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Gubens Stammutter

Informationen

Literaturangabe:

Gander, Karl
Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreise Guben, Berlin 1894

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Gubens Stammutter

Gubens Stammutter

Die Hussiten kamen mit großer Heeresmacht vor die Stadt Guben, und die Bürger wollten ihnen widerstehen, aber sie vermochten es nicht. Die wilden Böhmen erstiegen die Mauern, drangen in die Stadt und töteten alle, Männer, Weiber und Kinder. Von Haus zu Haus wüteten sie in ihrer Mordlust, und es war nur noch eine einzige kleine Wohnung übrig. Darin saß eine Mutter vor einer Wiege und wiegte ihr Kind, und das war eine sehr fromme Mutter. Da wollten sie auch über diese herfallen. Aber Gott verblendete ihre Augen, daß das Kind ihnen als ein Kalb mit feurigen Augen erschien. Und sie hielten das für den Teufel, und es kam sie eine so große Furcht an, daß sie aus dem Haus flohen und den andern zuriefen: "Hier hat der Satanjunge gekriegt, und seine Großmutter sitzt dabei und wiegt sie!" Und alle zogen fort aus der Stadt, nachdem sie diese angezündet hatten. Da kam noch ein fremder Handwerksbursche herzu, der dem Blutbad in einem Versteck entronnen war, der tat sich zu dem Weib, und sie zeugten Söhne und Töchter und bevölkerten wieder die öde Stadt. Also wurde eine einzige Frau die Stammutter von Guben.

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