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Wie Hans Clauert sein Ende genommen

Informationen

Literaturangabe:

Krüger, Bartholomäus
Hans Clauert, der märkische Eulenspiegel. Nach dem Volksbuch des Bartholomäus Krüger bearbeitet von Karl Pannier, Leipzig 1900

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Wie Hans Clauert sein Ende genommen

Wie Hans Clauert sein Ende genommen.

Bald auf den Brandschaden, das nächste Jahr hernach, folgte das Sterben zu Trebbin und in den umliegenden Dörfern, weswegen sich Clauert aus der Stadt begab und in Derer von Thümen Holzung sich eine gute Zeit aufhielt, wo er den Fisch und Vogel fing, wovon er und seine Konsorten, so mit ihm ausgezogen waren, sich sättigten, so daß auch Die von Thümen ihm zuletzt sagen ließen, wenn sie nicht von dannen sich begeben würden, wollte man sie mit Gewalt wegtreiben.
Da aber Clauert die Kundschaft hatte, daß sie am folgenden Tage kommen würden, bedeckte er ein Stück Holz mit einem weißen Tuch, als ob?s ein Mensch wäre. Das Derer von Thümen Gesinde ersah und vermeinten, daß ihrer eins gestorben wäre, ließen Clauerten und seine Gesellschaft bleiben und ritten davon.
So lange sie aber in dem Busche lagen, sagte Clauert stets zu seinen Mitgesellen: ?Ach, wie wird der Tod Clauerten in der Stadt suchen, aber daselbst nicht finden.? Als er sich daselbst aber vor Kälte nicht länger verbergen konnte, da begab er sich von dannen auf den Thürdamm, wo ihn der Tod fand. Und als er zu merken begann, daß der Tod bei ihm anklopfen wollte, machte er sich näher zur Stadt in eine Scheune vor dem Thor, und ehe er sich recht zum Sterben begab, sagte er: ?Ho, sachte Tod, sachte, du wirst mich doch noch wohl würgen.? Als er immer schwächer wurde, kam von ungefähr seiner guten Freunde einer vor die Scheune geritten, darin er lag. Der fragte Clauerten, wie es ginge. Clauert sagte: ?Hei, der Tod will Sankt Velten haben und zwar ist es allhier gut sterben, denn man wird hier nicht behindert, weil wenig Leute zu einem kommen.? Er konnte also seine Büberei nicht lassen und sprach noch kurz vor seinem Ende zu seinem Weibe: ?Ach, liebe Grieta, ich merke wohl, daß ich nun nicht weiter entlaufen kann. So will ich dich noch eins bitten, das wolltest du mir ja gewähren.? Sie fragte, was es sein sollte. Er sprach weiter: ?Du weißt die Maßen wohl, daß ich den Bauern mein Lebenlang wenig Gutes bewiesen habe, und jetzo werden alle Bauern, so in den umliegenden Dörfern sterben, allhier vor dem Thore auf diesem Kirchhof begraben. Darum bitte ich dich, du wollest so wohl an mir thun und mich ja auf diesen Kirchhof bei den Bauern nicht begraben lasen, oder wir würden uns miteinander raufen und schlagen, worüber ich dann meine grauen Haare verlieren könnte.?
Als sie ihm solche Bitte zugesagt, hat er ganz kurz sein Testament gemacht und erstens Gott dem Herrn getreulich seine Seele befohlen, Eustachio von Schlieben das Vogelnetz, den Amboß dem Schmiede, die Karten und Würfel aber dem Teufel und ist alsbald darauf in Gott verschieden. Da ist also das Ende dem Leben gleich gewesen, wie ihn denn seine Margreta ihrer Zusagung nach, auch in die Stadt hat tragen lassen, wo er auf dem Kirchhof bei den Bürgern begraben liegt.
Moral.
Was man gewohnt ist in der Jugend,
Es sei gleich Laster oder Tugend,
Das hanget einem immer an,
Denn jung gewohnt ist alt gethan.
Darum von Jugend dich befleiße,
Zu leben nach der besten Weise,
Dieweil zum Bösen alle Frist
Des Menschen Herz geneiget ist.
Doch kann noch alles werden gut,
Wenn man die Sünde bekennen thut,
Gedenkt der Seel? am letzten End?,
Befiehl sie Gott in seine Händ?,
So ist?s ein köstlich Testament.

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