Die Brandenburger Literatouren sind mit freundlicher
Unterstützung der Landeshauptstadt Potsdam und des
Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur
des Landes Brandenburg in den Jahren 2008 und 2009 entstanden.

Matthias Körner

Die wahre Geschichte von Strittmatters Laden

Matthias Körner
Überlandreise

Matthias Körner

»Die wahre Geschichte von Strittmatters Laden«

Fotos: Matthias Körner



Ich stehe vor dem „Laden“; vor „Strittmatters“. Davor steht ein Holzschild, das in seiner Form dem Naturschutzzeichen ähnelt, aber statt der Eule ist die Zahl 1 darauf. Das Schild gehört zum Strittmatter-Rundweg im Strittmatter-Land, und der Laden ist die Spinne im Netz der Handlung und der Geschichten in Erwin Strittmatters dreibändigem Roman „Der Laden“, und zugleich ist er auch das Kindheitsrefugium des Schriftstellers. Hier strittmattert es allüberall. Im Buch heißt das Dorf zum Laden Bossdom, im richtigen Leben Bohsdorf. Aber was ist das richtige Leben? Ist die Andersnennung vielleicht die Strittmattersche Variante des berühmten Brechtschen V-Effektes. Schließlich holte Brecht das unbekannte Ladenkind an sein Berliner Ensemble. Dort geriet der Schreiber aus dem Lausitzer Dorf zwar mit seinen dramatischen Versuchen in eine Sackgasse, aber geschadet hat die prominente Förderung nicht. Anders als bei Brecht, wo durch Verfremdung Realität sichtbar werden soll, vernebelt Strittmatter mit seiner Vermischung von Wahrheit und Flunkerei, von hinzu- und weggenommenem Leben, und löst so bei vielen Lesern einen Nachforschungsreiz aus, und sie werden zu Bohsdorf-Besuchern. Zunächst war der Entdeckerdrang auf die handelnden Orte und Romanfiguren konzentriert, zunehmend gerät aber der Autor selber ins Visier der Nachforschungen.


Aus jeder Lebens-Ecke ...drängen Geschichten heran... Wie soll ich sie alle bändigen und ordnen, damit sie wenigstens Kulissen in meinem kleinen Tautropfen-Welt-Theater abgeben! (Der Laden)

Ist das Museum der Tautropfen, in dem sich Erwins Welt-Geschichte spiegelt?
Ein Bus hält auf der Dorfstraße, der Laden ist touristischer Anfahrtspunkt zwischen dem Spreewald, den Pückler-Parks in Branitz und Muskau und einer im Nachbarort aus Belgien angewehten Confiserie, die die Schokoladenseite der Lausitz verspricht.
Die Bustouristen erobern den Bürgersteig und sammeln sich vor der Museumstür.
Ob das da drin aussieht wie im Film-Laden, orakeln sie? Die meisten von ihnen haben den ARD-Film nach Strittmatters Roman gesehen.

„Wie im Film, sagen meine Söhne...
Wie im Film? Mag sein, daß meine Söhne recht haben; denn der Film lebt von Klischees, doch die Menschen liefern sie ihm, und er liefert sie den Menschen zurück.“
(Der Laden)

Und funktioniert nicht auch so ein Museum: Es friert die Zeit ein zum Klischee, und allmählich entweicht die Wahrheit?
Der Laden füllt sich mit den Busleuten, und ich gehe rüber zur Schautafel am Begegnungszentrum des Strittmatter Vereins. Unter dem Plakat-Kopf von Erwin Strittmatter tobt auf einer Magnettafel die gerade ausgebrochene Schlacht um die Vergangenheit des Autors.

„Und der Prophet sagt: Wenn ihr raus wollt aus dem Teufelskreis der Klischees, dann ändert euer Leben!“ (Der Laden)

