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Das preußische Selbstbewußtsein in der Literatur

Informationen

Literaturangabe:

Walther, Peter
Märkische Dichterlandschaft. Ein historischer Literaturführer durch die Mark Brandenburg, Stuttgart 1998

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Das preußische Selbstbewußtsein in der Literatur

Das preußische Selbstbewußtsein in der Literatur

Preußen war – wenn nicht wirtschaftlich, so doch politisch – gestärkt aus den Befreiungskriegen hervorgegangen. Die im wesentlichen seit 1807 vorbereiteten Staatsreformen wurden nun auch auf das hinzugewonnene Staatsgebiet ausgedehnt. Auf Anregung Wilhelm von Humboldts (1767-1835) und nach seinem Konzept war 1810 die Berliner Universität gegründet worden, die 1828 den Namen ihres Stifters Friedrich Wilhelm III. erhielt. Von 1809-1819 leitete Humboldt, ein gebürtiger Potsdamer, die Kultus- und Unterrichtsabteilung im preußischen Innenministerium. Sein jüngerer Bruder, Alexander von Humboldt (1769-1859), fungierte seit 1827 als Ratgeber Friedrich Wilhelms III. und lebte auf dessen Einladung hin im Ostflügel des Potsdamer Stadtschlosses. Auch der kunstsinnige Monarch Friedrich Wilhelm IV., der die Romantiker wie Fouqué, Arnim, Tieck und Wackenroder gelesen hatte, versicherte sich nach seinem Regierungsantritt 1840 der Dienste Alexander von Humboldts.

Die preußische Residenz an der Havel hatte zu jener Zeit der Stadt Frankfurt an der Oder, die mit der Schließung der Universität 1811 zu einer reinen Beamtenstadt geworden war, in ihrer Bedeutung für die Kultur des Landes längst den Rang abgelaufen. Die Nähe zum Hof und zur preußischen Hauptstadt zog - oft nur für kurze Zeit – auch den einen oder andern Schriftsteller an. Balduin Möllhausen (1825-1905), ein Abenteurer, der seine Amerikareisen in erfolgreiche Bücher umgemünzt hatte, war bis 1886 ständiger Gast an der Tafelrunde Prinz Friedrich Karls in Dreilinden; Möllhausen diente Karl May als lebendes Vorbild für seine Figur des Old Shatterhand. Im Hause des Wirtschaftspolitikers Hermann Schulze-Delitzsch verkehrte Bertholt Auerbach (1812-1882), der seinerzeit populärste deutsche Schriftsteller. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Dichterpaar Charlotte und Heinrich Stieglitz wohnte Heinrich Heine während seines Potsdamer Aufenthalts im Frühsommer 1829. Der spätromantische Erzähler und Lyriker Franz von Gaudy (1800-1840) verbrachte einen Teil seiner Offizierszeit in der preußischen Residenz, und schließlich lebte auch die Herzberger Erzählerin Marie Louise von François (1817-1893) sieben Jahre lang in Potsdam.

In der Havelstadt wurde zu Beginn des Jahres 1832 die „Litterarische Gesellschaft zu Potsdam“ gegründet, in der es um die Litteraria im weiteren Sinne ging. Sie hatte wenig gemein mit den großbürgerlichen Salons der Rahel Levin und der Henriette Herz in der Hauptstadt. Die Gesellschaft in Potsdam besaß vielmehr den Charakter eines bürgerlichen Bildungsverein, in dem sich die Honoratioren der Stadt - Gymnasialprofessoren und Apotheker, Kreisgerichts- und Stadt-Baurat, Ärtzte und Buchhändler - über die neuesten Entwicklungen in der Wissenschaft und in den Künsten informierten. Getagt wurde seit 1852 im Palais Barberini. Trotz des eher provinziellen Zuschnitts der Männerrunde (Frauen durften nur bei öffentlichen Vorträgen zugegen sein) sind hier doch die geistigen Ereignisse der Zeit wachsam verfolgt und diskutiert worden. 1869 hält der aus Potsdam stammende Darwinist Ernst Haeckel (1834 - 1919) einen Vortrag vor der Gesellschaft, 1873 ist der Dramatiker Ernst von Wildenbruch (1845-1909) zu Gast, und am 6.10.1865 liest Hofprediger Grisson aus Fontanes „Wanderungen“ über das Itzenplitzsche Kunersdorf.

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