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Das Schildhorn bei den Pichelsbergen

Informationen

Literaturangabe:

Schwartz, Wilhelm
Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg, Stuttgart, Berlin 1871

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Das Schildhorn bei den Pichelsbergen

Das Schildhorn bei den Pichelsbergen

Bei den Pichelsbergen bildet die Havel einen großen See. Da soll in alten Zeiten während eines großen Religionskrieges ein Ritter, von seinen Verfolgern hart bedrängt, mit seinem Pferd hindurchgeschwommen sein. Als er nämlich auf seiner Flucht in die Landzungejenseits bei Pichelsdorf geriet, riefen seine Feinde triumphierend aus: "Jetzt haben wir ihn im Sack." Er aber faßte sich schnell, gab seinem Pferd die Sporen und setzte in die Havel hinein, und wirklich trug ihn sein treues Tier die weite Strecke hinüber bis an das diesseitige Ufer, wo er zum Andenken an seine glückliche Rettung "Schild" und "Hörn" an einem Baum aufhängte. Davon heißt die Stelle "das Schildhorn", die andere jenseitige Landzunge "der Sack", weil seine Verfolger ausriefen: "Jetzt haben wir ihn im Sack."

So wird die Sage gewöhnlich in Pichelsdorf erzählt. In Charlottenburg, d. h. im alten Lietzow, sagt man, es sei "der letzte Wendenkönig" gewesen. Bei Caputh sei die Schlacht geschlagen worden, von der er flüchtig gekommen. Er sei glücklich hinübergekommen; aber sein Adjutant, wie es heißt, der es auch versucht, sei dabei umgekommen. Weiter wird dann angegeben, er sei Heide gewesen und habe, wie er in die Havel gesetzt, gelobt, da seine Götter ihn verließen, wolle er Christ werden, wenn der Christengott ihn rette und er glücklich hinüberkäme. So sei er es denn auch nachher geworden.

Dazu stimmen ältere schriftliche Aufzeichnungen, nach denen es der Wendenfürst Pribislav von Brandenburg gewesen, welcher sich auf seiner Flucht so bekehrt hat (nicht Jazco, wie man gewöhnlich jetzt angibt). Die Sache spielt zur Zeit Albrechts des Bären in den damaligen Religionskriegen, und unsere Sage führt den bisher dunklen Punkt in der Geschichte jenes Pribislav näher aus und erklärt, wie er aus einem Heiden mit einem Male zu einem so eifrigen Christen und Freund Albrechts des Bären wurde. Denn nicht allein, daß er plötzlich in frommem Eifer den Götzentempel in Brandenburg zerstörte, er schenkte schon bei seinen Lebzeiten, da er kinderlos war, einen Teil seines Landes (die Zauche) dem Sohn Albrechts des Bären und setzte diesen dann selbst zum Erben seines gesamten Landes ein, damit es nur fortan christlich bliebe. Irgendein bedeutsames Ereignis muß da wohl diesen so entschiedenen Wechsel in seinem Verhalten veranlaßt haben.

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