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Der Kobold zu Jänickendorf

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Der Kobold zu Jänickendorf

Der Kobold zu Jänickendorf

In Jänickendorf hatte ein Bauer lange Zeit einen Kobold, der allerhand Dienste im Hause verrichtete, namentlich das Vieh fütterte und mit allen Hausbewohnern in gutem Einvernehmen stand. Da geschah´s, daß des Bauern Frau starb und er wiederum freite; wie´s nun bei solcher Gelegenheit wohl zu gehen pflegt, hatte man über den mannigfachen Zurüstungen zur Hochzeit nicht viel an den Kobold gedacht und ihm auch nicht seine bedungene Speise hingesetzt, so daß er endlich böse wurde, und als nun der Hochzeitstag kam und alles fröhlich und guter Dinge beim Schmause saß, nahm einen Schimmel, den der Bauer unter seinen Pferden hatte, und warf ihn mit solcher Gewalt rücklings in den großen Mengekumben, daß das eingeklemmte Tier sich nicht rühren konnte und nur die vier Beine über den Rand hervorsahen. Da wurden die Gäste bald durch das Gewieher des Tiers herbeigezogen, und nur mit Mühe konnte man das arme Tier wieder befreien; der Kobold aber ist seitdem verschwunden und hat sich nie wieder sehen lassen. Daß er aber gerade den Schimmel, den der Bauer besaß, nahm, rührt daher, daß die Kobolde diese Art Pferde nicht leiden können, und so ein Tier immer nur vier Wochen lang füttern; verkauft es der Besitzer nach dieser Zeit nicht, so läßt es der Kobold verhungern.

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