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Geschichtsschreibung in der Mark

Informationen

Literaturangabe:

Walther, Peter
Märkische Dichterlandschaft. Ein historischer Literaturführer durch die Mark Brandenburg, Stuttgart 1998

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Geschichtsschreibung in der Mark

Geschichtsschreibung in der Mark

Die Profession als Historiker teilte Heinsius mit Gottfried Arnold (1666-1714), dem bedeutenden pietistischen Theologen, Kirchenhistoriker und Kirchenlieddichter, der 1707 als Inspektor nach Perleberg in die Prignitz kam. Seine „Unparteiische Kirchen- und Ketzerhistorie“ (1699) gilt als das erste systematisch aufgebaute Geschichtswerk in Deutschland. In dem Buch, das bis auf Thomasius und Goethe gewirkt hat, sieht Arnold die ganze Geschichte der Kirche einschließlich der Reformation als Abfall vom wahren Christentum, das allein im Wirken der Mystiker und Ketzer verwirklicht sei.

Für die Geschichtsschreibung in der Mark war das 17. Jahrhundert ein besonders fruchtbares Saeculum. Hatten schon Zacharias Garcaeus aus Pritzwalk („Folgen der Geschlechter und Taten der Markgrafen von Brandenburg“, 1582) und Andreas Angelius aus Strausberg („Annales Marchiae Brandenburgicae“) die Grundlagen für die neuzeitliche Historiographie in der Mark gelegt, so folgten ihnen nun wichtige Geschichtsschreiber und Sammler wie Martin Friedrich Seidel (1621-1693), der ein erstes Verzeichnis märkischer Schriftsteller und Gelehrter anlegte (1657), der Dichter und Historiker Heinrich Anselm von Zi(e)gler und Kliphausen (1663-1696) oder der Theologe und historische Schriftsteller Friedrich Lucä (1644-1708) – sie alle haben an der Viadrina in Frankfurt studiert. Auch der Geschichtsprofessor und Zeitungsvorleser des preußischen Königs, Paul Jakob von Gundling (1673-1731), ist mit seiner „Geschichte der Chur-Mark Brandenburg...bis zum Absterben Albrechts II.“ an dieser Stelle zu nennen.

Daneben verdanken wir den Stadt- und Heimatchronisten die Überlieferung der lokalen Ereignisse: Ganze sieben Bände umfaßt die „Beschreibung der Königlichen und Churfürstlichen Brandenburgischen mittelmärkischen Stadt Bernau“ von Tobias Seiler (1681-1741), dessen Werk, was Umfang und Gründlichkeit angeht, aus der Fülle lokaler Chroniken herausragt. Zur Fachliteratur von literarischem Wert gehört die erste Flora der Mark Brandenburg, die von dem gebürtigen Frankfurter und Hofarzt des Großen Kurfürsten, Johann Sigismund Elsholtz (1623-1688), verfaßt wurde. Als Pionierleistung auf dem Gebiet der Publizistik sei noch die Gründung der ersten wissenschaftlichen Zeitschrift in Deutschland („Freymüthige Lustige und Ernsthaffte iedoch Vernunfft-und Gesetz-Mäßige Gedancken oder Monats-Gespräche über allerhand, fürnehmlich aber Neue Bücher...“, 1688) durch Christian Thomasius (1655-1728) erwähnt, der sein Studium in Frankfurt 1679 mit der Promotion zum Dr. jur. abschloß. Das Wirken dieses bedeutenden Rechtsgelehrten markiert den Übergang zur Epoche der Aufklärung.

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