Willi Achten

© beim Autor

Steckbrief

geboren am: 21.3.1958
geboren in: Mönchengladbach, NRW, Deutschland
lebt in: Aachen

Kontakt: Karolingerstraße 6a, 52070 Aachen

Telefon: 0163 26 76 046

Vita

Willi Peter Leonhard Achten  wuchs in Niederküchten auf. Er besuchte das Gymnasium St. Wolfhelm in Schwalmtal und schloss es mit dem Abitur ab. Nach seinem Studium in Bonn (Germanistik) und Köln (Sonderpädagogik) wurde er Lehrer in Aachen.  Schwerpunkt seiner Arbeit sind theaterpädagogische und literarische Projekte. Willi Achten leitete zahlreiche Seminare in der Lehrerfortbildung und im Bereich literarisches Schreiben, u.a. an der Universität Köln.  

Seit den frühen neunziger Jahren arbeitet Willi Achten auch als Schriftsteller. Nach einem erfolgreichen Gedichtband (u.a. Düsseldorfer Lyrikpreis, 2. Platz) veröffentlichte er zahlreiche Romane, die z. T. durch Arbeitstipendien des Landes NRW und der Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW gefördert wurden. Für den Roman Ameisensommer (Grupello 1999) erhielt er den Diotima Literaturpreis und den Dormagener Federkiel.

Sein neuer Roman „Die florentinische Krankheit“ ist ein vielschichtiger Stadtroman. Der Neurologe Franz Gerber reist nach Florenz, um ein Experiment zu den Folgen extremer Schlaflosigkeit durchzuführen. Er vermutet auch seine Geliebte in Florenz, die ihn vor einiger Zeit unter mysteriösen Umständen verlassen hat. Sophia schrieb an einer Arbeit über Renaissancemalerei, insbesondere über den Maler Masaccio. Gerber ist besessen von der Erinnerung an Sophia und ihren gemeinsamen sexuellen Manien. Immer dünnhäutiger irrt er durch Florenz. Sucht sie. Kann nicht mehr schlafen. Er stößt auf einen Maler, der sich in erotischer Malerei ergeht und von der Idee besessen ist, dass die höchste Ästhetisierung ein Kunstakt sei, der gleichzeitig ein Tötungsakt ist. Gerber wird  in ein Komplott ebenso kunstsinniger wie kunstvoller Morde verwickelt. Ein Alptraum tut sich auf. Der Roman zeigt eine „böse“, exzessive Liebe in einer Stadt, die immer neben dem „Schönen“ auch das Abgründige liebte;  Florenz, die Stadt der Kunst, erscheint mit einem Mal als ein Ort, der nichts mehr gemein hat mit gängigen touristischen oder kunsthistorischen Lesarten.

Willi Achten war Mitglied der Gruppe „Herrenlose Zungen“ (1997-2000). Neben Willi Achten bestand die Gruppe aus den Autoren Jürgen Nendza, Hermann Josef Schüren, Sylvie Schenk und dem Musiker Ludger Singer. Sie brach gängige (musikalische) literarische Lesungen durch das Konzept des „Textkonzertes“ für einen Musiker und vier Dichter auf. Die Musik war nicht der übliche Pausenfüller zwischen einzelnen Textpassagen, vielmehr entstand ein kleines Stimmenorchester, in welchem die vier Literaten mit Hilfe der integrierten Musik fast die Rollen einnahmen, die in einer Jazzband die Spieler einnehmen: aus vier Personalstilen entstand ein Ganzes, das mehr war als die Summe seiner Teile.

Seit 2002 wurde dieses Konzept erweitert. In Kooperation mit Ludger Singer (Trompete, Posaune, Keyboards) und Heribert Leuchter ( Saxophon) gelang es einen Sound zu kreieren, der die Liaison von Text und Musik noch weiter vorantreibt. Der Jazz illustriert nicht: er karikiert und bekräftigt, reißt gegenläufige Bedeutungslinien auf, generiert den Text erst in seiner Vielschichtigkeit und (akustischen) Polyvalenz. Text und Musik treten zueinander in eine ambivalente Dominanz - mal führt der Text, mal die Musik. Die entstehenden Collagen aus Klängen und Wörtern sind komponiert und doch auch teilweise improvisiert.  Willi Achten lebt im niederländischen Vaals, nahe Aachen.  

