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und einen kleinen literatur-
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Sudermann-Gedenkzimmer

Steckbrief

Sudermann-Gedenkzimmer

Gedenkmuseum

Schloß Blankensee
Blankenseer Dorfstr. 1
14959 Trebbin, OT Blankensee

Das Gedenkzimmer ist sonntags von 14 - 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter: www.sudermannstiftung.de www.schlossblankensee.de.


Anreise (Pkw): B 101 bis Trebbin, dort B 246 Richtung Beelitz, im ersten Ort, Löwendorf, Abzweig nach Blankensee

Info

Ein „südliches Stück Welt“ – Hermann Sudermann (1857-1928) in Blankensee

„Wer war Hermann Sudermann?“ fragt im November 1928 der Königsberger Theaterdirektor Ludwig Goldstein in seiner Gedächtnisrede auf den Dramatiker. Drei Jahrzehnte zuvor wäre dies keine Frage gewesen. Sudermann, der Autor von Stücken wie „Die Ehre“ oder „Sodoms Ende“, ist Vorreiter der naturalistischen Bewegung in Deutschland. Fünf Wochen nach der Premiere von Hauptmann „Vor Sonnenaufgang“ wird im November 1889 sein Stück „Die Ehre“ im Berliner Lessingtheater uraufgeführt. Es folgen bis zum Ende der Spielzeit über hundert Aufführungen, mehr als 150 Theater ziehen mit eigenen Inszenierungen nach. Vier Jahre später kann Sudermann diesen Erfolg mit seinem Schauspiel „Heimat“ noch übertreffen. Das Stück, in dem der Konflikt zwischen den Vorstellungen einer überkommenden Moral, die der Vater vertritt, und der Selbstbestimmung der Tochter als Frau und Künstlerin gestaltet wird, bringt Sudermann den internationalen Durchbruch. Die Buchausgabe von „Heimat“ erreichte innerhalb des ersten Jahrzehnts nach Erscheinen mehr als dreißig Auflagen.

Jedoch ist die Zustimmung nicht allgemein. Gerade das, was die Stücke Sudermanns zu Publikumserfolgen werden läßt, die melodramatischen Elemente und die Vermischung der naturalistischen Gestaltungsweise mit Theatereffekten des Rührstücks, stößt bei der zeitgenössischen Kritik auf Vorbehalte. Besonders Alfred Kerr, aber auch Franz Mehring und Maximilian Harden kritisieren, daß sich das Bemühen um Bühnenwirksamkeit gegen die Stringenz der Handlung und der Aussage wenden würde. Dies mag ein Grund dafür gewesen sein, daß Sudermanns Ruhm lediglich eine Erscheinung seiner Zeit blieb. Mit der literarischen Moderne, ein Begriff, der überhaupt erst mit dem Aufkommen des Naturalismus geprägt wird, hat Sudermann von Anfang an wenig im Sinn. Gegen die Angriffe der Kritiker wehrt sich der Dramatiker mit einer Replik („Verrohung der Theaterkritik“, 1902). Alfred Kerr pariert mit „Die Verrohung in der Literatur. Ein Beitrag zur Haupt- und Sudermännerei“ (1903). Zu dieser Zeit liegen Sudermanns größte Erfolge schon hinter ihm. In den neunziger Jahren zu Geld gekommen, kann er 1902 für einen günstigen Preis das Schloß der überschuldeten Familie von Thümen in Blankensee bei Trebbin erwerben.

Hier, in Blankensee, hatte sich Sudermann schon seit 1897 eingemietet. Der Ort, bis zum Wiener Kongreß eine kursächsische Exklave auf preußischem Umland, soll nach den Plänen der Berliner Ansiedlungsbank ein neuer Villenvorort der Hauptstadt werden. Es stellt sich jedoch schnell heraus, daß es dafür - vor allem wegen der fehlenden Eisenbahnanbindung – an Interessenten mangelt. Sudermann, unbehelligt von Nachbarn, gestaltet Haus und Park grundlegend um. Das barocke Gutshaus erhält zwei Anbauten und wird im Innern mit italienischen Möbeln, mit schweren Teppichen und dem wuchtigen Mobiliar der Gründerzeit ausgestattet. Auch der Park wird neu gestaltet. Säulen und Büsten werden in Italien gekauft und nach Blankensee transportiert, schmiedeeiserne Gitter aus Würzburg und Sandsteinfiguren aus Potsdam beschafft. Sudermann ist dabei, sich ein Stück Italien mitten in der Mark Brandenburg zu schaffen. In Blankensee entstehen die Romane „Das Hohe Lied“ (1908) und „Die Frau des Steffen Tromholt“ (1928) sowie Teile des Erzählungsbandes „Litauische Geschichten“ (1917).

Nach dem Tod Sudermanns 1928 bewohnen sein Stiefsohn, der Dramatiker und Lyriker Rolf Lauckner, und dessen Frau, die Malerin Elfriede Thum, das Schloß. Zu DDR-Zeiten wird das Gebäude für alle möglichen Zwecke genutzt, unter anderem als Getreidespeicher. Über vier Jahrzehnte war die Anlage sich selbst überlassen gewesen, als Mitte der 80er Jahre erste Bemühungen um eine Rekonstruktion einsetzen. Doch erst in den letzten Jahren können Schloß und Park umfassend restauriert werden. Auch die Rekonstruktion des Parks ist vorangeschritten, der Italienische Garten konnte beinahe in seiner alten Gestalt wiederhergestellt werden. Bis 2004 wurde das 1994 - 1998 restaurierte Schloß von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, ab Mai 2006 als Tagungs- und Veranstaltungshaus mit Beherbergung und als Sommercafé genutzt.

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