein Abitur machte. Es folgte ein Militärdienst bis 1970. Anschließend ein längerer USA-Aufenthalt.

Von 1972 bis 1979 studierte er an der Frankfurter Universität Pädagogik, Psychologie und Soziologie. In seiner Promotion beschäftigte er sich mit dem Thema Gruppenpsychoanalyse. Nach dem Studium ließ er sich Ende der 1970er Jahre als freier Schriftsteller in Frankfurt am Main nieder. Dort lebt er - unterbrochen von ausgedehnten Reisen und regelmäßigen Aufenthalten am Gardasee - noch heute mit seiner Familie.

Sein literarisches Debüt gab der Vater zweier Kinder 1979 mit dem Theaterstück «Das Kind oder Die Vernichtung von Neuseeland», das in Saarbrücken uraufgeführt wurde. Es folgten Prosa- und Erzählbände, weitere Theaterstücke sowie Essays und Romane, die von der Fachkritik kontrovers diskutiert wurden.

Der Durchbruch gelang Kirchhoff 1990 mit seinem in 13 Sprachen übersetzten Roman «Infanta». Kritiker lobten die «erzählerische Fülle und intellektuelle Dichte» dieser von fünf Missionaren beobachteten Liebesgeschichte zwischen einem Deutschen und einer Philippinin. Vergleiche mit Thomas Mann oder García Marquez wurden angestellt und Kirchhoff rückte in die erste Reihe der zeitgenössischen Erzähler auf.

Große Beachtung fanden auch der Roman «Der Sandmann» (1992) und der Bericht »Herrenmenschlichkeit« (1994) über einen Aufenthalt in Somalia 1993. Mit dem 2001 veröffentlichten Roman »Parlando«, an dem Kirchhoff während der gesamten 90er Jahre gearbeitet hatte, schrieb er die glänzend rezensierte Geschichte eines Sohnes, der seinem Vater nachspürt.

Seine detailliert beobachtende, »filmische Schreibweise« ließ Kirchhoff auch für das Kino arbeiten. Außerdem war er Mitautor von Drehbüchern für Fernsehfilme.

Aktuell beschäftigt sich der Autor mit mehreren Filmprojekten. Auch arbeitet er an einem neuen Roman, der aber »noch eine Weile brauchen wird», wie er sagt. Zuletzt erschienen aus Kirchhoffs Feder »Eros und Asche - Ein Freundschaftsroman« und die Novelle »Der Prinzipal« (beide 2007).

Würdigung

Jahreskunstpreis des Frankfurter Vereins für Künstlerhilfe (1984),
Villa Massimo-Stipendium (verliehen 1987),
Drehbuchpreis des Bayerischen Filmpreises 1999,
Rheingau Literaturpreis (2001),
Kritikerpreis des Verbandes der deutschen Kritiker (2002),
Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille (2008)

Werk

Eigenständige Veröffentlichungen

Herausgeberschaften

Unnatürlichkeit der Lust

Suhrkamp/Frankfurt am Main 1995 Erzählungen

Niemandstage der Verliebtheit

Suhrkamp/Frankfurt am Main 1989 Erzählungen

Unaufhaltsame Entzweiung

Suhrkamp/Frankfurt am Main 1993 Erzählungen

sonstige Werke

Das Kind oder Die Vernichtung von Neuseeland (Schauspiel),
Body-Building (Schauspiel),
Wer sich liebt (Schauspiel),
An den Rand der Erschöpfung weiter (Schauspiel),
Glücklich ist, wer vergißt (Schauspiel),
Die verdammte Marie (Schauspiel),
Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf (Monolog),
Mach nicht den Tag zur Nacht (Drama),
Drei Fische für zwei Paare (Lustspiel),
Lehrernacht (Drehbuch),
Schundromanzen (Drehbuch),
Geliebte des Killers (Drehbuch),
Die Geldverleiherin (Drehbuch)sowie
diverse Drehbücher für die Fernsehserien DIE KOMMISSARIN und TATORT.

Literaturport ID: 890