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Peter Huchel

Informationen

Literaturangabe:

Walther, Peter
Märkische Dichterlandschaft. Ein historischer Literaturführer durch die Mark Brandenburg, Stuttgart 1998

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Peter Huchel

Peter Huchel

1953 war Peter Huchel nach Wilhelmshorst bei Potsdam gezogen. Hier wirkte er als autokratischer Chefredakteur von „Sinn und Form“ und machte die Zeitschrift mit seinem unbestechlichen Sinn für literarische Qualität, den er trotz gelegentlicher Kompromisse durchsetzen konnte, zu einer der führenden deutschen Literaturzeitschriften. Unter den Bedingungen verschärfter ideologischer Indoktrination in den fünfziger Jahren ist das eine kaum noch nachvollziehbare Leistung. Das Haus der Huchels wurde nicht nur deshalb zu einem Ort der Literatur, weil der Dichter Peter Huchel hier wohnte. In Wilhelmshorst waren oft auch Literaten zu Gast, die Rang und Namen hatte in der deutschen Literatur: Hans Mayer und Stephan Hermlin, Max Frisch und Heinrich Böll, Ernst Bloch und Hans Henny Jahnn, Uwe Grüning und Wolf Biermann. 1962 mußte Huchel die Chefredaktion der Zeitschrift abgeben, nachdem er sich wiederholt ideologischer Gängelung widersetzt hatte. Mit ihm kündigte die ganze Redaktion. Es begann die Zeit kleinlicher Repressalien und permanenter Überwachung. Gottfried Bermann Fischer, Schwiegersohn des Verlagsgründers Samuel Fischer, bot Huchel die Mitarbeit an der „Neuen Rundschau“ an, jener Zeitschrift, die einst Suhrkamp und Kasack betreut hatten, doch der Weg in den Westen war versperrt. Erst 1971 konnte die Familie ausreisen.

Das lyrische Werk Huchels ist wie kein anderes mit der Landschaft und den Bewohnern der Mark Brandenburg verbunden. Das trifft nicht nur für die naturmagischen Gedichte seines Frühwerks zu, sondern auch für sein späteres Werk, für das die Synthese von „politischem Gedicht“ und „Naturlyrik“ charakteristisch ist. Polnische Schnitter, Zigeuner, Knechte und Mägde bevölkern in den frühen Gedichten Huchels die Landschaft der Zauche, die „wendische Heide“. Später erscheinen Naturbilder als Chiffren für Bedrohung, für politische Desillusionierung und soziale Erstarrung: Etwa der „Traum im Tellereisen“ („Und die Träume flogen wie Spreu,/ warfen ins Haar die duftende Klette“, hieß es noch in „Kindheit in Alt-Langerwisch); ein Vers in „Der Garten des Theophrast“ lautet: „Sie gaben Befehl, die Wurzel zu roden“, und im Gedicht „Brandenburg“ versinkt die preußische Kalesche im Wasserschierling. Eins seiner beeindruckendsten Gedichte steht am Ende von Huchels Lebenswerk:

Todtmoos

In Todtmoos
sah ich in weißer leuchtender Schneeluft
schneeplückende Wesen fliegen.
Ich griff in den Flockenfall
Und fing nur Kälte.

Schneenarben an den Felsen,
Wegzeichen wohin? Schriftzeichen,
nicht zu entziffern.

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