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Die Kindbetterin im Gohlitzsee

Informationen

Literaturangabe:

Kuhn, Adalbert
Märkische Sagen und Märchen, Berlin 1843

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Die Kindbetterin im Gohlitzsee

Die Kindbetterin im Gohlitzsee

Eine Hebamme aus Lehnin ging einmal von da nach der alten Ziegelei, und wie sie so an den Gohlitzsee kommt, tritt ihr da ein kleines Männchen entgegen, das sagt ihr, sie solle, ehe sie weitergehe, mit ihm kommen. Sie folgte ihm auch, und nun führte er sie dicht an den See heran, schlug mit einer Rute aufs Wasser, worauf es sich sogleich weit voneinander tat und sie trocknen Fußes hineingingen. Wie sie nun unten ankam, fand sie eine kleine dicke Frau, der mußte sie bei ihrer Entbindung beistehn, und es währte auch nicht lange, so kam ein kleiner munterer Junge zum Vorschein. Da war denn das Männlein, denn das war der Vater, hocherfreut und sagte: "Nun nimm dir auch da von dem Müll hinter der Tür, soviel du in deiner Schürze bergen kannst." Die Frau dachte zwar, das sei ja eine wunderliche Bezahlung, aber da ihr doch da unten bei den kleinen Leuten ein wenig wunderlich sein mochte, nahm sie soviel von dem Müll als die Schürze faßte, und darauf führte sie das Männlein wieder hinauf, und sie ging nach Hause. Nun war sie aber neugierig zu sehen, wie der Müll der kleinen dicken Leute aussehe, nahm einen Kienspan, denn es war finster geworden, und steckte den an, und, siehe da!, der Müll war zu schieren blanken Talern geworden. Da war sie nun eine reiche Frau, und ihre Nachkommen, die noch leben, sind´s noch.

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