Mit Holger Hof Herausgeber, Berlin | Lesung Lorenz Grabow und Till Timmermann Studenten der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ | Moderation Thomas Sparr Literaturwissenschaftler, Berlin
Gottfried Benn war Arzt und Dichter, dessen schulstoffgewordene Kleine Aster in der Morgue dem toten Bierfahrer zwischen die Zähne geklemmt war. Friedrich Wilhelm Oelze war Großkaufmann und Jurist, extravagant, elegant und vermögend. Trotz oder wegen ihrer Gegensätzlichkeit verband sie eine Freundschaft, die sich, distanziert beim Sie bleibend, in einem 24 Jahre währenden Briefwechsel spiegelt.
Der Austausch beginnt 1932 und endet mit Benns Tod. Für Gottfried Benn (1886–1956) war der Briefwechsel eine Möglichkeit, sich voller Vertrauen frei zu äußern. Für Friedrich Wilhelm Oelze (1891–1978), der Benns Werk bewunderte und ihn mäzenatisch unterstützte, war die Bedeutung existentieller. „Das Höchste, was meinem Leben zu erreichen vergönnt war, ist Ihre Freundschaft. In Ihrem Namen liegt für mich höchstes Sein und tiefste Verpflichtung gleichermaßen beschlossen,“ schreibt Oelze Silvester 1935 an den Freund.
Die spannungsreiche Beziehung zwischen Oelze und Benn liegt in 1349 Briefen vor. „Wohl keine andere Korrespondenz des reich verbrieften 20. Jahrhunderts gibt ein so anschauliches Bild ihrer Zeit: politisch, gesellschaftlich, literarisch, biografisch, vor allem in ihrem Alltag.“ (Thomas Sparr) Es ist eine Zeitreise in ein beispielloses intellektuelles Gespräch in der Nazizeit, während des zweiten Weltkrieges und in den Anfängen der Bundesrepublik. Der Klett-Cotta Verlag und der Wallstein Verlag haben mit den Herausgebern Harald Steinhagen, Stephan Kraft und Holger Hof die editorische Großtat gewagt. Thomas Sparr spricht mit dem Herausgeber Holger Hof über Benn, Oelze und die Hürden der Edition. Lorenz Grabow und Till Timmermann lesen aus dem Briefwechsel.
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