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Das untergegangene Dorf Gohlitz

Informationen

Literaturangabe:

Kuhn, Adalbert
Märkische Sagen und Märchen, Berlin 1843

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Das untergegangene Dorf Gohlitz

Das untergegangene Dorf Gohlitz

Südlich von Lehnin liegt der Gohlitzsee, der seinen Namen daher hat, daß an der Stelle desselben ehemals ein Dorf namens Gohlitz gelegen haben soll. Das ist aber untergegangen durch die Strafe Gottes, denn die Bauern dort waren so übermütig und gottlos geworden, daß sie den Kindern den Hintern mit Brotkrusten reinigten. Da ist denn eines Tages ein kleiner Spring, der sich dort an einer naheliegenden Höhe befindet, plötzlich so angeschwollen, daß das gesamte Dorf mit Vieh und Menschen untergegangen ist und nichts davon übrigblieb als der große Damm, denn das ist die Landzunge, die sich noch weit in den See hinein erstreckt.

Bei hellem Sonnenschein sehen die Fischer auch noch zuweilen den Kirchturm im Wasser, und namentlich um Mittag hören sie auch wohl das Läuten der Glocken. Fischer haben diese schon hin und wieder im Netz gehabt, aber keiner hat sie bis jetzt herausziehn können, einer hatte sie schon so nahe herangezogen (es war am heiligen Weihnachtsabend), daß er sie hat sprechen hören; da hat die eine gesagt:

"Anne Susanne,
Wilte mett to Lanne (willst du mit zu Lande)?"

und die andere hat geantwortet:

"Anne Margrete,
Wii willn to Grunne scheten!"

Aber damit sind sie auch gleich verschwunden.

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