Hier finden Sie einen Literatur-Veranstaltungskalender und ein Veranstalterverzeichnis für Berlin und Brandenburg.

Lea Schneider und Athena Farrokhzad

Sonntag, 19. November 2017

20:00 UHR

Veranstaltungsort

ausland

Lychener Strasse 60
10437 Berlin
http://ausland-berlin.de

Kartenansicht
Eintritt: 5 Euro

Details

Am 19. November 2017, 20:30 Uhr werden in ausland Lea Schneider und Athena Farrokhzad ihre Texte lesen und ins Gespräch kommen. Cia Rinne stellt an diesem letzten Abend von auslandSPRACHEN beide Autorinnen und Übersetzerinnen vor und führt mit ihrer Moderation durch den Abend.

 

Athena Farrokhzad und Lea Schneider sind Strateginnen eines pluralen literarischen Sinnes. Im Farrokhzads Debütband „Vitsvit“ erklingen die Stimmen der iranischen Familie der Erzählerin in Merksätzen und Zurechtweisungen. Die Anwesenheit dieser Erzählerin ist zwar um so fühlbarer, aber man hört sie selbst nur selten sprechen. Diese Perspektivierung verschärft den Blick darauf, was zwischen den Beteiligten geschieht und was sie trennt. Lea Schneiders Langgedicht „herbst in nanjing“  ist ein polyphones Gespräch zwischen acht Partnern, die in Nanjing über China sprechen, nachdenken und auch schreiben. Aus dem suchenden Kommentaren des Gruppenbilds mit der Erzählerin, schält sich der um so fragilere und komplizierte Gegenstand des Gesprächs, das Fremde, das von ihr selbst so genannte „Ultra-Unreale“ des Landes erst angemessen heraus. Beide Autorinnen engagieren sich in ihrer Arbeit auch kollektiv: Lea Schneider im Lyrikkollektiv G13, Athena Farrokhzad im poesikollektivet G=T=B=R=G. Als Übersetzerinnen, die sie beide auch sind, gehört es zur Signatur ihres Schreibens, ihr Schaffen auch in einen politischen Kontext zu stellen. Es als eine engagierte Literatur in Begegnung zu betrachten und auch als einen Kampf zu sehen, bei dem die Schrift bzw. der Klang, die sie nutzen, auch als Körper verstanden werden kann.

 

Die Veranstaltung wird simultan übersetzt.

 

Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

 

****************************************************************************************************************

 

Athena Farrokhzad wurde 1983 im Iran geboren. Einige Jahre später kam sie nach Schweden und wuchs auf in Göteborg. Ihr vielbeachtetes Lyrikdebüt "Vitsvit" wurde 2013 bei Albert Bonniers Förlag veröffentlicht. Athena Farrokhzad arbeitet bereits seit einigen Jahren im Autorenkollektiv G=T=B=R=G zusammen - 2016 erschien ihr zweiter Gedichtband „Trado“ in Kooperation mit der Rumänin Svetlana Carstean im selben Verlag. Ihre Gedichte veranschaulichen die faktische, gleichwohl oft ausgeblendete Erosion des Konstrukts vom "Skandinavischen Modell" als schwedischer Nationalidentät. Ihr letztes Buch eröffnet einen vielstimmigen Raum, in dem individuelle und kollektive migrantische Erfahrung entgegen den Zumutungen kulturalistischer Ideologie und authentizistischer Lesarten poetisch perspektiviert wird. Die Texte von Athena Farrokhzad schaffen eine vielschichtige Klang- und Sprachlandschaft.

 

Lea Schneider (*1989 in Köln) lebt nach längeren Studienaufenthalten in China und Taiwan als freie Autorin und Übersetzerin in Berlin, wo sie mit dem Lyrikkollektiv G13 an Gedicht-Performances und Formaten des kollektiven Schreibens arbeitet. 2014 erschien ihr Debütband „Invasion rückwärts“ im Verlagshaus Berlin, der u. a. mit dem Dresdner Lyrikpreis ausgezeichnet wurde. 2016 folgte das an der Grenze von Lyrik, Prosa und Bildender Kunst operierende E-Book „O0“ (in Kooperation mit Tillmann und Sebastian Severin). Als Übersetzerin und Kuratorin chinesischer Gegenwartslyrik war sie für das poesiefestival berlin, lyrikline.org und die Bundeskulturstiftung tätig. Zuletzt erschienen ihre Übersetzungen des chinesischen Dichters Yan Jun („internationaler tag der reparatur“, hochroth berlin, 2016) und die Anthologie „CHINABOX. Neue Lyrik aus der Volksrepublik“, die sie als Übersetzerin und Herausgeberin betreut hat.

 

Cia Rinne, 1973 in Göteborg/Schweden und in Deutschland aufgewachsen, Studium der Philosophie in Frankfurt, Helsinki und Athen, lebt als Autorin und Künstlerin in Berlin. Sie schreibt mehrsprachige visuelle und akustische Lyrik, die sie vorträgt und mitunter ausstellt. Von ihr erschienen sind unter anderem "zaroum", Helsinki 2001, die Online-Arbeit "archives zaroum", 2008, "notes for soloists", OEI-Editör, Stockholm 2009, die Toninstallation "sounds for soloists" (in Zusammenarbeit mit Sebastian Eskildsen 2012) und "should we blind ourselves and leave thebes", H//O//F, Moss 2013. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Bielefelder Kunstverein, bei Signal in Malmö, im KUMU Museum Tallinn, Overgaden und Den Frie in Kopenhagen und bei INCA in Seattle gezeigt. Lesungen und Performances unter anderem auf dem poesiefestival berlin, abc berlin, Louisiana Literature, Kiasma Helsinki, Fondation Louis Vuitton und dem Maison de la poésie in Paris. In Deutschland wurde Cia Rinne vor allem durch ihr dokumentarisches Buch "Die Romareisen", Steidl 2007, das sie gemeinsam mit dem Fotografen Joakim Eskildsen veröffentlichte, bekannt.

Veranstalter