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Die Schlangen

Informationen

Literaturangabe:

Veckenstedt, Edmund
Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche, Graz 1880

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Die Schlangen

Die Schlangen

Nicht weit vom Schloßberg stand in Burg früher eine alte hohle Weide, die sogenannte Malks-Weide. In der Weide hat lange Zeit eine Schlangenkönigin gewohnt und jedes Jahr am 18. oder 21. März eine große Versammlung von Schlangen abgehalten. Zu den Versammlungen ist jedesmal eine ungeheure Menge von Schlangen aus allen Gegenden herbeigekommen. Der ganze Weg von der Mühle bis zum Schloßberg war dann mit Schlangen wie besät. Die Versammlungen fanden gewöhnlich bei Nacht statt. Daß dies alles wirklich so war, hat auch ein Mann erfahren, welcher in der Nähe des Schloßberges wohnte. Er wollte einmal in einer der betreffenden Nächte in die Mühle gehen, um dort zu mahlen. Plötzlich sah er eine überaus große Menge von Schlangen vor sich, mitten aber unter all den Schlangen die Königin mit einer goldenen Krone auf dem Haupt. Die Krone war besetzt mit funkelnden Edelsteinen. Der Mann wollte seinen Weg, fortsetzen, aber er wurde ein paarmal von den Schlangen gebissen. Es war ihm nicht möglich, weiter vorzudringen, so groß war die Menge der Schlangen; deshalb kehrte er nach Hause zurück. Nur auf weitem Umweg gelang es ihm, in der Nacht die Mühle zu erreichen.

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