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Teltower Rübchen

Informationen

Literaturangabe:

Schäfer, Gustav
Die Mark und Berlin im Spiegel der Dichtung, Berlin 1926

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Teltower Rübchen

Teltower Rübchen

Schmäht den Sand nicht; denn auf dem Sand gedeihen
Lieblich Florens Kinder und blühen reichlich.
Nur auf Sand auch wächst, was die Zier der Gattung:
Teltower Rübchen.

Rüben gibt es viel auf der weiten Erde,
Gelbe und weiße, Runkel- und Zuckerrüben;
Aber hoch ob allem, was also heißt, stehen
Teltower Rübchen.

Säet aus die Saat auf dem fetten Marschland,
Und empor wächst nichts der Erwähnung Wertes;
Aller Rüben Krone erzeugt allein die
Teltower Feldmark.

Außerhalb der Grenzen des märk?schen Gaues
Kaum genannt wohl würde das sand?ge Teltow,
Wenn nicht fernhin trügender Heimat Ruhm die
Niedlichen Rübchen.

Unter zahllos vielen, die vielgestaltig,
Spielt ihr kleinsten Rüben die erste Rolle,
Wahrlich wert drum, daß ich euch hier besing´ im
Maße der Sappho.

Selbst ein Lichtstrahl aus des Parnasses Höhe
Fiel auf euch, die kleinen, bescheid?nen Wurzeln:
Allbekannt ja ist?s, wie so gerne euch aß der
Göttliche Goethe.


[Johannes Trojan (1837-1915), Journalist, Redakteur, Schriftsteller und Brandenburg-Wanderer ("Märkische Streifzüge"), besingt ein Gemüse von kulturhistorischer Bedeutung. Die Teltower Rübchen finden bereits im Mittelalter Erwähnung. Im größeren Ausmaß wurden sie nach einem Brand angebaut, der 1711 in Teltow nur wenige Häuser verschonte. Die Kultivierung der Rübchen sollte eine neue ökonomische Grundlage für den Ort legen helfen. Als Delikatesse fanden die Teltower Rübchen Absatz am französischen und russischen Hof wie auch beim Vatikan. Seit 1801 ließ Goethe sich das Gemüse von seinem Freund Zelter aus Berlin schicken. Johann Heinrich Voß unternahm den vergeblichen Versuch, Rübchen gleichen Geschmacks mit dem originalen Samen auf dem viel reicheren Boden in Heidelberg zu ziehen.]

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