Das war wohl auch für den Autor schneller geschrieben als gelebt.
Die Busgruppe bricht auf zur Schokoladenseite der Lausitz.
Ja, Zeitchen vergeht, um mit den Worten des Dichters zu sprechen.
Als ich das letzte Mal hier war, lebte Heinrich Strittmatter, der Bruder Erwins, noch in dem Haus. Im Roman ist das der Heinjak. Ich war für Aufnahmen zu einem Radio-Feature über die „wahre Geschichte des Ladens“ gekommen. Die Klingel, die jetzt namenlos ist, verkündete in Großbuchstaben „Strittmatter“.
Darüber staunte ein älteres Ehepaar mit zerlesenen Laden-Büchern unterm Arm.
Mensch, der wohnt hier sogar selber noch, sagte die Frau.
Der Mann zweifelte: Der ist doch tot.
Ich klärte auf, der Bruder ist das, der hier wohnt.
Der Mann nörgelte weiter: Da geh’n wir wieder, das Buch ist schließlich vom Erwin. Wir bleiben! bestimmte die Frau. Hauptsache Strittmatter und Hauptsache selber hier wohnen.
Aber auch nach mehrmaligen Klingelwiederholungen kam kein Strittmatter aus der Tür.
Da suchen wir eben nach jemand anderem, sagte der Mann.

„Wenn ich sitze und zuschaue, wie sich der Tag mehr und mehr aus dem Geäst der Apfelbäume und Erlen hinter dem Bach herauszieht, taucht plötzlich Müllers Polde ...vor mir auf; Müllers Polde, der als Begleiter des Vaters durch die Geschichten aus der aktiven Dienstzeit ging...
Müllers Polde, ein Mann den ich nie sah, eine literarische Figur also, die so lange leben wird wie ich lebe, und jetzt, da ich hier von ihr berichte, vielleicht noch ein bißchen länger.“
(Der Laden)

Nach solchen Figuren suchen die Leute. Hier in Bohsdorf und in ihrem eigenen Leben.
Manche Handlungsorte sind verschwunden, in der Zeit und mit der Zeit. Und viele Romanfiguren-Lebensvorlagen sind dem Leben entronnen, und mancher von denen ist nicht mal mehr auf dem Friedhof zu finden, sie haben ihre Aufenthaltsdauer selbst dort, wo sie „Liegezeit“ heißt, überschritten. Der Verein sammelt ihre Grabsteine im Hof des Ladens. Anderswo entschwinden die „Unvergessenen“ im Nebel der Geschichts- und Geschichtenlosigkeit und ihre Namen werden auf den Grabsteinen ausgelöscht, um Platz zu machen für neue „Unvergessene“ oder um den Reststein zu Schotter zu recyceln. Friedhofsordnungen wirken wie Alzheimer. Ich bin mir nicht sicher, ob die geretteten Grabsteine im Laden-Hof dagegen ankommen. Von Nagork, Pauline, haben sie nur den Stein mitgenommen. Pauline ist Gott weiß wo abgeblieben.

Heinrich Strittmatter:
Wo es nun kommt, daß so viele Besucher herkommen, muß ich immer meinen alten Kopf wieder mal een bißchen offfrischen. Am Ende haben die Besucher das Buch intensiver gelesen wie ich mir das behalten habe. Es gibt wirklich Leute, die uns hier besuchen, die ham von A bis Z die drei Bücher gelesen und sind dann so begeistert.
Die kommen direkt her mit den Büchern in der Hand, alle drei Teile. Wo er lebte, sind wir nicht hergekommen. Würden Sie nicht mal die Bücher widmen, die wir hier mitgebracht haben.


Und da signierte der Heinrich gern mal die Bücher des Erwin. Und auch das Laden-Museum muß sich der Dichter mit seinem Bruder teilen. So verschmelzen die beiden zur Strittmatter-Saga.

„Es ist ja so, daß jemand mit uns über etwas spricht, oder uns über etwas aufklärt, was er nicht selber erlebt hat, sondern was er sich hat erleben lassen, und es spricht durch ihn ein anderer zu uns.“ ( Der Laden)

Ich stöberte Heinrich damals im Hof bei seinen Bienen auf. Drinnen, im Hausflur, stand der Schrank der amerikanischen Großmutter. Daran geheftet Heinrichs Entschuldigungszettel, die er, wenn er es nicht – wie an dem Tag – vergaß, unter das Klingelschild steckte: Bin bei den Bienen. Bin Einkaufen, Komme gleich wieder. Strittmatter-Honig zu verkaufen.

