Hier finden Sie alles rund
um die Literatur Berlins
und Brandenburgs:
Institutionen, Archive,
Bibliotheken, Gedenkstätten,
aber auch heimische Sagen,
Eindrücke klassischer Autoren,
und einen kleinen literatur-
geschichtlichen Überblick.

Das Grab der Zigeunerkönigin in Frankendorf

Informationen

Literaturangabe:

Scharnweber, Robert; Jungrichter, Otto
Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933

zurück

Das Grab der Zigeunerkönigin in Frankendorf

Das Grab der Zigeunerkönigin in Frankendorf

Auf dem Kirchhof in Frankendorf befindet sich das Grab einer Zigeunerkönigin. Als noch mehr die Zigeuner im Land umherreisten und sich über ganz Deutschland verbreitet hatten, da wählten die einzelnen Stämme aus ihrer Mitte einen König, der von der alten Königsfamilie, die in Ägypten über die Zigeuner geherrscht hatte, abstammen mußte. Wenn er sich verheiratete und Kinder bekam, mußte aus diesen der neue König immer wieder gewählt werden. Nach dem russischen Krieg hatten die Zigeuner keinen König, sondern wählten sich eine Königin. Die war sehr schön, sah aber immer blaß aus, beinahe wie Schneewittchen. Die Zigeuner nannten sie die Rose vom Winter. Sie starb ganz jung, und die Zigeunerstämme schickten zu ihrem Begräbnis eine Menge Abgesandte. Als man sie auf dem Kirchhof in Frankendorf in der Nacht um zwölf Uhr begraben hatte in einer gemauerten Gruft, stellte man ein silbernes springendes Pferd auf den Sarg, streute Blumen darauf und verschloß die Gruft mit Brettern, die man darüberlegte. Alle Jahre am Todestag kamen Zigeuner und opferten am Grab Wein, Reis und Honig. Später wurde eine Blechkuppel über dem Gewölbe befestigt, weil die Bretter morsch geworden waren. Die Kuppel ist heute noch zu sehen. Wenn jetzt Zigeuner hinkommen, gehen sie immer nachts an das Grab.

1

Orte mit Bezug zum Text