Leselampe

2016 | KW 30

© Johanna Ruebel

Buchempfehlung der Woche

von Jutta Person
Literaturkritikerin und Kulturwissenschaftlerin

Joann Sfar
Die Katze des Rabbiners

Alles fängt damit an, dass dieser Kater nicht nur denken, sondern auch sprechen kann. Seit er einen Papagei gefressen hat, verwickelt er seinen Rabbi in immer raffiniertere Logik-Duelle.

Die phantastische Graphic Novel von Joann Sfar präsentiert einen drahtigen, fast ausgemergelten Supertopchecker, der mit seinen übergroßen Ohren an ägyptische Katzengottheiten erinnert. Nachts schleicht dieser Gentleman-Gauner durch die Gassen einer algerischen Stadt, tagsüber schnurrt er im Schoß der Rabbinertochter. Und glänzt mit jüdischem Witz und gottlosen Kommentaren. Vom Algerien der zwanziger Jahre wie auch von jüdischen Glaubenspraktiken (Handhabung des Gebetsriemens, Fortbewegung am Sabbat, Umgang mit unkoscheren Speisen) bekommt man auch etwas mit, ohne dass der Wissenserwerb oder andere didaktische Missionen unangenehm im Vordergrund stünden.

Wort und Bild gehen beim französischen Comic-Großmeister Joann Sfar eine gradezu perfekte Verbindung ein: so durchtrieben-komisch der Text, so galant-straßenkateresk auch die Zeichnungen. Hoffentlich wird dieser skeptische, trotzdem durchaus menschenfreundliche Kabbala-Kater bald auch hier berühmt.

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2016

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