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Hermann Fürst Pückler an Bettina von Arnim

Informationen

Literaturangabe:

Conrad, Heinrich
Frauenbriefe von und an Hermann Fürst von Pückler-Muskau, München/Leipzig 1912

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Hermann Fürst Pückler an Bettina von Arnim

Hermann Fürst Pückler an Bettina von Arnim
(Mit dem versprochenen Tintenfaß, dem Totenkopf von Gips mit aufgesteckten Schreibfedern.)
Den 23. Januar 1832.
Liebenswürdige Prophetin!

Und, rief der Sperling, fort und fort den eitlen Fuhrmann umkreisend, ich sage Dir, es hilft Dir alles nichts. Du mußt sterben!
Aber da zog der Fuhrmann die weite Kappe mit einigen Schellen versehen, vom Haupte, und siehe ? es war ein Totenschädel.
Leider jedoch hattest Du, hohe Seherin, ihn schon lange vorher belehrt, daß, lebend wie verstorben, es diesem seinem Schädel immer hauptsächlich an Gehirn gefehlt hätte, eine wohltätige Kompensation der Natur für seinen gleichen Mangel an Herz ? denn wie in gewissen Fällen zwei Negationen bejahen, so entsprang, wie Du ihm einst enthülltest, aus dem doppelten Defizit negative Gutmütigkeit aus Leere.
Gestehe, daß es dennoch immer noch ein schlauer Gedanke von ihm war, Dir jetzt, aus seinem Kopfe selbst, ein von Dir verlangtes Tintenfaß zu bereiten, geschmückt mit reichem Schreibfederstrauß. (Du verstehst dieses Wortspiel.)
Läßt Du Dich nun herab, Bettina! Aus diesem Tintenfaß zu schreiben, so werden, gewissermaßen Dir zum Trotz, dennoch Geist und Erhabenheit aus des armen Fuhrmanns Schädel fließen.
Dein treuer Vogel Strauß.

[Hermann Fürst von Pückler (1785-1871) bemühte sich anfänglich um die Freundschaft Bettina von Arnims (1785-1859). Beide verkehrten im Salon von Rahel Varnhagen. In den Erinnerungen von Karl August Varnhagen wird die dem hier abgedruckten Brief zugrunde liegende Episode wie folgt geschildert: "Frau von Arnim hatte bei Rahel zum Fürsten von Pückler gesagt, sie könne ihm nicht schreiben, denn sie habe kein Tintenfaß; worauf er erwiderte, er werde ihr eines schicken. [...] Das Tintenfaß, welches er [...] sandte, war ein strahlendes Zeugnis seines sinnreichen Taktes, angemessen, prägnant, einfach, und brachte nur durch zufällige Umstände wiederum einen Eindruck hervor, den er nicht hatte berechnen können. Er hatte als Verstorbener [eines der Pseudonyme von Pückler, P.W.] einen Gipstotenkopf gewählt, der ein geräumiges Glas in sich trug, und mit Federn ritterlich geziert war. Bettina aber brach bei dem Anblick in Schreck und Tränen aus; sie sagte mir, es hätte ihr gedünkt, der tote Arnim blicke sie aus dem Kopfe an, und ich mußte dies Sinnbild eiligst wegtun und für mich behalten!-"]

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