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Die Pfaueninsel

Informationen

Literaturangabe:

Grässe, Johann Georg Theodor
Sagenbuch des preußischen Staates, Glogau 1868

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Die Pfaueninsel

Die Pfaueninsel

Die als Lieblingsort des Königs Friedrich des Großen berühmte Pfaueninsel bei Potsdam war zur Zeit des Großen Kurfürsten ein allgemein gefürchteter und von jedermann gemiedener Ort. Sie war nämlich der Aufenthaltsort des als Schwarzkünstler verschrienen Goldmachers und geheimen Kammerdieners des Großen Kurfürsten, Kunkel von Löwenstern, der bekanntlich auf Kosten desselben eine Glashütte an der Nuthe unweit der Wassermühlen am Hakschen Damm und eine Glasschleiferei zu Berlin errichtet hatte und bei seinen kostspieligen Versuchen zur Erzeugung der Edelsteine auf die Entdeckung des berühmten Rubinglases gekommen war. Er schlug auf dieser Insel seinen Wohnsitz auf, bis er nach dem Tod seines Herrn nach Schweden ging, und benutzte seine physikalischen Kenntnisse, um durch scheinbare Zauberkünste das Publikum von der Insel fernzuhalten. Darum wagte auch nie ein Fischer mit seinem Kahn an dem ungastlichen Ufer der Insel zu landen, denn wer es versucht hatte, mußte seine Neugierde mit dem Untergang seines Fahrzeuges büßen, das auf unerklärliche Weise wie faules Holz zerfiel oder wie ein Schwamm Wasser einsog und untersank. Sobald jemand den gefürchteten Goldmacher nur von fern sah, wich er ihm erschreckt aus, und auf der Insel selbst hatte er, nachdem ihn sein alter Diener Klaus verlassen hatte (der Heideläufer geworden war, aber im Jahr 1650 zu Berlin wegen erwiesener Zauberei hingerichtet wurde), niemanden als einen mißgestalteten Menschen, der bald nachher auch noch die Sprache verlor, ihm aber treu anhing, sowie einen großen schwarzen zottigen Hund bei sich, mit dem er durch den Wald strich, und der vom Publikum seiner glühenden Augen wegen für einen bösen Geist gehalten wurde. Auch nach seinem Tod soll sich der Geist des Goldmachers von der Pfaueninsel nicht haben trennen können und zuweilen noch jetzt dort wahrgenommen werden. Der feurige Hund aber soll sogar noch jetzt zuweilen längs dem Strand der Havel bis zu der Badebucht seines Herrn, da wo jetzt der Weg Sakrow gegenüber zur Havel hinabführt, hineilen und dann mit jämmerlichem Geheul im Wald verschwinden.

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