Heinrich Strittmatter:
Dieser Schrank ist immer mit der Großmutter von Hamburg nach Amerika gezogen. Sie hat ja vier Kinder zur Welt gebracht. Und der Großvater, der war in Amerika in einer großen Instrumentenfabrik beschäftigt. Denn hier in Deutschland hatte er damals keene Arbeit gekriegt, da ist er nach Amerika gezogen. Meine Großmutter ist dann hinterher gefahren. War denn och schwanger. Als sie gebären wollte, hatte sie Angst gekriegt. Und hat gesagt: Hier kann ich keen Kind zur Welt bringen. Sonst sterbe ich. Ich muß zu meiner Mutter nach Hamburg. Da hat sie eingepackt, und der Schrank mußte jedes Mal mit. Und das hat sie immer wieder so gemacht. Viermal ist der Schrank gewandert, nebst ’ner Truhe und ’nem Schaukelstuhl. Nu ist er schließlich hier gelandet und steht schon Jahre hier. Meine Mutter hat‘n gestrichen. Konnte ja nicht wissen, daß das mal’n Andenken wird und verfilmt.


In der Küche halbierte Heinrich erstmal ein hart gekochtes Ei samt Schale. Das war vom Frühstück übrig geblieben. Er hebelte mit dem Taschenmesser die Eihälften aus der Schale. Das blaugekochte Eigelb krümelte: Mittagessen. Mehr Zeit ließen Besucher und Beschäftigungen nicht. Heinrich spülte mit kaltem Tee aus einer Henkeltasse nach. Mit dem Handrücken fegte er die Krümel auf den Fußboden. Die Katze unterm Küchentisch blinzelte nur müde: Ei lockte sie nicht aus ihrer Bequemlichkeit!

Heinrich Strittmatter:
Das ist die Küche gewesen. Seit jeher. Das ist sogar noch der Küchenschrank von meiner Mutter, der hier drin steht. Den hab ich nie rausgegeben.
Das kleene Konsolchen mit den Gewürzen gehört och noch meiner Mutter, meinen Eltern. Zwei Stühle, die gehörten zur Küchenausrüstung, und der Küchentisch ist noch geblieben.

Heinrich Strittmatter hatte längst die 80 überschritten. Der Küchentisch war noch älter. Im Laden-Roman ist der Tisch eine Möbel-Persönlichkeit, die dem Autor Erwin Strittmatter vom Leben im Elternhaus erzählt. Die Mutter schützte den Tisch mit einer Wachstuchdecke vor den Unbilden des Lebens. Die Wachstuchdecke von Heinrich zeigte die Notwendigkeit des Schutzes: sie war übersät von dunkelstrichigen Messerschnitten. Waren darin die Geschichten gespeichert?

Unsere Küche war eine kleine Bühne, auf der das Leben seine Spiele trieb.
(Der Laden)

Dem Ausstellungsstück Tisch fehlt die Schutzdecke, und Krümel liegen erst recht nirgendwo herum, und von einer Katze keine Spur.
Wo sind die Geschichten geblieben? Gibt sie der Tisch dem Museumsbesucher preis? Oder behält er die Geschichten für sich, weil ihm das Leben entzogen ist?

Heinrich:
Der Herd hat sich ja nun erneuert. Da war früher een gemauerter Herd. Mit Kacheln und oben mit Messingband zum Tassenanhängen. Schade, daß man das alles weggemacht hat. Ja Schade.
Der Schrank kam schon von Spremberg nach Graustein und von Graustein dann hierher. Und hier ist er stehen geblieben. Alles abgegriffen. Das war meiner Mutter Stolz, das Gardinchen. Hat natürlich jetzt meine Tochter een andres rangemacht. Jede Frau hat ihre Eigenart, irgendetwas zu gestalten.
Ja von der Küche aus, da war früher ne elektrische Klingel, wenn die Ladentür aufging. Dann ging der Weg so rum in den Laden von hinten. Das ist jetzt abgeteilt, jetzt ist da ne Wand dazwischen.

Heute steht dort „Durchgang verboten“. Das Museum stemmt sich gegen die Zeit: Die Backstube will der Verein wieder zugängig machen, sagte die Vereinsfrau hinter dem Ladentisch. Sie ist eine der ehrenamtlichen Museumsleute.
Das Maul des Backofens steht offen, als warte der Ofen auf einen Schuß Brote. Aber daraus wird nichts mehr. Gern hätte der Verein darin das echte Strittmatter-Brot gebacken zum Verkauf an die Besucher, aber der Ofen ist zu marode.

