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Theodor Fontane

Informationen

Literaturangabe:

Walther, Peter
Märkische Dichterlandschaft. Ein historischer Literaturführer durch die Mark Brandenburg, Stuttgart 1998

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Theodor Fontane

Theodor Fontane

Es ist die Zeit des sich formierenden preußischen Selbstbewußtseins, dessen Ausgangspunkt in der Zeit der Staatsreformen und der Befreiungskriege zu suchen ist. Allerorten wurden Geschichtsvereine gegründet und Heimatkalender ins Leben gerufen. In der Literatur machte sich diese Entwicklung zum einen im Rückgriff auf Themen der preußischen Geschichte und zum andern in der verstärkten Hinwendung zur Geschichte und Kultur der engeren Region bemerkbar. Theodor Fontanes (1819-1898) Werk, dessen herausragende literarische Bedeutung erst nach seinem Tod erkannt wurde, reicht weit über diesen historistischen Zug des preußischen Zeitgeistes hinaus. Dennoch ist die zeitgenössische Aufnahme, die besonders seine frühen Balladen (etwa „Der alte Ziethen“, 1847) oder später auch seine „Wanderungen“ (ab 1862) erfahren haben, nicht ohne diesen Hintergrund zu denken. Die Familie Fontanes stammt von Hugenotten ab, die im Zuge des Edikts von Potsdam 1685 Zuflucht in Berlin gefunden hatten. Aufgewachsen in Neuruppin und Swinemünde, kam der Dreizehnjährige nach einem Intermezzo auf dem Gymnasium in Neuruppin 1833 nach Berlin, wo dem Abschluß der Gewerbeschule eine Lehre als Apotheker in der beruflichen Nachfolge des Vaters folgte.

Fontane übte den Beruf des Apothekers – mit Unterbrechung durch den einjährigen Militärdienst - bis 1849 an verschiedenen Orten aus, ehe er die ungeliebte Tätigkeit endgültig aufgab, um sich als freier Schriftsteller zu etablieren. Wirklich gelang dies jedoch erst ab 1876. Dazwischen lag eine Zeit, die von wirtschaftlichen Problemen und der Notwendigeit zur Brotarbeit geprägt war – u.a. als Diätar in Ministerialdiensten, als preußischer Pressebeauftragter in England, als Mitarbeiter an der „Kreuz-Zeitung“ (seit 1860) und als Theaterkritiker bei der „Vossischen Zeitung“ (seit 1870). 1844 war Fontane in den Berliner literarischen Sonntagsverein „Tunnel über der Spree“ eingeführt worden und gehörte seit 1852 dessen exklusiver Abzweigung, dem „Rütli“, an. Hier begegnete er auch Theodor Storm (1817-1888), der im selben Jahr von Husum nach Berlin übergesiedelt war und wenig später nach Potsdam zog.

Zweifel an der eigenen poetischen Begabung haben Fontane lange nicht verlassen. 1858 schrieb er an seine Frau: „Ich bin gewiß eine dichterische Natur, mehr als tausend andre, die sich selber anbeten, aber ich bin keine große und reiche Dichternatur. Es drippelt nur so. Der einzelne Tropfen mag ganz gut und klar sein; aber es ist und bleibt nur ein Tropfen, kein Strom (...)“. Im literarischen Werk Fontanes bildet die Geschichte Preußens wahlweise Thema, Kulisse und Lebensraum der Akteure, angefangen mit den Feldherrnballaden („Männer und Helden. Acht Preußenlieder“, 1850) über die „Wanderungen“ bis hin zu den sozialkritischen Altersromanen und den autobiographischen Büchern. Seine Gesellschaftsromane sind von unpathetischer Wirklichkeitsdarstellung und fein abgestufter Zeichnung der Charaktere geprägt. Im Alter mußte sich Fontane, der nicht als märkischer Heimatdichter vereinnahmt werden wollte, der Umarmungsversuche diverser Heimatvereine erwehren. Doch auf die Rolle des Chronisten hat sich der Verfasser der „Wanderungen“ niemals beschränkt. Gerade weil er Landschafts- und Menschenbilder, volkskundliche und historische Erkundungen miteinander verknüpfte, konnte er der Mark Brandenburg mit den „Wanderungen“ ein einmaliges literarisches Denkmal schaffen, das weit über seine Zeit und die Region hinaus Geltung besitzt.

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