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aber auch heimische Sagen,
Eindrücke klassischer Autoren,
und einen kleinen literatur-
geschichtlichen Überblick.

Stadtbibliothek

Steckbrief

Stadtbibliothek

Bibliothek

14712 Rathenow
Schleusenplatz 4
Tel.: (03385)51 26 83
Fax: (03385)51 26 87
stadtbibliothek@rathenow.de

Info

Geschichte der Stadtbibliothek Rathenow

Die Stadtbibliothek Rathenow wurde 1909 auf Initiative des Lehrers, Heimatforschers und damaligen Stadtarchivars Walter Specht eingerichtet, nach mündlichen Überlieferungen in einem Raum des Landratsamtes. Den Anfangsbestand von ca. 700 Bänden stellte der Landrat von Miquel aus seinem privaten Besitz zur Verfügung. Die fast hundertjährige Geschichte der Stadtbibliothek ist gekennzeichnet von Höhen und Tiefen gleich jenen in der Gesellschaft, insgesamt aber doch von einer kontinuierlichen Entwicklung. Bereits 1920 zählte der Bestand 3.425 Bände und 642 Leser mit 12.000 Entleihungen. Schon damals wurden die Bücher unentgeltlich verliehen.

1933 begann auch für die Stadtbibliothek eine unrühmliche Zeit. Der damalige Leiter, Schuldirektor Sommerfeld, wurde abgelöst und die Bibliothek auf die Ziele der neuen Machthaber ausgerichtet.

Theken - Ausleihe 1956
In dem Artikel "Volksbücherei und Woche des deutschen Buches" verwies die damalige Bibliotheksleiterin schon mal auf die im Bestand vorhandene "reichhaltige Kriegsliteratur";.

Zu jener Zeit hatte die Bibliothek ihr Domizil in der Jahnschule. Als diese Schule 1943 teilweise Lazarett wurde, mußte auch die Bibliothek weichen und wurde in einem weit kleineren Ladenraum (Duncker-Str. 15) untergebracht, in der Ausstattung nur auf das Notwendigste beschränkt. Trotzdem stieg die Nutzung der Bibliothek auf 1.424 Leser mit über 23.000 Entleihungen, womöglich auch auf Grund der besonders guten zentralen Lage.

Im Chaos der letzten Kampfhandlungen in Rathenow Ende April 1945 wurde auch die Stadtbibliothek stark in Mitleidenschaft gezogen, der Bestand wurde z.T. entwendet oder einfach auf die Straße geworfen, nur kümmerliche Reste und wenig brauchbare Literatur für einen Neuanfang waren noch verblieben.

Aber bereits am 1.Oktober 1945 wurde die Stadtbibliothek in der Duncker-Str. wieder eröffnet. Nach mehreren Umzügen (Bergstr., Lyzeum Schleusenstr., Ausleihstellen in Rathenow/West und Jederitzer Str.) zog die Stadtbibliothek im Mai 1953 für die nächsten 44 Jahre in das Haus Rosa-Luxemburg-Str. 5. Unter der Leitung des Bibliothekars Rudi Gernitz (ab 1956) entwickelte sie sich nun zu einem Zentrum der Literaturversorgung für den gesamten damaligen Kreis Rathenow.

Mit seinem Weggang in den regulären Ruhestand im Jahre 1990 ging auch eine ganze Ära Bibliotheksgeschichte zu Ende, wie sie sich in der sozialistischen Zeit entwickelt hatte. Unter seiner Leitung wurde insbesondere das lückenlose Netz der öffentlichen Bibliotheken im Kreis geknüpft, das die Literaturversorgung bis in den letzten Winkel des Kreises Rathenow gewährleistet hatte. Über 50 nebenberuflich beschäftigte Mitarbeiter, einige davon Jahrzehnte lang, haben daran mitgewirkt. Noch 1988 sind auch die Stadtbibliotheken Premnitz und Rhinow in dieses zentralisierte Bibliothekssystem integriert worden. Zu diesem Zeitpunkt umfaßt der Personalbestand 21,2 Stellen mit 24 Personen.

