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Spuk am Kesselgrund bei Gehren

Informationen

Literaturangabe:

Scharnweber, Robert; Jungrichter, Otto
Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933

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Spuk am Kesselgrund bei Gehren

Spuk am Kesselgrund bei Gehren

Einmal waren vier junge Burschen aus Gehren übereingekommen, aus dem Gräflichen Stangenholz zu mausen. Es war im Sommer bei hellem Mondschein gegen Mitternacht. Sie nahmen also ihre Gabeln und gingen los. Als sie sich zwei schöne Bäume geholt hatten, gingen sie wieder nach Hause zu. Sie kamen bis an den Kesselgrund am grünen Berg. Plötzlich blieb der vorderste Bursche stehen. Da mußte auch der zweite anhalten. Der fragte nun den ersten ganz heimlich, warum er stehenbliebe. Da sagte der zu ihm: "Ich habe leise Schritte gehört." Inzwischen kamen auch die beiden ändern Burschen heran und stützten ihren Baum auch auf die Gabeln. Alle vier horchten ganz genau. Da hörten sie, wie es leise um sie herumging; bald vor, bald hinter ihnen, dann nach rechts, dann nach links. Dann entfernten sich die Schritte. Die vier Burschen standen dicht beieinander, aber trotzdem sie jung und kräftig waren, kam sie ein Grausen an; denn die Schritte kamen wieder näher, ohne daß sie etwas sehen konnten. Da sagte einer von ihnen halblaut: "Hier ist eine Seele zuviel" und winkte den andern, und sie ließen die Bäume auf den Gabeln und gingen ein Stück weiter bis auf ein anderes Stück über die Grenze. Da hörten die Schritte auf, die immer um sie herum gegangen waren, und der Spuk ging nach dem Kirchsteig zu, der nach Drehna führt, und sie hörten den Schall jetzt so deutlich, als ob einer auf hartem Boden mit Pantoffeln ging. Frühmorgens gingen sie dann nochmals hin, holten die Bäume, sahen aber keine Spur von einem, der da gelaufen wäre.

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