Raimund Petschner

Raimund Petschner (2018)
© Claudia Wasow-Kania

Steckbrief

geboren am: 17.11.1948
geboren in: Bad Vilbel/ Hessen
lebt in: Berlin, Kreuzberg

Kontakt: Ohlauerstr. 44, 10999 Berlin

Telefon: 030-6182533

Vita

Raimund Petschner, 1948 geboren als Sohn eines Juristen, den es aus Karlsbad in ein hessisches Dorf verschlagen hatte, und seiner viel jüngeren, aus dem Rheinland stammenden Frau, die gleich nach der Geburt an Asthma erkrankte, wuchs bei Großmüttern auf: in Duisburg nah am Hafen, in Frankfurt-Höchst, auch dort in der Nähe von Kieshalden und Kähnen, und im hessischen Kuhdorf Kilianstädten. Im Alter von zehn Jahren war er damit einverstanden, in ein Internat zu gehen. Die "Melanchthon-Schule", evangelisch-christlich und in der tiefsten Schwalm gelegen, hatte doch immerhin eine schöne alte Bibliothek mit Büchern aus hundert Spenden und tausendundeinem Nachlaß. In die Welt aus Regel und Ritual, Übertretung und Phantasie funkte zuweilen eine andere, große Welt hinein: der erste Mensch im Weltraum, die Kubakrise, der Kennedymord. Nach fünf Jahren im Internat zog es Petschner in die Stadt zurück, und er legte 1967 in Marburg sein Abitur ab. Er schaute wider Willen und nur für wenige Wochen als Gebirgsjäger in einer Mittenwalder Kaserne vorbei, wurde zu Recht für untauglich befunden und begann schon im Herbst 1967 zu studieren. Soziologie und Psychologie, dazu noch Philosophie waren die Fächer, von denen er sich ein vertieftes Verständnis der umgebenden Gesellschaft, doch auch der Gesellschaft im eigenen Inneren versprach. Nach zwei Jahren der Verstörung, des Flanierens durch die Gegenkultur und der konzentrierten stillen Lektüre begann er mit dem Lehrerstudium, damit eines Tages irgendwas Praktisches aus ihm werde, schloß dieses in Giessen 1973 ab und ging sofort nach Berlin. An einer Hauptschule in Kreuzberg verbrachte er die zwei härtesten Jahre seines Lebens, verzichtete nach dem zweiten Staatsexamen auf die mögliche Verbeamtung, arbeitete noch zwei Jahre an einem Ausbildungszentrum für ausländische Jugendliche und quittierte im Jahr 1982 jede Art von Schuldienst für immer. Seitdem arbeitet er für den Funk (Hörspiele, Features, Essays) und als freier Autor.

Würdigung

1983 Arbeitsstipendium des Berliner Senats für Kulturelle Angelegenheiten
1987 Alfred Döblin-Stipendium mit mehrmonatigen Aufenthalt im Alfred Döblin-Haus in Wewelsfleth
1990 "Grenzschreiber" des Landkreises Saarlouis mit mehrmonatigem Aufenthalt in der Grenzregion
1991 Arbeitsaufenthalt im Kloster Cismar auf Einladung der schleswig-holsteinischen Landesregierung

Werk

Eigenständige Veröffentlichungen

Veröffentlichungen in Anthologien

Cuvrywinter, In: Mein heimliches Auge IV

Konkursbuchverlag 1989

L-O-V-E, In: Liebesgeschichten, Hg. Jochen Schimmang

Suhrkamp 1982

Ich liebe/ liebe nicht, In: Ich lebe allein, Hg. Bettina Best

Verlag Matthes &Seitz 1979

Vergegenwart, In: Anfang sein für einen neuen Tanz kann jeder Schritt. Junge Berliner Literatur der achtziger Jahre, Hg. Janetzki/ Zimmermann1988

Literarisches Colloquium Berlin e.V. 1988

Zwei Zentner milde Verse, In: Jahrbuch der Lyrik, Hg. Christoph Meckel

Claassen 1980

Noch im Leben, In: neue deutsche literatur, Sept. 96

Einträge im Register der Literaturzeitschriften

sonstige Werke

gemeinsam mit Eveline Passet "Zeitheimat. Die Leben des Ilja Ehrenburg" (Essay, 2004), In: "Argonautenschiff", Jahrbuch der Anna Seghers-Gesellschaft



Kleine Auswahl der Rundfunksendungen:
(Die mit Sternchen gekennzeichneten Sendungen entstanden zusammen mit Eveline Passet als Koautorin.)
- "Der Luftliniengänger", Hörspiel, 1990, (Radio Bremen)
- "Klavier am Ende der Gänge", Hörspiel, 1991 (Radio Bremen)
- "Sophie und die Versuche", Hörspiel, 1991 (Radio Bremen)
- "Komplizen. Leben mit einem Roman", Funkerzählung, 1992 (SFB)
- "Die echte heiße Sonne sehen. Leben und Werk Jörg Fausers", Feature, 1994 (SFB)
- "Die Fenster, die Höhlen der Stadt/ Erkundungen in Marseille.", Feature, 1995 (Deutschlandradio)
- "Kein Fenster, keine Höhle. Wohnungslos in Paris.", Feature, 2003 (Deutschlandradio)*
- "Die eigensinnige Füllung der Tage. Von Arbeit und Eigenzeit.", Feature, 2005 (Deutschlandradio)*
- "Der unterirdische Wagen der Zerstörung und des Glücks. Die Erschütterung von Lissabon an der Schwelle zur Moderne.",
   Feature, 2006 (Deutschlandfunk)*
- "Erfahrungsseelenkunde. Karl Philipp Moritz als Schriftsteller und Psychologe", Literaturfeature, 2006 (Deutschlandradio   
   Kultur)
- "Das unergründlich Lebendige. Alberto Giacometti und die Suche nach der Wirklichkeit", Feature, 2007 (Deutschlandfunk)*
- "Mit dem Menschen kann man alles machen. Warlam Schalamow und die Erzählbarkeit des Lagers", Feature, 2007
  (Südwestrundfunk)*
- "Im Dunkeln sehen, im Leeren lesen. Die Phantasie in Zeiten voranstürzenden Wandels", Essay, 2007 (Südewestrundfunk)*
- "Tangente Süd. Die Beschreibung der Räume lohnt nicht mehr", Literaturfeature, 2008 (Deutschlandradio Kultur)*
- "Der Tag startet meist bedeckt. Hundert Jahre Volksautos", Feature, 2008 (Westdeutscher Rundfunk)*
- "Die stärkste Droge überhaupt". Literarische Sichten auf Krieg von Remarque bis Babtschenko, Literaturfeature, 2009
  (Deutschlandradio Kultur)
- "Ein Dorf im neuen Rußland. Jasnaja Poljana und das Erbe Tolstojs", Feature, 2009 (Deutschlandfunk)*
- "Das Fluidum der Welt und die Not des Lebens. L.N. Tolstoj und seine Wandlungen", Literaturfeature, 2010 (DLR)*
- "Vorbeischaukelnd am Weltuntergang. Autoren mit dem Mut zum Idyllischen heute", Literaturfeature, 2012 (DLR)

Zuletzt durch Raimund Petschner aktualisiert: 02.09.2023

Literaturport ID: 497