Würdigung

Preise, Auszeichnungen
2006 Nettetaler Literaturpreis (Publikumspreis)
2003  Arbeitsstipendium des Landes NRW für „Die florentinische Krankheit“
2002  Arbeitsstipendium der Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW für „Die florentinische Krankheit“ 2001 Dormagener Federkiel
2000 Diotima Literaturpreis, Neuss
2000 Jahresgabe des Nettetaler Literaturvereins
1999 Arbeitsstipendium des Landes NRW
1996 Düsseldorfer Dichterpreis, 2.Platz Pressestimmen, Urteile

Willi Achtens "Ameisensommer", ein Roman gegen den Strich, ohne die konventionelle, greifbare Story, ist vielversprechend; er ist ein bemerkenswertes Experiment auf dem schwierigen Feld dich­terischer Prosa.
Franz Norbert Mennemeier. In: neues rheinland.

Ich finde, es ist Ihnen hier gelungen, das Geheimnisvolle, das Unverständliche zu beschreiben, was ein großer Kollege von Ihnen, [...] Paul Bowles, fünfzig Jahre lang gemacht hat,[...] keiner hat die Atmosphäre Nordafrikas so eingefangen, das gelingt Ihnen ein gut Stück hier auch, das soll ein großes Kompliment sein. Ein schönes Buch, nicht ganz leicht, fast food ist das nicht, sehr artifiziell, ein Kunstwerk.  Friedrich Riehl über „Ameisensommer“. In: WDR 3 Willi Achten - ein Erzähler von hohen Graden...
Friedrich Riehl über "Transfer" In: WDR 3.

Diese erzählfreudigen Rheinländer, N.N. und Willi Achten, haben Geschichten und Romane mit viel Lokalkolorit und  unverhohlener, wenn auch gebrochener Zuneigung für so etwas wie Heimat zu bieten: alles andere jedoch als Regionalliteratur.  Als Nach-Achtundsechziger scheuen sie sich nicht vor genauer, oft liebevoller Beschreibung von Menschen und Atmosphären; da  droht natürlich an allen Fronten ewig lauernde Sentimentalität - eine Gefahr, der sich diese Autoren tapfer, durchaus wachsam  und elegant stellen: Sous bisweilen rheinisch-derb, Achten grotesk-poetisch.
Klaus Mackowiak über "Transfer". In: Süddeutsche Zeitung.

Die Art, wie Redewendungen montiert und Beziehungs- und Alltagserfahrungen mit Umgangssprachlichem konterkariert werden gefällt mir sehr.
Ralf Thenior über "Das Privileg von Pfeffer & Salz".

Liebhaber/innen ausgefallener und raffinierter Wortrezepte werden begeistert sein... ein poetischer Leckerbissen, weit ab von Kitsch oder bemühter Humanität. ...ein Privileg, in den gelungenen Metaphern stöbern zu können. ...eine technische Virtuosität, die durchaus als Maßstab genommen werden sollte.
Silke A. Schuemmer über "Das Privileg von Pfeffer & Salz". In: Prairie: Lüttich, Maastricht, Aachen.

Mit beachtlicher Kunstfertigkeit verwebt Willi Achten die verschiedenen Handlungsstränge zu einem äußerst  anregenden und spannenden Roman. [...] Alles immer in einer klaren Sprache, oftmals lyrisch, mit schönen Bildern, eine sehr poetische Prosa Eduard Hoffmann über „Die florentinische Krankheit“. In. Belgischer Rundfunk 11/2008  

In beunruhigenden Bildern und fast filmisch anmutenden Sequenzen entwirft der Autor eine Welt voller Geheimnisse und latenter Bedrohung [...] Die Stimmung des Unwirklichen ist gut getroffen. Aachener Nachrichten über „Die florentinische Krankheit“. Eine wundersam versponnene Geschichte, in der nicht nur eine obsessive Leidenschaft zum Thema wird, sondern auch die abgründige Schönheit der Kunststadt Florenz im Mittelpunkt steht. [...] Die dunklen Klangfarben des Romans sind bestimmt von manischer Erotik und Melancholie. Grit Schorn  über „Die florentinische Krankheit“. In: Aachener Nachrichten 9/2008  

