Werner Buhss

Steckbrief

geboren am: 14.1.1949
geboren in: Magdeburg/Sachsen-Anhalt/SBZ
lebt in: Berlin, Pankow/Prenzlauer Berg

Vita

als kind gespielt in trümmern und geld für nonnenfötzchen (eine verführerische süßigkeit) mit schrottsammeln in ruinen verdient. die schule war bis auf betragen, schönschrift und reckturnen kein problem. schnell gemerkt, schule muß man auf einer arschbacke so schnell wie möglich hinter sich bringen, man lernt nix. irgendwann schwimmen und radfahren gelernt. ersteres leicht. dann ein incident. in der zehnten klasse eine dicke lippe riskiert gegenüber erwachsenen von lokaler bedeutung. folge: rausschmiß aus der fdj, ein jahr später, nach dem tod des vaters, der rausschmiß aus der schule. bedauern, wegen des polnischunterrichts und den damit verbundenen gemeinsamen ferienlagern mit der partnerschule aus zelena gora (basia). danach aber begann schule. in einer bude, die industrieverglasungen herstellte. dreck, schweiß, tränen und verblitzte augen vom e-schweißen. die besten kollegen der welt, leider auch rauchen gelernt. das abitur zur gleichen zeit gemacht, wie die lieben auf der alten schule, allerdings abends zusammen mit verkalkten offizieren der nva und blonden verkäuferinnen. zur filmhochschule gings nur über ein volontariat beim fernsehen, weil dessen stellvertretender intendant sudelede zugriff auf die hochschule haben wollte, die wegen angeblicher freigeisterei von den bonzen argwöhnisch betrachtet wurde. glücklicherweise verging das jahr mit einer regieassistenz für einen fernsehfilm, der bei der defa gedreht wurde, da wars nicht ganz so miefig. im volontariatsjahrgang mußte allerdings eine fdj-gruppe gebildet und deren sekretär gewählt werden. und was macht man mit einem gewählten sekretär, der gar nicht mitglied der organisation ist. ganz einfach. bei nacht und nebel wird beschlossen, daß es jenen incident in der zehnten klasse niemals gegeben hat. das studium in babelsberg war alles in allem schön, vor allem die abende im selbstgebauten studentenclub und die nächte danach. das stipendium hat zwar nicht mal für die hälfte der zeche im studentenclub gereicht, aber man konnte bei der defa muggen. selbstverständlich die ganze zeit fdj-sekretär des studienjahrs.
mit diplom wars dann nix. die schriftliche arbeit mit dem hochtrabenden titel "das verhältnis von darstellungsraum und handlungsraum im spielfilm" wurde nicht anerkannt, sie nochmal zu schreiben bestand weder anlaß noch bedarf. der weg führte über kurz oder lang sowieso zum theater. das erste engagement war eine provinzklitsche (eisleben), wo die einwohner das wort theater nicht mal buchstabieren konnten. das hatte was für sich. man arbeitete im großen und ganzen für sich. eine gute schule, weil das ensemble größtenteils aus lernwilligen jungen schauspielern bestand. die stadtoberen allerdings waren der törichten meinung, daß theater für zuschauer gemacht wird. also ein nächster versuch in einer ähnlich kleinen stadt, in einem ähnlich kleinen theater (rudolstadt). die arbeit machte noch mehr spaß. erst wurden die zuschauer aus dem theater getrieben, aber mit karacho, doch dann, sieh an, kamen sie doch wieder, typisch thüringer. zum schluß gabs reibereien mit den führern des gebiets und die liebe.
die führte für ein paar jahre nach bulgarien, wo es viel zuschauer aber wenig arbeit für einen deutschen gab. trotzdem, eine gute schule in essen, trinken, freundlichkeit. in der theaterfreien zeit fing das schreiben an. auf deutsch. komisch, wenn man den ganzen tag bulgarisch spricht und abends deutsch zu schreiben versucht. mußte man manchmal schon deutschen touristen nachhecheln und heimlich zuhörn. mit der liebe war dann auch bulgarien einmal zu ende. nach der rückkehr anfang der achtziger war die ddr schon im geier-sturzflug. war auch schön. die menschen gingen ins theater, weil plötzlich jeder satz ein politischer witz war. nicht nur jeder satz, sondern schon, wenn das licht im saal ausging, wurde gelacht (der letzte macht das licht aus). eine klasse zeit. plötzlich freischaffend. war gar nicht so schlimm. wenn die not am größten war, fand sich garantiert ein auftrag. das land war klein, man kannte sich. freunde halfen auch. nach geier-sturzflugs sanfter landung sah die welt ganz anders aus. mit einem mal hatte man lebenskosten und existenzangst. mit vierzig beneidet man die rentner. ungelernt eben. jetzt ist das lehrgeld auch noch was wert. und es fließt reichlich, leider nicht in die eigene, sondern in fremde taschen. also weitermachen. schule ist noch nicht vorbei.

Würdigung

Mülheimer Dramatikerpreis 1996


Arbeitsstipendium des Theaterverbands (Hospitation in Warschau) 1977
Arbeitsstipendium des Berliner Senats 1991
Arbeitsstipendium der Kulturstiftung NRW (Künstlerdorf Schöppingen) 1995
Arbeitsstipendium der StiftungKulturfond (Haus Lukas) 1998 und 2000
Arbeitsstipendium des Berliner Senats/Akademie der Künste BB (Graß-Haus Wewelsfleth)2002

Werk

Literaturport ID: 196