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Die Wundertaten des Priors Wichmann

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Die Wundertaten des Priors Wichmann

Die Wundertaten des Priors Wichmann

Der Mitbegründer und erste Prior des Dominikaner-Mönchsklosters zu Neuruppin, Wichmann von Arnstein, führte ein frommes und gottseliges Leben und erhielt daher zuletzt dadurch die Kraft, große Wunderwerke auszuführen. So befand er sich eines Tages in seinem hohen Alter zur Besorgung von Geschäften seines Convents jenseits des Ruppiner Sees und war durch die Anstrengung des Weges, den er zurückgelegt hatte, sehr hungrig geworden, zumal es ihm überhaupt sehr schwer erträglich war, über die gewohnte Zeit des Essens hinaus nüchtern zu bleiben. Während er nun auf der entgegengesetzten Seite des Sees die Klosterglocke bereits das Zeichen zum Mittagsmahl geben hört, fühlt er sich vor Hunger und Durst schon zu entkräftet, um den langen Umweg um den See noch zurücklegen zu können. In dieser Verlegenheit stärkte er sich mit dem Zeichen des Kreuzes, rief seinem Begleiter zu: "Mein Sohn, folge mir mutig!" und ging geradezu über den See, und, siehe!, Gott schickte es, daß das Wasser fest und gangbar wurde und er glücklich und wohlbehalten im Kloster ankam und die Brüder in den Speisesaal führte, während sein Begleiter, den sicheren Landweg vorziehend, erst eine Stunde später eintraf. Ein anderes Mal kehrten mehrere Klosterbrüder aus entfernten Orten im Kloster zu Neuruppin ein, und ihre Zahl war so groß, daß es an Speise mangelte. Da klagte der Bruder Nicolaus, der die Küche besorgte, dem Prior seine Not, und dieser gebot ihm, zum See hinabzugehn und dort den Fischen in seinem Namen zu gebieten, daß einer von ihnen herauskäme und den Brüdern zur Sättigung diente. Bruder Nicolaus tat, wie ihm geheißen war, und, siehe!, alsbald kam ein großer Wels ans Ufer geschwommen, der ließ sich von dem Mönch greifen und diente nun der hungrigen Menge zur reichlichen Speise. - Ein Bild mit der Unterschrift: "Frater Nicolaus de Ruppino", welches diesen, einen großen Wels in der Hand haltend, darstellte, hing noch am Anfang des vorigen Jahrhunderts im Speisesaal des Dominikanerklosters zu Köln am Rhein.

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