Heinrich Strittmatter:
Das ist die Backstube gewesen. Na ist sie heute noch. Das ist der Backofen. Der wurde von vorne, wo das Bad jetzt vorgebaut ist, gefeuert. Dann gingen die Flamme übern Backofen in’ Schornstein rein.
Hier war’n Tisch. Und da hat er dann abends hier geschrieben. Das war warm hier drin. Davon schreibt er ja och in seinem Roman, wie er sich wohl gefühlt hat und wie ihm die Gedanken zugeflossen sind bis in die Nacht rein. Bloß die Schaben, die hier gekrochen sind, die nachts ja mobil werden, die hat er dann knistern gehört. (Lacht)
Hier in der Fußgrube, wo’s Bad draufsteht. Das war das Loch. Das hat sich och für einige Theaterstücke, die sich Erwin erdacht hatte, geeignet.
Das waren alles an den Haaren herbeigeholte Theaterstücke. Irgendwie Athleten, ich weeß es selber nicht mehr, was wir so vorgeführt haben. Jeder nach seinen Kenntnissen. Ich wollte och mal Schlangenmensch sein. Da habe ich mir dann mal so’n Reifen übern Kopp gezogen. Da ist er nicht mehr vorwärts und rückwärts gegangen. Dann mußte een Bergarbeiter den Reifen durchstemmen. Dazu war die Fußgrube gerade so passend. Da war der Reifen hier vorne, und der hat gekloppt hier. Damit er wieder aufging, hat er durchgemeißelt.

Angefangen hat die Strittmatter-Laden-Geschichte 1919, als ein Pferdefuhrwerk mit Möbeln vor dem Laden hielt und die Dorfleute die Zugezogenen „Bäckersch“ und das Entladen ihrer Habseligkeiten beneugierten.

Der große Spiegel wird ausgeladen. Sein Gesicht ist mit grauen Decken verhängt.
Von unserem Spiegel wünschen wir uns, er möge heil sein, und alles möge so bleiben, doch wärs uns nicht unlieb, wenn er zerscherbt, wenn zu sehn wär, was da wird, wenn es nicht bleibt, wie es ist.
Da ist der Spiegel. Er schaut uns an. Wir sind in ihm, ich und der Junge, der Hermann heißt, die Eichen, die Frauen, die Männer, die Kühe. Er läßt nichts und niemand aus, unser Spiegel, er benachteiligt niemand.
Der Spiegel hat Macht, Macht über die, die Verlangen spüren, gespiegelt zu sehen, wer sie sind, und wer von uns verlangt nicht danach? Bewahrt der Spiegel, was je in ihm war? Erinnere nicht auch ich mich an vieles, was ich sah?
(Der Laden)

Der Spiegel steht blank geputzt und bilderleer im Museum. Verstecken sich unter dem spiegligen Glanz am Ende doch blinde Flecken? Ich beobachte manchen Besucher, der gar nicht erst in den Spiegel sieht. Ich habe noch Heinrich mit seiner Nicht-Ordnung darin im Bild: Was jetzt sorgsam einvitrint ist, stand lose herum, und Heinrich zog aus einem Stapel alter Zeitungen eine Ausgabe von „Vobachs Modezeitung“. Sie diente der Mutter als Kompaß in die mondäne Welt und als Anleitung, diese Welt stückchenweise in Bohsdorf einzubürgern. Die Zeitung war über die Jahre brüchig geworden, und dünnhäutige Milben flitzten zwischen Schnittmusterbögen, Kaiserbildern und Lebensratschlägen.

Heinrich Strittmatter (Blättert in „Vobachs Modezeitung“):
Hier, das hat sie hier gelesen, meine Mutter: Die praktische Hausfrau. Höflichkeit in der Familie... Grüßen im Haus... Klavierspielen mit offenem Fenster tut man nicht, auch wenn man gut spielt. Besuch Kaiser Karl, der Erschte, bei Kaiser Wilhelm, den Zweiten, im Großen Hauptquartier, im Gespräch mit Generalfeldmarschall von Hindenburg.
Das war 1916/17, während des Krieges 16 bin ich geboren.
Ich hab mehr Drang für das Neue als für das ganz Alte.


Heinrich stapelte die Zeitung nicht zurück, sondern legte sie einfach auf seine Honiggläser. Die warteten auf Käufer, um die Strittmatter-Kunde nach Berlin, an die Nordsee, ins Böhmische oder bis in die Schweiz zu transportieren.