Willi Achten lässt die Erinnerungsbilder seines Protagonisten leuchten wie Träume eines Süchtigen, die man nicht so schnell wieder vergisst. Der Sprachstil verändert sich und die kurzen, oftmals wie gehetzt wirkenden Sätze beginnen zu fließen. Als Kulissen der Liebesszenen dienen meist Inseln, das Meer, Wüsten; Welten aus Wasser und Sand; weite, ungestörte, schier unbegrenzte Lebens- und Liebesräume, in denen jede Bewegung ein Tanz wird. Achten gewährt uns durch seinen Protagonisten einen aufregenden Blick hinter die Fassaden touristischer Attraktionen und konfrontiert uns mit der dunklen Seite der Schönheit. Dabei knüpft er geschickt ein dichtes Netz von Bildern und Geschehnissen, das den Abgrund zwar stets ahnen lässt, ihn aber gleichzeitig verbirgt. Man muss sich als Leser keine Sorgen machen, abzustürzen, weil der Autor gleich mehrere Netze gespannt hat. Ganz unterschiedliche Handlungsstränge, Erzähl- und Zeitebenen sind so geschickt miteinander verknüpft, dass man zwischenzeitlich das Gefühl hat, eingesponnen zu werden. Es ist nicht die Furcht vor dem freien Fall, die einen lesend beschleicht, sondern die Angst nicht springen zu können und den Boden der Wirklichkeit aus den Augen zu verlieren, wie der Ich-Erzähler. Hermann Josef Schüren über „Die florentinische Krankheit“. In: Signum 6/2009    


Mit fragmentarischen Szenen, durchsetzt mit  Spezialwissen zu Drogencocktails, Plastinierung oder Kunstgeschichte, gelingt es ihm eine geheimnisvoll wabernde, delirierende Stimmung zu erzeugen und zu halten. Kirsten Dyrda über „Die florentinische Krankheit“. In: Schnüss 2/09  

Der raffinierte wie ambitionierte Thriller über einen bizarren Schönheitskult [...] FOCUS 11/2009  

Der Autor webt dabei ein Netz mit einer authentischen Tiefenstruktur, inspiriert von den poetisch strukturierten Bildern florentinischer Renaissancemaler. Dass in dieser Stadt „alles mit allem verknüpft scheint“, wie der Erzähler gegen Ende des Buches konstatiert, markiert hierbei gleichzeitig das poetologische Prinzip des Romans, in dem jeder Erzählstrang in einen Fluchtpunkt läuft, aus dem er ungleich wieder entsteht. Dieser unsichtbare Konzentrationspunkt im Text, wie im Bild, meint jedoch das Nichts, das Ungesagte, das Abwesende, aus dem sich Energien der Melancholie ebenso wie der Suspense freisetzen, denen sich der Leser bei Willi Achten auf eindrucksvolle Weise und bedingungslos ausliefern darf. Sebastian Polmanns über „Die florentinische Krankheit“. In: Am Erker  6/2009  


Und während man ihm [dem Erzähler] durch den historischen Stadtkern von Florenz folgt, hat man Gassen und Plätze wie bewegte Szenarien vor Augen. M;an kann die Stadt förmlich riechen, schmecken, hören und fühlen. Willi Achten ist hier ein Kunststück sinnlicher Beschreibung gelungen. [...] Die florentinische Krankheit ist eine außergewöhnliche Mischung aus Stadtroman und Krimi, Kunstbetrachtung und Liebesgeschichte, und der Reichtum von Florenz spiegelt sich in sprachlicher Opulenz. Christel Wester über „Die florentinische Krankheit“. In: Mosaik, WDR 3  


[...] ist die Geschichte aber spannend konstruiert. Sie hat einen guten Plot, interessante Charaktere und eine gelungene Vernetzung verschiedener Handlungsstränge; sie ist sprachlich dicht und mit poetischer Eleganz erzählt. Günter Nawe über „Die florentinische Krankheit“. In: Kölnische Rundschau. 21.05.2009  
   
   
   

Literaturport ID: 1597