Vater Dankow
Vater Dankow
Im Brunner Zootzen hütete ein alter Kuhhirt, Vater Dankow geheißen, seine Herde; Tag und Nacht war er inmitten seiner Pflegebefohlenen; denn anstatt abends nach dem Dorf zurückzukehren, schlief er draußen in der Hütte, die er sich auf der Koppel gebaut hatte. Eines Abends, als sich der Alte kaum in seiner Hütte zur Ruhe gelegt hat, vernimmt er eine schöne Musik. Er steht wieder auf, geht vor die Tür und horcht, kann aber niemand sehen. Als er aber um die Hütte herumgeht, bemerkt er, wie ein kleiner roter Mann dasitzt und Harmonika spielt. "Na, Vater Dankow", redet der Kleine unseren Kuhhirten an, "wie gefällt Ihnen die schöne Musik?" - "O prächtig!" erwidert der Alte. Da fährt der Kleine fort: "Wollen Sie nicht ein Tänzchen dazu machen? " -"Warum nicht? Wenn nur ein hübsches Mädchen hier wäre!" Kaum aber hat der Alte dies gesagt, so steht auch gleich ein hübsches Mädchen vor ihm, < kriegt ihn beim Krips > und tanzt mit ihm los. Da ruft Vater Dankow: "Man sacht! Man sacht! Ich kannja so dull nich mehr! "Je mehr er aber schreit, je toller tanzt sie drauflos, immer in den Zootzen hinein durch die Zacken der Bäume. Er verliert seine Schuhe, seine Mütze und zerreißt sich das Zeug. Endlich wird er von dem Mädchen losgelassen: da fällt er unter einer großen Eiche nieder und schläft dort ein.
Als die Mädchen am andern Morgen aus dem Dorf kommen, um die Kühe zu melken, wundern sie sich, daß Vater Dankow noch nicht aufgestanden ist. Als sie aber nachsehen wollen, was den alten Mann gegen seine Gewohnheit noch im Bett hält, finden sie es leer. Nach langem Suchen entdecken sie den Alten noch schlafend unter der Eiche. Sie wecken ihn auf und fragen verwundert, wie er hierher gekommen sei. Er erzählt ihnen darauf die Geschichte; die Mädchen fangen an zu lachen und sagen: "Vater Dankow, das hat Ihnen geträumt." Der aber bleibt dabei und sagt: "Seht doch, ick häbbe ja allens verloren." Daraufsuchen ihm die Mädchen Schuhe und Mütze wieder zusammen und kehren mit ihm zu seiner Hütte zurück. Und mochte später noch so schöne Musik ertönen, niemals hat sich Vater Dankow wieder dadurch verleiten lassen, spätabends seine Hütte zu verlassen.
