Wir haben Kurator*innen gebeten, wichtige Orte der jeweiligen Szenen zusammenzustellen und so kann man sich auf verschiedenen Sprachlinien durch die Stadt bewegen. 

Afrikanische Szene

Zusammengestellt von Acèle-Nadale Djensu
  • 1. Bibliothek im Afrika Medien Zentrum
  • 2. Savvy Contemporary : THE LABORATORY OF FORM-IDEAS
  • 3. One World Poetry Night - Spoken words from the world to the world
  • 4. AfricAvenir International
  • 5. Präsenzbibliothek Each One Teach One (EOTO)
  • 6. Afrika Haus
  • 7. Staatsbibliothek zu Berlin - Afrikanische Handschriften
  • 8. Bibliothek des Leibniz-Zentrums Moderner Orient (ZMO)
  • 9. Ballhaus Naunynstraße
  • 10. Dambudzo-Marechera-Archiv an der Humboldt-Universität
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Acèle-Nadale Djensu

Acèle Nadale ist die Gründerin und Herausgeberin der Online-Literaturzeitschrift www.afrolivresque.com. Sie ist in Kamerun geboren und verließ 1995 ihre Heimat, um Informatik in Deutschland zu studieren. Ihre Leidenschaft für die Literatur wurde schon in ihrer Kindheit von großen Autoren wie Chinua Achebe und Mongo Beti geprägt. Nachdem sie als Beraterin in verschiedenen Firmen in Deutschland gearbeitet hat, ist ihr Engagement für die Förderung der afrikanischen Literatur im Jahr 2015 konkreter geworden: Sie rief das literarische Magazin ins Leben, und es wurde von Lesern und Fachleuten erfolgreich angenommen. Neben ihrer Arbeit als Herausgeberin des Magazins moderiert Acèle Nadale Workshops und Seminare, berät Autoren, Verlage und Veranstalter von literarischen Veranstaltungen in ihren literarischen Projekten sowie in Webmarketing und digitaler Kommunikation.

Vorwort

Berlin ist sicherlich eine der wenigen europäischen Städte, die trotz der dunklen Seite ihrer Geschichte Modernität, Kultur und Weltoffenheit geschickt miteinander verbindet. Vielleicht habe ich mich aus diesem Grund damals, als ich als junge Frau aus Kamerun Mitte der 90er Jahre in Berlin am Flughafen Tempelhof landete, sofort wohlgefühlt.

Berlin ist ein wahrhaft lebendiger Organismus, der atmet, lacht, weint, ängstlich und traurig zugleich ist - und stets schwingt die Hoffnung mit, dass bald alles besser wird. Es gibt etwas an dieser Stadt, das besonders Künstler*innen aus der ganzen Welt anzieht - nicht als Tourist*innen, sondern um dort zu leben. Dies hat in den letzten 15 Jahren dazu beigetragen, die kulturelle Landschaft der Stadt zu bereichern und internationale Begegnungsräume zu schaffen, die sehr interessant sind.

So entstanden in der Berliner Szene allmählich verschiedene Produktionen von in Deutschland oder anderswo lebenden afrikanischen und afroamerikanischen Künstler*innen, die bis dahin kaum sichtbar waren. Von der Poesie, dem Kino, dem Tanz und der Mode, bis hin zum Theater und der Literatur haben sich Räume und Namen als Referenzen in der Hauptstadt etabliert – zur Freude aller Liebhaber*innen der afrikanischen Literatur, wie ich es bin. Es hat mir daher besondere Freude bereitet, diese charmanten Orte und Menschen (wieder-) zu entdecken.

Bibliothek im Afrika Medien Zentrum e.V.

Großkopfstraße 6-7 13403 Berlin

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1. Bibliothek im Afrika Medien Zentrum

Die Bibliothek des Afrika Medien Zentrums im Bezirk Reinickendorf befindet sich im Norden der Stadt. Sie ist ein freundlicher Ort, der das Publikum einlädt, afrikanische Literatur, die in unterschiedliche Sprachen – vor allem aber ins Deutsche, Englische und Französische - übersetzt wurde, zu entdecken.
Es werden hier regelmäßig Lesungen, Seminare und Shows organisiert und so ein Austausch- und Begegnungsraum zwischen den verschiedenen Kulturen Afrikas und der deutschen Gesellschaft geschaffen.