Heinrich Strittmatter:
Auf den Bauch des Glases kommt der Absender drauf, normal geschrieben. Heinrich Strittmatter, Bohsdorf, Dorfstraße 37. Und die Telefonnummer dazu und viele, die von außerhalb kommen, die wollen das eben gerne haben. Die wollen eben mit dem Strittmatter-Namen sagen, wir waren bei Strittmatters in dem Laden und haben Honig gekauft.

Heinrichs Schreibmaschine steht auch im Museum. Ein Schild daneben verkündet, daß er damit die Etiketten seiner Honiggläser beschriftet hatte. Die Bienen, das war allein Heinrichs Sache. Da gab es keine Strittmattersche Tradition. Und das Schreiben? War das nur Erwins Sache? Klapperte die Schreibmaschine nur für die Etikettenbeschriftung?

Heinrich Strittmatter:
Ja ich hab dann noch een paar Kindermärchen für meine Kinder geschrieben. Zu der Zeit, als der erste Sputnik in die Luft ging. Da habe ich dann ein paar Zukunftsmärchen gemacht. Zwei oder drei habe ich geschrieben.


(Lacht):… Vorgänger fürn „Laden“….


Also hätte eigentlich der Laden auch vom Heinrich geschrieben werden können. Aber der Erwin war eben schneller, irgendwie....

Ich gehe auch nachts ein wenig umher, sehe mir den blühenden Himmel an. Stern steht bei Stern, als stünden sie nebeneinander, obwohl einer fünf und ein anderer zehn Lichtjahre von mir entfernt ist. Ich, der hinkende Alte, werde also für einen Beobachter im Kosmos nach fünf oder nach zehn Jahren Gegenwart sein. (Der Laden)

Ich gehe im Museum vorbei an Fotos, auf denen Erwin mit seinen Pferden zu sehen ist. Dann wieder Heinrich beim Enthüllen einer Gedenktafel am Strittmatter-Gymnasium in Spremberg, oder war das die des Ladens der Großeltern in Graustein...
Und als ich aus dem Laden in das gleißende Sonnenlicht trete, ist mir, als stehe vor der ehemaligen Dorfkneipe ein Reiterstandbild mit Erwin, dem Ladenflüsterer, hoch zu Roß. Aber wie bei einem Hologramm ändert sich der Kopf je nach Betrachtungswinkel von Erwin zu Heinrich und von Heinrich zu Erwin.....

Wo nur erfahre ich endlich die wahre Geschichte des Ladens!

Der Laden. Erwin-Strittmatter-Verein e.V.
Dorfstraße 35, OT Bohsdorf
03130 Fellixsee
Tel.: 0049 (0)3 56 98- 221
Di.-Fr. 13-17.00 Uhr, Sa.-So. und Feiertage 10-12 und 13-17 Uhr

Informationen zum Strittmatter-Rundweg finden Sie hier: www.strittmatter-verein.de



Im nahen Spremberg erinnert eine Ausstellung im Heidemuseum an Erwin Strittmatter:

Kreismuseum des Landkreises Spree-Neiße
Schlossbezirk 3
03130 Spremberg
Tel.: 0049 (0)35 63 60 23 50
Di.-Fr. 9-17.00 Uhr, Sa.-So. und Feiertage 14 – 17 Uhr

Ich sehe von der Ladentür aus zurück: Da vorn war die Dorfkneipe mit Saal, einst Umschlagplatz für Geschichten und Liebe, längst ist daraus ein Wohnhaus geworden, daneben der Abzweig zur Grube Felix. Die hat sich zu einem Badesee mit Datschensiedlung umgewandelt. Neu im Dorfbild ist eine bunte Hinweistafel. Auf der schlängelt sich der aufgemalte Strittmatter-Rundwanderweg. Die realen Ortsbezeichnungen sind mit den ladenromansprachigen ergänzt. Das ist sozusagen das Navigationssystem im Schmelztiegel von realer Welt und Roman-Welt. Die Tür vor mir führt ins Allerheiligste beider Welten. Heute wartet dahinter das Laden-Museum mit allerlei Reliquien, mit Puddingpackungen verschiedener Weltsysteme und mit rissigen Dauerbackwaren. Letztere zeichnen für das Bäckerei“feeling“ verantwortlich, obwohl ihnen längst der Frische-Brot-Duft ausgegangen ist. Ist hier die Wahrheit zu finden über Erwin Strittmatter und die Welt?