Der neue Bereich unseres Portals macht es sich zum Anliegen, die internationalen Literaturszenen Berlins zu kartographieren, die handelnden Personen und ihre Schauplätze sichtbar und zugänglich zu machen. 
Die Entstehung der Rubrik wurde durch eine Förderung des Hauptstadtkulturfonds ermöglicht. 

Bahram Moradi

Autor/In

Steckbrief

Geboren am: 26.9.1960
Geburtsort: Broujerd
Geburtsland: Iran
Lebt in: Berlin, Tiergarten


Sprache: Persisch
Arbeitssprache: Persisch

Vita

Bahram Moradi kam erst mit fünfzehn Jahren mit Theater in Berührung und spielte in zahlreichen Stücken. In der Revolution von 1978 im Iran wurde er Mitglied einer Linkspartei. Er hatte eine Theatergruppe gegründet und viele Stücke geschrieben, geschauspielert und Regie geführt. 1982, während der Aufführung einer seiner Stücke, wurde er mit der gesamten Gruppe wegen Kritik an der Regierung auf der Bühne verhaftet und saß zwei Jahre lang im Gefängnis. Nach seiner Entlassung durfte er nicht weiter im Theater tätig sein. Einige Jahre später musste er fliehen. In Deutschland konzentrierte er sich vor allem aufs Schreiben von Erzählungen und Romanen. Nach zwei Veröffentlichungen im Iran hatte er keine Genehmigung mehr für einen Roman bekommen können. Daher beschloss er wegen der absurden und erheblichen Zensur durch die Behörden seine Bücher nicht mehr im Iran zu veröffentlichen. Er lebt und arbeitet seit 1994 in Berlin.

6 Fragen

Was hat Sie nach Berlin verschlagen? Die Liebe? Der Zufall? Die Weltpolitik?

Die landesweite aggressive Politik von der Regierung im Iran gegen die Andersdenkenden hat mich nach Deutschland verschlagen.


An Berlin liebe ich:

Berlin ist locker, vielseitig, und bunt durch fast 120 Nationen, die sich zum größten Teil hier zuhause fühlen. Grade deswegen liebe ich Berlin und: fühle mich hier zuhause.


In Berlin vermisse ich:

Manchmal Gerüche, Farbe, Atmosphäre, die Dinge, die nicht zu sehen, sondern zu fühlen sind... die ich möglicherweise von verschiedenen Orten auf der Welt aufgesaugt habe...


Ein Lieblingsort in Berlin:

In Berlin entdecke ich immer wieder schöne Ecken. Einer meiner Lieblingsorte: Spree entlang zwischen Hauptbahnhof und Schloss Bellevue.


Sind Sie in Berlin ein anderer Mensch, eine andere Autorin, ein anderer Autor als im Land Ihrer Herkunft? Inwiefern?

Ich muss gestehen, dass ich hier zulande ein anderer Mensch geworden bin: weltoffen und tolerant. Ich schreibe, wie ich es literarisch für richtig halte; ohne Selbstzensur und Gesellschaftszensur; was bestimmt in meinem Geburtsland nicht möglich wäre.


Ein literarisches Werk, das ich gern geschrieben hätten:

Ich habe jahrelang davon geträumt, ein Werk zu schreiben über gesellschaftlichen Verfall durch die Revolution im Iran. Eine erste Fassung habe ich schon und hoffe, dass es nächstes Jahr veröffentlich wird.

Würdigung

2006          Nominierung des Buches „Der Mann unter dem Baum auf der Straßenseite gegenüber“ als bester Erzählband des Jahres von der „Golshiri Foundation“.
2003          Bester Erzählband des Jahres für das Buch „Gelächter im Haus der Einsamkeit“ von der „Golshiri Foundation“
                  Bester Erzählband des Jahres für das Buch „Gelächter…“ von der „Die Pressekritikern“.
1982         Bester Text und Regieführung des Theaterstücks „Die Verlorengegangene“ bei Nationaltheater Festivals „Halbmond“ in Isfahan/ Iran

Werk

Originalwerke

The Vigilante

H&S media/ London/ England, 2017 Roman

Gelächter im Haus der Einsamkeit

Akhtaran Publication/ Tehran/ Iran, 2002 Erzählband

Auf der Jagd nach dem Augenblick

Selbstverlag/ Köln, 1993 Erzählband

Der Mann unter dem Baum auf der Straßenseite gegenüber

Caravan Publication/ Tehran/ Iran, 2005 Erzählband

Ein Berg Rosen für den Braunen

Baran Publishing/ Spånga/ Schweden, 2000 Erzählband