Eigens für den Bestandsaufbau wurde 1986 im Hofgebäude Schleusenstr. 3 eine neue Abteilung eingerichtet, die sogenannte "Zentrale Einarbeitung". Dort wurden jährlich ca. 9.000 neue Medien bibliothekstechnisch und katalogmäßig für alle Einrichtungen des Kreises bearbeitet.

Auch die Ausleih- und Leserzahlen weisen einen wohl nie wieder erreichbaren Leistungsstand auf. Allein für die Stadt Rathenow waren es im Jahre 1988 über 160.000 Entleihungen und 6.582 Leser.

Am 7. Oktober 1989, anläßlich des 40. Jahrestages der DDR, wurde im Rahmen der feierlichen Einweihung des neu erbauten Stadtzentrums auch die Galerie "Prisma" eröffnet. Zur räumlichen Entlastung zog die Bibliothek mit dem gesamten Schallplattenbestand (ca. 7.000) und dem Kunstbuch-Bestand dort ein.

Das bleibt aber aufgrund der Strukturveränderungen nach der Wende nur eine kurze Episode. Der Umbruch in der Gesellschaft nach der Wiedervereinigung bedeutete auch für die Bibliotheken eine tiefe Zäsur. Mit dem Abschied von den zentralistischen Strukturen wurden die Bibliotheken in die Eigenverantwortung der Kommunen übergeben, eine aufregende Zeit und ein langer Prozeß. So hatte es denn auch bis 1994 gedauert, daß die Stadtbibliotheken in Premnitz und Rhinow wieder in die kommunale Hoheit zurück genommen waren.

Für die Leistungsfähigkeit der Bibliothek bedeuteten die Ereignisse der Wendezeit einen absoluten Einbruch. Im Wechselspiel zwischen Bedarf und Angebot waren auf beiden Seiten die Defizite zu beklagen. Die Bürger in den sogenannten neuen Bundesländern haben so gravierend ihre Lebensgewohnheiten geändert, ändern müssen, was sich in ihrem Freizeitverhalten, natürlich auch hinsichtlich der Bibliotheksbenutzung auswirken mußte. So hatte sich die Gesamtausleihe auf 66 % reduziert. Aber Arbeit gab es trotzdem mehr als genug. Das Haus konnte von Grund auf renoviert und rekonstruiert, z.T. mit neuem Mobilar ausgestattet werden.

Dabei wurde auch so manches schöne Element dieser bis dahin noch gut erhaltenen Jugendstil-Villa wieder zutage gefördert. Auch sind damit die Voraussetzungen geschaffen worden für die Wiedereingliederung der beiden Abteilungen Galerie und Zentrale Einarbeitung unter das gemeinsame Dach der Bibliothek.

Bei der inhaltlichen Arbeit ging es vor allem um die Bestandssichtung. Die breit gestaffelten Titel, mitunter im zweistelligem Ausmaß, wurden einfach nicht mehr gebraucht und natürlich mußte Platz geschaffen werden für Neues.

In den folgenden Jahren jedoch nahm die Nutzung der Bibliothek wieder einen erfreulichen Aufschwung. Schon im Jahre 1991 hatten sich insgesamt 3.953 Leser wieder zurück bzw. neu angemeldet. Das sind 189,5 % gegenüber dem Vorjahr. Dazu beigetragen haben vor allem die großzügigen Fördermittel durch Bund und Land. Neben Büchern zu allen Genres und Wissensgebieten finden die neuen Medien wie Videos und CD´s Eingang in den Bibliotheksbestand.

Auch die technische Ausrüstung erreicht einen bis dahin nicht gekannten Modernisierungsgrad. Elektrische Schreibmaschinen, Abspielgeräte, Kopiermöglichkeiten, eine moderne Telefonanlage verändern und erleichtern die tägliche Bibliotheksarbeit in ungeahnter Weise.

