Was macht eigentlich den Charakter enger Beziehungen aus: Liebe oder doch eher Hass? Karl-Heinz Ott versteht sich auf die Abgründe von Ehen und Familien und erforscht mit kühlem Blick und abgründiger Komik das Leben in all seinen makabren Ausformungen. In seinem neuen Roman »Und jeden Morgen das Meer« (Hanser Verlag, 2018) muss Sonja nach dreißig Jahren als Chefin eines Hotels am Bodensee mit dem ungeklärten Tod ihres Mannes zurechtkommen. War es Selbstmord? Das etablierte Feinschmeckerlokal entpuppt sich jedenfalls als Schuldenberg – ihr Schwager springt in die Bresche, aber nur, wenn Sonja verschwindet. Sie landet in Wales. Öde Landschaft, Wind und Regen, zugige Häuser und schlechtes Essen. Doch das allgemeine Grau entwickelt ungeahnte Qualitäten. Karl-Heinz Ott, geboren 1957, ist Romancier, Dramatiker und Musikwissenschaftler, er übersetzt aus dem Französischen und hat sich in seinen Werken ebenso mit Georg Friedrich Händel wie mit Jean-Jacques Rousseau beschäftigt. An diesem Abend wird er mit der Stuttgarter Schriftstellerin Anna-Katharina Hahn und dem Essayisten Joachim Kalka über den deutschen Südwesten und die Triebkräfte des Unglücks diskutieren. In Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk. Sendetermin: 28. Juli 2018, 20.05 Uhr.