1989, Vera-Piller-Poesiepreis
1994, Thaddäus-Troll-Preis
1995, Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg
1996, Literaturstipendium des Landes Baden-Württemberg
1997, Förderpreis zum Hölderlinpreis der Stadt Bad-Homburg
1999, Förderpreis der Hermann-Lenz-Stiftung
2003, Amsterdam-Stipendium der Stiftung Kulturaustausch-Niederlande/Deutschland
2005, Staufer-Medaille des Landes Baden-Württemberg
2006, Aufenthaltsstipendium des Landes Schleswig-Holstein im Kloster Cismar
2009, Ludwig-Uhland-Förderpreis
2017 Spreewald-Literaturstipendium
2017 Basler Lyrikpreis 2018 Gerlinger Lyrikpreis
Wo Sprache Berührung istMiniaturen von Walle Sayer.Manchmal die Aufzählung knapper und einfacher Sätze, manchmal ein in Nebensätzensich windender Satz, bis die angeschauten und wahrgenommenen Dinge - auch dieMenschen - auf den Punkt gebracht sind, wo sie erneut ihrer Einsamkeit gehören, ihrerStille, ihrem Schweigen, ihrer Trauer, ihrer Schönheit. Dies ist der ureigene Ort vonWalle Sayers Erzählen, genau dort, wo sich Sinnliches in einem wortwörtlichSinnhaften sedimentiert hat, wo Sprache Berührung ist.Walle Sayers Miniaturen zeugen von einer Arte Povera, die ihre Schätze sorgsam ausden Alltagsverschüttungen der Redewendungen, aus dem im unzählige Male Gehörten,Verschwiegenen und fast Vergessenen birgt und scheinbar ohne großes Zutun vor unshinstellt. Ein bisschen poliert mit zarter Ironie, in Hauchspuren von Glück undSchmerz, mit leisen Irritationen, die das Lesen auf sich selbst zurückwirft: als eineKunst des Ver-Lesens, des Absetzens, des Schweifens. Kein linearer Erzählstrang,keine Handlung, keine Bedeutungshierarchie strukturiert Sayers Prosa, vielmehrdeuten sich Geschichten an als Geschichtetsein, als "Zusammenkunft" all jener HauptundNebensächlichkeiten in einem Jetzt, dem die Möglichkeiten manchmal diestärkeren Wirklichkeiten sind.Gerade die kaum spürbaren Implosionen der Zeit rechtfertigen es, dass hier in einemgrundlegenden Sinne von Idyllen gesprochen werden kann, denn es ist derPhantomschmerz des Abwesenden in uns, der angesichts des Erinnerten undErwarteten die Schattenräume unseres Selbst durchzieht. "Wackelgerüste, die in sichzusammenfallen, und alle Wackelgerüste, die nicht in sich zusammenfallen", sagt einer,das "täte ihn im Allgemeinen interessieren". Walle Sayer besitzt die Geduld, noch dasUnscheinbarste genau zu beobachten, um das so Auf- und Zugefallene in die Wörterheimzubringen. Nun sind Texte aus 25 Jahren Schreib- und Schweigarbeit versammeltund warten in aller Seelenruhe auf uns Leser: Preziosen der Abseitigkeit.- Walle Sayer: Zusammenkunft. Ein Erzählgeflecht. Verlag Klöpfer & Meyer, Tübingen2011. 190 Seiten.Autor: Andreas Kohm