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Bärens Kirchhof bei Grimnitz

Informationen

Literaturangabe:

Kuhn, Adalbert
Märkische Sagen und Märchen, Berlin 1843

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Bärens Kirchhof bei Grimnitz

Bärens Kirchhof bei Grimnitz

In der Grimnitzer Forst liegt nicht weit von dem alten Jagdschloß in der Heide ein Platz, der heißt "Bärens Kirchhof" und soll seinen Namen von einem Förster Bärens haben, der dort begraben liegt. Es sollte im Grimnitzer Forst nämlich einmal eine große Schweinsjagd gehalten werden, und der damalige Heidereuter Bärens begab sich deshalb drei Tage vorher an den Ort, den der Kurfürst hatte umstellen lassen, um die Schweine zu körnen und zu beobachten. Wie er sich nun hier befand, hörte er nach zwölf Uhr nachts eine Stimme aus einem nahe gelegenen Bruch, welche fragte: "Ist der Stumpfschwanz (oder auch der Stroppschwanz) da, der den Förster Bärens zu Tode bringen soll?" Diese Stimme hörte er in der folgenden Nacht wieder und erzählte alles dem Kurfürsten, dem er doch zu gleicher Zeit seine Vermutung äußerte, daß es Hofbediente sein möchten, die ihn furchtsam machen wollten. Der Kurfürst befahl ihm darauf, niemandem etwas zu sagen, auch die folgende Nacht zu Hause zu bleiben; statt seiner mußte aber der Büchsenspanner des Kurfürsten an der gedachten Stelle wachen und die Schweine körnen, und dieser hörte dieselbe Stimme. Am folgenden Tag ging nun die Jagd vor sich, und der Heidereuter mußte zu Hause bleiben; als aber alles beendet war, ritt er hinaus und wurde wirklich unter den getöteten Sauen eines Stumpfschwanzes gewahr, den man eben auf einen Wagen zu laden im Begriff war. Da trat er hinzu und sagte: " Du sollst mir das Leben nehmen und bist eher tot als ich?", hielt auch, als die Bauern beschäftigt waren, die andre Wagenleiter vorzuschieben, das Schwein während der Zeit, damit es nicht herunterfalle; aber weiß der Himmel, wie´s kam! Der Kopf des Schweines fiel plötzlich herunter und schlitzte dem Heidereuter mit seinen Hauern den Leib auf, so daß er in wenigen Augenblicken, nachdem er sich noch einige Mal vor Schmerz im Kreise herumgeschleppt hatte, seinen Geist aufgab. Darauf hat man ihn an dieser Stelle begraben und an jeden Punkt, wo er im letzten Todeskampf niedergesunken, einen Stein gesetzt, welche nun einen förmlichen Kreis bilden. Diese Stelle heißt bis auf den heutigen Tag Bärens Kirchhof, kein Mensch aber weiß zu sagen, zu welcher Zeit und unter welchem Kurfürsten dieser Bärens gelebt hat.

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