Die Bibliothek wurde im August 2010 auf Initiative des aus Kamerun stammenden Herve Tcheumeleu, der  damals noch Student war, eröffnet. Sie verfügt über 3000 Bücher, Zeitungen, CDs und DVDs von afrikanischen Autor*innen und andere Medien, die ausgeliehen oder vor Ort gelesen werden können. Es gibt sowohl klassische als auch zeitgenössische afrikanische Werke wie zum Beispiel Der Pfeil Gottes von Chinua Achebe aus Nigeria, Zerbrochenes Glas von Alain Mabanckou aus dem Kongo, Disgrace von JM Coetzee aus Süd-Afrika oder Die Hälfte der Sonne von Chimamanda Ngozi Adichie.

 

Savvy Contemporary : THE LABORATORY OF FORM-IDEAS
Plantagenstraße 31
13347 Berlin-Wedding

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2. Savvy Contemporary : THE LABORATORY OF FORM-IDEAS

Wenn Sie afrikanische Literatur und andere künstlerische Ausdrucksformen, die außerhalb des Mainstreams liegen, die feste Identitäten dekonstruieren und rekonstruieren, die dem Schweigen eine Stimme geben und Lärm zum Schweigen bringen, mögen, dann ist Savvy Contemporary ein optimaler Ort der Begegnungen für Sie.

Savvy ist die ideale Plattform, um zeitgenössische Kunst in Berlin zu entdecken sowie afrikanische Dichter*innen und Autor*innen. Seit seiner Gründung im Jahr 2009 von der aus Kamerun stammenden  Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, organisiert Savvy Kunstausstellungen, Performances, Filmvorführungen, Konzerte, Lesungen sowie Vorträge und Residenzen von Schriftsteller*innen und anderen Künstler*innen.
Zusätzlich gibt es ein Dokumentationszentrum für darstellende Kunst, eine offene Bibliothek und Archive zur deutschen Kolonialgeschichte.

Lesungen von Teju Cole, Michael Salu, Petina Gappah, Abdourahman Waberi, Fatin Abbas und Taiye Selasi waren nur einige Events von großen afrikanischen Autor*innen, die das Publikum in diesen Räumlichkeiten im Bezirk Wedding schon besuchen durfte.

Artistes d’une soirée “One World Poetry Night”

One World Poetry Night - Spoken words from the world to the world
Familiengarten-Stadtteilzentrum des Kotti e.V.

Oranienstr. 34 | Backyard (Hinterhof)
10999 Berlin

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3. One World Poetry Night - Spoken words from the world to the world

„One World Poetry Night“ ist ein Poesie Abend, der seit 2014 jeden zweiten Samstag im Monat im belebten Berliner Stadtteil Kreuzberg von der dynamischen Lahiya Stefanie Aukongo organisiert wird. "One World Poetry Night" ist ein Konzept, das mehr als 13 Veranstaltungen, mehr als 54 Künstler*innen aus allen Kontinenten und zahlreichen unterschiedlichen Sprachen wie Swahili, Yoruba, Zulu, der Oshiwambo, Igbo, Arabisch, Französisch, Spanisch, Deutsch und Englisch Raum bietet. Das Wort ist dort frei. Die Bühne steht jedem zur Verfügung, der sich künstlerisch ausdrücken möchte. Wenden Sie sich einfach an der Gastgeberin Lahya.

Austragungsort der Veranstaltung ist der Raum des Stadtteilzentrum KOTTI e.V., der eine schöne und sehr warme Kulisse bietet, die sich abends in eine Wortszene verwandelt. Dieser Raum wurde speziell wegen seines barrierefreien Zugangs ausgewählt.
Der Eintritt ist frei.

