Leselampe

2017 | KW 48

Buchempfehlung der Woche

von Christoph Links
Verleger des Ch. Links Verlages, Berlin

Christoph Hein
Trutz
(Roman), Suhrkamp Verlag, Berlin 2017

Der große Erzähler und Zeitchronist Christoph Hein legt mit „Trutz“ einen fulminanten, fast 500-seitigen Roman vor, der die Geschichte zweier Familien im dramatischen 20. Jahrhundert erzählt. Es geht um eine deutsche Familie, die während der NS-Diktatur in die Sowjetunion emigriert und dort in die Mühlen des Stalin‘schen Terrors gerät. Der Sohn findet einen russischen Freund, dessen Vater die beiden in Mnemotechnik, einer besonderen Art des Gedächtnistrainings, ausbildet, was ihnen beiden später große Probleme bereitet. Denn die autoritären Gesellschaften belohnen das Vergessen, nicht aber das Gedächtnis. Sie wollen nicht an Widersprüche und frühere Lügen erinnert werden.
In sachlichem Ton breitet Hein detailgetreu ein zeitgeschichtliches Panorama aus, das er in seiner Vielschichtigkeit klug zu verknüpfen vermag. So ist die spannende Lektüre nicht nur eine literarische Freude, sondern auch ein historischer Erkenntnisgewinn.
Beeindruckend ist Christophs Heins Produktivität der letzten Jahre. Erst 2016 ist sein erfolgreicher, vielfach übersetzter Entwicklungsroman „Glückskind mit Vater“ erschienen, und für 2018 steht bereits der nächste Band zu erwarten.

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