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Achim an Bettina von Arnim, 7. Mai 1828

Informationen

Literaturangabe:

Vordtriede, Werner (Hrsg.)
Achim und Bettina in ihren Briefen. Briefwechsel Achim von Arnim und Bettina Brentano, hrsg. Von Werner Vordtriede, Frankfurt am Main 1961

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Achim an Bettina von Arnim, 7. Mai 1828

Arnim an Bettina

Wiepersdorf, d. 7. Mai 1828

Liebe Bettine!
Ich habe seit der Abreise von Berlin keine Nachricht von Dir und den Kindern. Vorgestern schrieb ich deswegen über Jüterbog; über Dahme hatte ich Dir am 23ten einen Brief mit 80 rh gesendet. Ich habe nur noch Erfindung für allerlei mögliches Unglück und bin beständig dadurch gestört. Du erhältst, was sich jetzt zusammenbringen ließ; selbst durch zwei Stuten, die gefohlt haben, bin ich in meinen Sendungen beschränkt und kann diesmal nur 2 Pferde vorspannen. Das
Hühnervieh und die Enten legen jetzt, Puten sollen brüten. Ich denke, daß 4 Bibeln angekommen sind von Dümmler, 2 Basler sind für Freimund und Siegmund bestimmt, die beiden Hallischen für Friedmund und Kühnemund. Ermahne recht ernstlich den Kühne zur Ordnung, er hat von allen die meiste Unbesonnenheit.
Mein Bauwesen in Bärwalde beschäftigt mich jetzt sehr, ich tue es wahrlich nicht zum Vergnügen, aber die Stallung läßt sich mit allem Stützen nicht mehr halten, und ich besorge, daß ein Sturm mein Vieh zusammenschlagen kann. Da muß ich auf und nieder, nach allen Richtungen, um das Richtigste auszumitteln, ich kann mich wohl dem Archimedes vergleichen.
Aber der Mai wirkt noch in seltsamen Träumen, und so erfreute mich diese Nacht eine treffliche Musik, viel schöner als die Kantate auf Dürer, die Spielerin aber, gewiß eine Muse, geigte mit einem gewöhnlichen Violinbogen auf einer sehr faltenreich eingeknifften Halskrause, vier Stimmen sangen dazu und der Clemens riß allerlei Witze; die Lieder waren alle von mir, und zwar war es sehr merkwürdig, während ich sie sagte, sangen jene alle gleich vierstimmig. Zelter zog schon im voraus die Augenbrauen, schlug den Takt, und während die Leute sangen schrien sie zugleich, daß sie sich erstaunlich gut amüsierten.
Noch muß ich erwähnen, daß Du den Kalbskopf ja sogleich abkochen läßt, wie er ankommt, er verdirbt sonst.
Spargel war heut so wenig, daß Du für 2 Groschen in Berlin Dir denselben Genuß verschaffen kannst.
Über meine Badereise bin ich mit mir selbst noch nicht einig, in jedem Fall würde ich für den Juli nicht fortkommen und wähle vielleicht als das Wohlfeilste eins der schlesischen Bäder.
Ich küsse Dich und Heiderlitzchen und die andren Kinder. Der Himmel erhalte Euch gesund.
A. Arnim

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