AfricAvenir International
Kameruner Str. 1
13351 Berlin

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4. AfricAvenir International

Der Verein AfricAvenir International, der ein unabhängiges afrikanisches Kulturzentrum beherbergt, wurde 1985 von dem Schriftsteller Prinz Kum'a Ndumbe III in Douala aus Kamerun gegründet. Die deutsche Sektion wurde im Jahr 2007 im Bezirk Wedding eröffnet.
Den Verein gibt es seit 2007 auch in Windhoek in Namibia, seit 2012 in Cotonou / Calavi in Benin sowie in Wien in Österreich. Weitere Stationen sind im Senegal, in Frankreich, den USA, Kanada und Brasilien geplant. AfricAvenir International bietet dem Berliner Publikum eine Plattform zum Austausch und dem Erlangen von Wissen über Afrika und seiner Diaspora, indem Konferenzen, Lesungen, Ausstellungen und Foren für Dialog und Networking angeboten werden.

Eines der Flaggschiff-Projekte des Vereins ist die Restaurierung der zwischen 1920 und 1930 in den verschiedenen Sprachen Kameruns geschriebenen Audio- und Manuskriptarchive sowie auch von etwa 300 Büchern von afrikanischen und europäischen Autoren, die zwischen 1848 und 1944 erschienen sind. Diese sollen in Zusammenarbeit mit Spezialist*innen in Frankreich, Deutschland und Österreich digitalisiert werden, um sie für Forscher*innen auf der ganzen Welt zugänglich zu machen.

Präsenzbibliothek Each One Teach One (EOTO) e.V.
Müllerstraße 56-58
13349 Berlin

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5. Präsenzbibliothek Each One Teach One (EOTO)

Erst 19 Jahren nach ihrem Tod hat sich der Traum von Vera Heyer materialisiert: dem deutschen Publikum eine Bibliothek anzubieten, die alle Bücher und Schriften, die sie zu ihrer Lebzeit gesammelt hat, umfasst.
Die Bibliothek im Berliner Bezirk Wedding wurde im März 2014 von dem Verein “Each One Teach One” (EOTO) gegründet und umfasst über 5.000 Bücher, Filme, Ausschnitte und anderes Archivmaterial, das von schwarzen Autor*innen produziert wurde. Vera Heyer begann ihre Suche nach schwarzen Schriften aus Deutschland und dem Rest der Welt in den 1970er Jahren.

Die EOTO-Bibliothek organisiert regelmäßig Lesungen, Seminare und andere Literaturveranstaltungen rund um die afrikanische Literatur. Besonderes Augenmerk wird auch auf Projekte gelegt, die junge Afrikaner*innen oder Afro-Nachfahren ermutigen, ihre Wurzeln durch Lesen und Schreiben zu entdecken.

Afrika Haus
Bochumer Str. 25
10555 Berlin

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6. Afrika Haus

Im Jahr 1993 eröffnete der aus Guinea stammende (Conakry) Oumar Diallo im Berliner Stadtteil Moabit das "Afrika Haus". Der vom Verein Farafina Afrika-Haus e.V. geleitete, kulturelle Raum für Begegnungen und Austausch ist zu einer Institution in der deutschen Hauptstadt geworden, in der sich ganz Afrika in all seiner Vielfalt für Konferenzen, Meetings Lesungen, Debatten und Filmvorführungen mit einem Fokus auf Literatur, interkulturelle Debatte und politisches Training trifft.
Oumar Diallo ist auch der Autor von Black Berlin (Metropol Verlag, 2013), einer Anthologie, die die verschiedenen Stadien der afrikanischen Migration nach Berlin in den letzten drei Jahrhunderten verfolgt, von den Kämpfen um Emanzipation und soziale Gleichheit der Migrant*innen erzählt und die unterschiedlichen Gemeinschaften und deren aktuellen politischen Aktivitäten in der deutschen Hauptstadt präsentiert.

