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Achim an Bettina von Arnim, 11. Mai 1827

Informationen

Literaturangabe:

Vordtriede, Werner (Hrsg.)
Achim und Bettina in ihren Briefen. Briefwechsel Achim von Arnim und Bettina Brentano, hrsg. Von Werner Vordtriede, Frankfurt am Main 1961

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Achim an Bettina von Arnim, 11. Mai 1827

Arnim an Bettina

Wiepersdorf, d. 11 Mai 1827

Liebe Bettine!
Die Zeit vergeht schnell in dem blühenden, singenden Garten, dabei vielerlei zu tun an allen Orten, so kommts, daß ich erst heute schreibe. Meine Umreise über Potsdam ward reichlich belohnt, ich bedauerte, daß Du mein Anerbieten nicht angenommen hattest, bis dahin mitzugehen. In Sanssouci unzählige Nachtigallen, ein neuer schöner Garten als notwendiger Zusatz und das zerliche kleine Schlößl des Kronprinzen fast beendigt und meines Wissens nach Schinkels Zeichnung. Wie er drin Platz haben will und kann, was kümmert mich das (ein Stockwerk und nur drei Fenster auf jeder Seite) vielleicht wohnt sein Hofstaat im neuen Schlosse; aber der Garten ist mit viel Einsicht angelegt, der Vorplatz mit den Säulen zur Weinlaube gar reizend, sag dem Schinkel in meinem Namen viel Ehrendes. Auch eine neue Unteroffizierschule ist im Bau, die ihm alle Ehre macht. Zur rechten Zeit sprach ich den Präs. Bassewitz dort, der mir erzählte, wie ich einen neuen Wahltag zur endlichen Gewinnung eines Landrats anstellen sollte, was denn auch auf morgen ausgeschrieben ist. Hätte mich das nicht abgehalten, so wäre ich nach Machern zum Bockskauf und auch auf einen Tag nach Leipzig gereist. An der Elbe war ich wegen Pferdekauf und sah die Zerstörung der Deichbrücke. Die menschliche Betriebsamkeit hatte, die verdorbenen Saaten schon wieder durch andere ersetzt, ehe noch die Deiche erhöht und geschlossen waren, ein starker Regen, und es steht alles wieder unter Wasser, das selbst in die Stuben der Leute drang. Und doch gebe ich willig meinen sichern Grund und Boden gegen die schwellende Fruchtbarkeit jener reichen Auen hin.
Über die Kinder, wie sich besonders der Siegmund und der Kühnemund in der Schule machen, lasse sie ausführlich selbst schreiben. Die Briefe können mit dem Wagen hieher gelangen, den ich nächstens schicke, sobald es die Saatzeit irgend erlaubt. Aber schreibe mir auch recht bald darüber durch die Post.
Mit dem Wagen schicke doch auch die Einlette der Betten, welche Du wolltest nähen lassen, oder insofern Du keinen Näher hast, so schicke sie zugeschnitten, so mag August nähen.
Wolltest Du selber kommen, wie Du einmal Lust hattest, so müßte wenigsten für eine Aufsicht bei den Kindern gesorgt werden, freilich da weiß ich niemand. Versäumen dürfen sie jetzt nicht, es ist hohe Zeit, daß sie endlich ihre Zeit zu nutzen lernen. Schreib mir von Savigny etwas Neues, ich küsse Dich tausendmal, so auch die Kinder.
Achim Arnim

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