Gernot Wolfram

Steckbrief

Vita

Gernot Wolfram wurde 1975 in Zittau/Sachsen geboren. Er wuchs im Dreiländereck in Zittau auf, eine ruhige, südlich anmutende Stadt zwischen Deutschland, Polen und Tschechien. Als Leser in der kleinen Bibliothek der örtlichen Volksarmee-Kaserne lernte er die russischen Märchenbücher kennen und las begeistert amerikanische Autoren wie Melville, vor allem den Moby Dick. Von Anfang an faszinierte ihn die topographische Nähe zu den Metropolen Prag und Berlin, die er auf Reisen mit den Eltern kennen lernte. Nach zwei auf gepackten Koffern verwarteten Jahren erhielt die Familie 1987 endlich die Genehmigung zur Ausreise aus der DDR; er zog mit den Eltern ins schwäbische Nürtingen, wo er sein Abitur machte und seine Vorliebe für Autoren wie Hans Fallada, Hermann Broch und Paul Celan entdeckte sowie für die modernen japanischen Autoren, die wirklich etwas vom Leben in den großen Städten zu erzählen hatten. Wolfram absolvierte seinen Zivildienst auf einer Kinderkrankenstation und arbeitete als Nachtwache in einem Altenheim, um Geld fürs Reisen zu verdienen. Für einen Kurzessay erhielt er 1995 den Landespreis für deutsche Sprache und Literatur/Bd-Württemberg, einen Preis, der innerhalb eines Wettbewerbs vergeben wurde.
Zum Studium ging er nach Berlin, wo er Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften an der Freien Universität Berlin studierte. Nebenbei begann er als Journalist für die Berliner Seiten der FAZ und der WELT zu schreiben, außerdem arbeitete er eine Zeitlang in der "Stiftung Neue Synagoge - Centrum Judaicum", wo er sich intensiv mit jüdischer Kulturgeschichte auseinandersetzte. Erste literarische Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien; Arbeiten für den Rundfunk und das Theater. Im Jahr 2001 schrieb er für die Schauspielerin Eva-Maria Hagen die Konzertcollage "Die Flucht auf der Einbahnstraße", das erfolgreich während des WienBerlin-Festivals im BKA-Luftschloß aufgeführt wurde. Zahlreiche Reisen nach Italien, Serbien, Montenegro, Albanien und Griechenland. 2002 erhielt er für die Geschichte "Am Radio" den Walter-Serner-Preise des Senders Freies Berlin. 2003 erschien sein Erzählband "Der Fremdländer"(DVA), der rasch in die "Südwestfunk-Bestenliste" gewählt wurde und sehr positive Kritiken erhielt. Wolfram ging als Dozent für Interkulturelle Kommunikation an die Universität Breslau (Wroclaw) und begann an seinem Roman "Samuels Reise" zu schreiben. 2004 war er Mitglied des internationalen Autorenprogramms "Scritturegiovani" und auf verschiedenen europäischen Festivals präsent, u.a. in Molde (Norwegen) bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem UN-Beauftragten Hans Blix. 2005 erschien sein Roman "Samuels Reise" (DVA), ein Road-Movie durch das Osteuropa der Nachwende-Zeit, das zum Teil heftige Debatten auslöste, weil das Buch den Ausverkauf auch solcher Stätten wie das Museum in Auschwitz thematisiert. Noch im selben Jahr erschien das Buch in Holland unter dem Titel "Reizen met Samuel". Erzählungen von Wolfram erschienen auch in der Reihe "Beste deutsche Erzähler" (DVA) und "Neue deutsche Literatur - Jahresband" (Schwartzkopff&Schwartzkopff); andere Erzählungen wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, z.B. ins Rumänische, Englische und Italienische. Weitere Publikationen in der "Süddeutschen Zeitung" und der "Jüdischen Allgemeinen". Nach seiner Rückkehr aus Polen übernahm Wolfram neue Lehraufträge zur Interkulturellen Kommunikation und interessierte sich für die Verknüpfung von wissenschaftlicher und literarischer Arbeit. Mitte 2005 sagte er beim Kulturhauptstadtbüro in Görlitz zu, ein "Studio für Literatur und Filmliteratur" zu konzipieren, ein Konzept, das schließlich in die offizielle Bewerbungsschrift aufgenommen wurde. Ende 2005 promovierte Wolfram mit einer Arbeit über Paul Celan und den Kulturzionismus in Deutschland. Er lebt als Autor und Dozent in Berlin. Er schreibt an seinem zweiten Roman und übernimmt 2006 neue Lehraufträge für Interkulturelle Kommunikation, u.a. an der Hochschule in Görlitz. Weitere Reisen nach Griechenland, Polen und Holland.

Würdigung

1995 Landespreis für Deutsche Sprache und Literatur/Baden-Württemberg
2002 Walter-Serner-Preis des Senders Freies Berlin

Aktuelles

Kann man ein Missverständnis "aufklären"? Wenn ja, dann hoffe ich, dass die meine Bücher tun können: die Schwere der Wirklichkeit, in der die Missverständnisse offensichtlich entstehen, mit der Geduld, der Leichtigkeit des Lesens zu durchdringen...Vielleicht demnächst mehr.

Werk

Eigenständige Veröffentlichungen

Veröffentlichungen in Anthologien

Small talk im Holozän - neue deutsche literatur, Erzählung "Haare"

Schwartzkopff&Schwartzkopff 2005

Doppelpass - Geschichten aus dem geteilten Fußballdeutschland, Erzählung "Ehrenvolle Behandlung"

kookbooks 2004

Orbis Linguarum, Gedichte "Mauerpark"

Universitätsverlag Wroclaw 2004

Himmelbücher. Essay "Der zerschlagene Gesang"

Stiftung Neue Synagoge 1999

Beste deutsche Erzähler 2004, Erzählung "Das Schneefeld"

DVA 2004

Monsters, Erzählung "Onkelchen"

Festivaletteratura Mantua 2004

Edit. Papier für neue Texte, Essay "Guten Morgen, Polen - Auf der Suche nach einem europäischen Lebensgefühl"

Edit 2003

Übersetzungen

Reizen met Samuel, Roman, übersetzt von Goverdien Hauth-Grubben

Gianotten 2005

Literaturport ID: 674