Staatsbibliothek zu Berlin - Afrikanische Handschriften
Potsdamer Straße 33
10785 Berlin

7. Staatsbibliothek zu Berlin - Afrikanische Handschriften

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von der Göttinger Akademie der Wissenschaften ein Forschungsprojekt gestartet, um Manuskripte des Orients, die sich in Deutschland befanden, zu kategorisieren und zu archivieren.
In Bezug auf Afrika wurden die Manuskripte in zwei Kategorien eingeteilt: eine erste Publikation umfasst Siegel, Briefe, Sprachproben und Wortlisten oder Korrespondenzen von Missionaren in afrikanischen Sprachen wie Swahili, Herero, Zaramo, Xhosa, Shambala oder der Vai Sprache Liberias.
In der zweite Publikation wurden Manuskripte des muslimischen Äthiopiens zusammengestellt. Diese sind auf Arabisch, Harari, Silt'i oder Amharisch geschrieben worden. Einige Dokumente sind sehr alt und stammen aus dem 15. Jahrhundert.

Es gibt mehr als 355 Archive in dieser Sammlung.

Bibliothek des Leibniz-Zentrums Moderner Orient (ZMO)
Kirchweg 33
14129 Berlin

8. Bibliothek des Leibniz-Zentrums Moderner Orient (ZMO)

Die Leibniz-Zentralbibliothek ist ein öffentliches Forschungszentrum für den modernen Orient. Es umfasst mehr als 70.000 Bücher und Zeitschriften, darunter befinden sich 10.000 Werke über Subsahara-Literatur.

Für den Austausch mit deutschen und ausländischen Forscher*innen werden regelmäßig Symposien organisiert, die die Ergebnisse ihrer Arbeit vorstellen und diskutieren.
Es werden auch Workshops und andere Konferenzen in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Organisationen organisiert, um dieses Wissen zu vermitteln und Themen zu Politik und Wirtschaft der betroffenen Regionen zu diskutieren.

Ballhaus Naunynstraße
Naunynstraße 27
10997 Berlin

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9. Ballhaus Naunynstraße

Das Kulturzentrum und Berliner Theater "Ballhaus Naunynstraße" befindet sich im lebhaften Berliner Kulturviertel Friedrichshain-Kreuzberg und ermöglicht enge Beziehungen zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturen, indem es Menschen mit Migrationshintergrund Möglichkeiten für den künstlerischen Ausdruck anbietet.
Das Theater existiert seit 2008 in dieser Form. Das Publikum hat die Wahl zwischen verschiedenen interdisziplinären Festivals, Filmvorführungen, Konzerten oder Lesereihen sowie Rundtischen mit afrikanischen Schriftsteller*innen.

Dambudzo-Marechera-Archiv an der Humboldt-Universität
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Asien- und Afrikawissenschaften
Unter den Linden 6
10099 Berlin

10. Dambudzo-Marechera-Archiv an der Humboldt-Universität

Die Humboldt-Universität verfügt über ein herausragendes Archiv eines afrikanischen Schriftstellers, der als einer der brillantesten auf dem Kontinent gilt.

Dambudzo Marechera war ein simbabwischer Dichter und Schriftsteller, der 1952 in Rusape, Südrhodesien (heute Simbabwe) geboren wurde und am 18. August 1987 in Harare (Simbabwe) starb. Er studierte an der Universität von Rhodesia, wurde aber nach einem Protest gegen die schlechten Gehälter von schwarzen Mitarbeiter*innen ausgewiesen. Er wurde von Literaturkritikern für seine Sammlung von Geschichten mit dem Titel The House of Hunger (1978) gefeiert.
Das Buch ist eine kraftvolle Darstellung des Lebens in seinem Land unter weißer Herrschaft, für das er den “Guardian Fiction Award” gewann. Marechera war der erste und einzige Afrikaner, der den “Guardian Fiction Award’ in 33 Jahren gewann.

Flora Veit-Wild, die literarische Testamentsvollstreckerin und Biographin des verstorbenen simbabwischen Schriftstellers, die bis 2012 Professorin für afrikanische Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin war, schenkte der Institution ihr Marechera-Archiv. Das Archiv umfasst alle Manuskripte, die Marechera zum Zeitpunkt seines Todes im Jahr 1987 hinterließ, sowie eine Vielzahl von Dokumenten und Fotografien über sein Leben und sein Werk wie Transkripte von Interviews, Briefen, Schulaufzeichnungen und vieles mehr.