1994 konnte sogar eine Fahrbibliothek in Betrieb genommen werden. Die noch vorhandenen Gemeindebibliotheken haben mit ihrem Angebot in keiner Weise mehr die Bedürfnisse der Bürger nach zeitgemäßer Literatur befriedigen können, so daß diese mobile Form der bibliotheksmäßigen Versorgung für die Landbevölkerung in vielen Kreisen des Landes Brandenburg Einzug gehalten hatte. Im Kreis Rathenow waren es anfangs 50 Gemeinden und 3 Haltestellen im Stadtgebiet, die im 14-tätigen Rhythmus angefahren wurden. Besonders die Kinder haben von diesem Angebot ausgiebig und begeistert Gebrauch gemacht.

Damit begannen aber auch die Diskussionen der Rationalisierung und der Einsparung von Personal. Aber immerhin verfügte die Stadt- und Kreisbibliothek zu diesem Zeitpunkt noch über einen Personalbestand von 11,55 Stellen.

Mit der Kreisgebietsreform im Jahre 1994 schließlich, nach der sich die Altkreise Rathenow und Nauen vereinigt hatten, standen endgültig auch die Strukturen des Bibliothekssystems zur Disposition. Der neu gebildete Landkreis Havelland sah sich nun in finanzieller wie organisatorischer Hinsicht außerstande, die Trägerschaft für 2 leistungsstarke Kreisbibliotheken mit 2 Fahrbibliotheken aufrecht zu erhalten. Die Stadt Rathenow, die seit 1992 ohnehin ihren finanziellen Beitrag für den städtischen Teil der Bibliotheksversorgung geleistet hatte, signalisierte schon sehr früh, daß sie die Stadtbibliothek in ihre kommunale Hoheit übernehmen möchte. So kam es dann zur Trennung des Bestandes und der bibliothekarischen Aufgaben wie der Übernahme von 4,0 Personalstellen.

Damit beginnt ein neues Kapitel für die Stadtbibliothek Rathenow. Noch vor dem offiziellen Termin des Trägerwechsels am 1. Juli 1997 wurde ein stadteigenes und denkmalgeschütztes Haus (Baujahr 1737), an schönem und zentralem Platz, zu Bibliothekszwecken hergerichtet. In kooperativer und kreativer Zusammenarbeit mit dem städtischen Bauamt konnten die baulichen Möglichkeiten und bibliothekarischen Anforderungen in gelungener Weise vereint werden. Und mit dem Tag der Übernahme durch die Stadt war auch der Umzug vollzogen. Ein gelungener Start und ein gutes Omen! Innerhalb eines Jahres haben 3 ABM-Kräfte die 40.000 Medien im Computer erfaßt, so daß bereits 1998 die elektronische Ausleihverbuchung Eingang gefunden hatte.

Heute präsentiert sich diese Einrichtung als ein Literatur- und Informationszentrum der Stadt mit einem reichhaltigem Angebot für alle Bevölkerungskreise und der notwendigen technischen Ausstattung für eine zeitgemäße Bibliothek.Auch trägt ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm dazu bei, das Interesse der Öffentlichkeit stets wach zu halten für die Leistungsfähigkeit der Bibliothek. Neben vielen Autoren der Region, die hier ein Podium finden, waren auch so prominente Schriftsteller oder Künstler zu Gast wie Thomas Brussig, Stephan Krawczyk, Wladimir Kaminer, Dieter Mann oder Jewgeni Jewtuschenko..

Im Mai 2004 dann haben sich interessierte wie engagierte Leser zusammengefunden, um den Verein der „Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Rathenow “ zu gründen, um diese guten Ergebnisse auch für die Zukunft sichern zu helfen.

Ort mit Bezug zur Literarischen Einrichtung