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Der heilige See

Informationen

Literaturangabe:

Kuhn, Adalbert
Märkische Sagen und Märchen, Berlin 1843

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Der heilige See

Der heilige See

Bei dem Dorf Heiligensee liegt dicht an der Havel ein kleiner See, welcher dem Dorf seinen Namen gegeben hat; man erzählt sich, hier habe vor Zeiten ein Schloß gestanden, in dem eine Prinzessin gewohnt, die sei aber verwünscht worden und das Schloß in den See gesunken. Bekmann sagt auch, er sei alle hundert Jahr mit einem silbernen Heiligen eingeweiht und das Wasser dann weit und breit abgeholt worden. Die Dorfbewohner dagegen erzählen, es habe vor alter Zeit im Dorf zwischen dem Haus des Schmieds und der Kirche ein Heiligtum gestanden, das eine große Heilkraft besessen habe, und die älteren Leute können sich noch gar wohl entsinnen, daß eine große Anzahl von Krücken, welche die geheilten Lahmen zurückließen, in der jetzigen Kirche hing. Daher soll es auch kommen, daß der Küster des Orts noch bis auf diesen Tag alljährlich sieben Scheffel Roggen für Metteläuten erhält.

Ferner sind in uralter Zeit alljährlich an einem bestimmten Tag, den jedoch keiner mehr weiß, zwei schwarze Stiere vor einen Wagen geschirrt worden, und sobald dies geschehen war, sind die Tiere nicht mehr zu bändigen gewesen, sondern sind mit aller Kraft aus dem Dorf hinaus und gerade in den See hineingestürzt, aus dessen grundlos er Tiefe sie nie wieder zum Vorschein gekommen.

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