Berliner Totentanz; über 22 Meter langes spätmittelalterliches Wandgemälde in der Turmhalle der Marienkirche zu B. vom Ende des 15. Jahrhunderts, auf dem 30 überlebensgroße Figurenpaare angeordnet waren; je ein Vertreter der geistlichen und einer der weltlichen Ständereihe bildet ein Paar mit je einem als Mumie dargestellten Toten; unterhalb der Paare stehen jeweils zwei Strophen zu sechs endgereimten Versen in mittelniederdeutscher Sprache, die märkische Sprachbesonderheiten aufweist; von den ursprünglich 60 Figuren sind 54 teilweise, von den ursprünglich 360 Versen sind etwa Dreiviertel ganz oder teilweise erhalten; entdeckt wurde der Totentanz bei einer Routineinspektion in der Marienkirche 1860 unter einer Schicht aus Tünche, vermutlich waren Bild und Text im Zusammenhang mit der Einführung der Reformation in Berlin (November 1539) übermalt worden; das Berliner Denkmal ist Teil der niederdeutschen Totentanztradition und am ehesten verwandt mit dem Lübecker Totentanz von 1463, dem Lübeck-Revaler Totentanz und einem Lübecker Druck von 1520; im Text sowie in Aufbau und Zusammensetzung der Ständerevue ist der Berliner Totentanz der Gattungstradition verpflichtet, eine Besonderheit stellt jedoch die Kreuzigungsgruppe als kompositorischer und geistig-inhaltlicher Mittelpunkt des Gemäldes dar; über den oder die Bearbeiter des Textes und den Maler des Bildes ist nichts bekannt.