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Das versunkene Dorf

Informationen

Literaturangabe:

Veckenstedt, Edmund
Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche, Graz 1880

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Das versunkene Dorf

Das versunkene Dorf

In dem Ziegelteich bei Teupitz ist eine tiefe Stelle, die auch dann nicht wasserleer ist, wenn der Teich abgelassen wird. Abgelassen aber wird der Teich des Fischens wegen jährlich einmal. Geschieht dies, so müssen einige Arbeiter in der Nacht vor dem Tag, an welchem gefischt werden soll, in das Wasser steigen und die tiefe Stelle möglichst auszuschöpfen versuchen. Man erzählt, es habe an der Stelle, wo jetzt der Teich ist, früher ein Dorf namens Teuplitz gestanden. Das Dorfsoll versunken sein. Dort, wo das Wasser jetzt am tiefsten ist, soll die Kirche gewesen sein.

Es muß etwas Wahres an dieser Erzählung sein, wie folgender Vorgang beweist. Einst saß eine Frau mit ihrem Kind am Rand des Teiches. Die Frau hatte gestrickt. Sie hatte bei der Arbeit nicht auf das Knäuel achtgegeben. Da kollerte es in den Teich hinein, und zwar gerade da, wo das Wasser am tiefsten ist. Als die Frau den Verlust ihres Knäuels gewahr wurde, fing sie an, das Knäuel an dem Faden in ihren Händen wieder an sich zu ziehen. Sie merkte bald, daß etwas Schweres an ihm hing, zog aber ruhig weiter. Da kam plötzlich ein Kirchturm, um den sich der Faden geschlungen hatte, an die Oberfläche des Wassers. Sobald das Kind den Turm erblickte, stieß es einen Fluch aus. Alsbald versank der Turm, und eine Welle zog Frau und Kind in die Tiefe des Teiches hinab.

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