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Brecht-Tage 2019. „Eine zwiespältige Freundschaft"

Dienstag, 12. Februar 2019

20:00 UHR

Veranstaltungsort

Literaturforum im Brecht-Haus

Chausseestr. 125
10115 Berlin-Mitte
Tel.: 030 - 28 22 003
Fax.: 030 - 28 23 417
info(at)lfbrecht.de
www.lfbrecht.de

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Eintritt: 5,- € / ermäßigt: 3,- €

Details

>Brecht-Tage 2019<

 

Vorträge, Publikumsgespräch

 

"Eine zwiespältige Freundschaft"

 

Mit Olga Fedianina, Sergej Romashko, Konstantin Uchitel und Thomas Martin

 

Russland – bzw. die Sowjetunion – hat im Leben und im Schaffen Brechts stets eine doppelte Rolle gespielt. Ebenso gespalten war das Brecht-Bild in Russland und ist es noch. Einerseits hat er in seinen Werken die Sowjetunion als Land der Hoffnung beschrieben und benannt, ein Land, in dem eine, nicht nur von ihm erwartete, Weltveränderung einen Anfang nimmt. Wie hoch der Preis für diese Veränderung war, hat er geahnt, doch nicht genau gewusst – nie hat er diesen Preis öffentlich kritisiert. Als Emigrant hat er nie versucht, sich in der „Heimat aller Werktätigen“ niederzulassen. Im Gegenteil. Der Sowjetunion war seine politische Position sehr willkommen, nicht jedoch sein Werk. Die Ästhetik des brechtschen Theaters war mit dem sinnentleerten sozialistischen Realismus nicht vereinbar. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war der sozialistische Realismus hinfällig, dabei kamen zwei alt-neue Probleme zum Vorschein. Zum einen war Brecht als Linker nun auch hier suspekt; zum anderen hatten die postsowjetischen Bühnen nach wie vor keinen Zugang zur brechtschen Ästhetik. Des ungeachtet wächst Brechts Popularität im russischen Theater im letzten Jahrzehnt stetig. Olga Fedianina widmet ihren Vortrag den widersprüchlichen Tendenzen in der heutigen Brecht-Rezeption in Russland. 

Seit Brecht diese Welt verlassen hat, erlebte Russland dramatische Umbrüche, die kaum jemand voraussehen konnte. Dabei ist die Zeitdifferenz zwischen Brechts Tod und unseren Leben heute nicht der entscheidende Umstand, der für die Aktualität des Dichters in Moskaus heißer und kalter Hektik noch immer ausschlaggebend ist. Auch die Frage: „Was ist heute wirklich aktuell?“, ist immer wieder neu zu beantworten, und wenn man die Welt nicht ganz flach sehen will (Brechts Galilei war bestimmt kein Flachdenker), dann wäre eine alte chinesische Weisheit vielleicht doch aktueller als das, was die Medien tagtäglich so überheiß aufmachen ...

 

 

Der Literaturwissenschaftler und Künstler Sergej Romashko stellt Verblendungszusammenhänge von Literatur und Gesellschaft vor und untersucht sie. 

 

Anschließend: Publikumsgespräch über die Inszenierung vom Vortag mit dem Regisseur Konstantin Uchitel und Thomas Martin

 

 

In Kooperation mit dem Goethe InstitutPräsentiert vom Kulturradio vom rbb 

 

Veranstalter