Land in Sicht: Autor*innenresidenzen im ländlichen Raum
Zum Jahresende 2017 setzte der Hessische Literaturrat e.V. mit der Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst erstmals das Pilotprojekt „Autor*innenresidenzen im ländlichen Raum“ um. Ziel der „Land in Sicht“-Stipendien ist eine intensive Zusammenarbeit und Auseinandersetzung der Stipendiat*innen mit den kulturellen und städtischen lokalen Akteur*innen und der Bevölkerung. Jährlich werden drei Land in Sicht-Stipendien in hessischen Gemeinden und Städten umgesetzt.
Tann (Rhön): Ende Juli bis Ende September 2024
Die Stadt Tann (ca. 4.500 Einwohner*innen) liegt im osthessischen Landkreis Fulda inmitten des Biosphärenreservats Rhön. Das im Dreiländereck (Hessen/Thüringen/Bayern) gelegene Tann setzt sich neben der Kernstadt aus den neun weiteren Stadtteilen zusammen. Die älteste schriftliche Erwähnung Tanns findet sich in einer Urkunde des Stiftsarchivs von Fulda aus dem Jahre 1197, in der Tann bereits als Stadt bezeichnet wird. Der ursprüngliche Ortsname Thann soll auf irische Mönche zurückzuführen sein, die bereits in einer um die Wende des sechsten zum siebten Jahrhundert bestehenden Siedlung dort gelebt haben. Auch der Name der durch Tann fließenden Ulster soll aus dieser Zeit stammen. Demnach benannten die Mönche den Fluss nach ihrer Heimatprovinz in Nordirland.
Historisch bedeutend ist auch das Tanner Schlosskomplex besteht aus dem „Roten“, dem „Blauen“ und dem „Gelben“ Schloss. Die drei Farben symbolisieren nicht nur unterschiedliche Bauabschnitte sondern auch die drei Linien des fränkischen Adelsgeschlechts von der Tann, in deren Besitz das Schloss sich noch heute befindet. Über die Jahrhunderte hinweg ist die Historie der Stadt immer auch mit ihrer Grenzlage verknüpft gewesen. So wurde Tann, nachdem es zuerst fuldisch und später Reichsgebiet gewesen war, 1806 bayrisch, dann preußisch und seit 1945 hessisch. Bis zur Wiedervereinigung beider deutscher Staaten im Oktober 1990 grenzte die Großgemeinde Tann zudem mit insgesamt 26 km an die damalige DDR.
Lokaler Kooperationspartner ist der seit 2000 bestehende Kultur- und Geschichtsverein der Region Tann (Rhön) e.V. Darüber hinaus bestehen auch mit der Eberhardschule Tann (Grundschule), den weiterführenden Schulen der 10 km entfernten Gemeinde Hilders, dem AWO-Standort in Tann und der lokalen Buchhandlung weitere mögliche Anknüpfungspunkte für Lesungen, Workshops und andere Veranstaltungsformate.
Das Stipendium ist eventuell auch in Familienbegleitung möglich.
Teilnahmebedingungen:
- Stipendienvergütung von 2.500 Euro monatlich (insgesamt 5.000 Euro)
- Es wird eine Ferienwohnung für den Zeitraum des Stipendiums zur Verfügung gestellt.
- Es wird eine Reisekostenpauschale in Höhe von 400 Euro zur Verfügung gestellt.
- Hessenbezug:
Für die Bewerbung für das Land in Sicht-Stipendium ist ein fester Wohnsitz in Hessen nicht Voraussetzung. Es muss jedoch ein deutlicher Lebensbezug zu Hessen bestehen.
Das könnte sein:
- hier geboren zu sein,
- hier studiert zu haben,
- hier mehrere Jahre gewohnt oder
- in Hessen mehrere Jahre im literarischen Bereich gearbeitet zu haben, z. B. als Autor*in, Übersetzer*in, Lektor*in oder Dramaturg*in oder
- sich intensiv literarisch mit Hessen auseinandergesetzt zu haben (nachweislich einer Publikation).
Verwandtenbesuche in Hessen oder kürzere Aufenthalte sind kein ausreichender Hessenbezug.
Erwartungen an Stipendiat*innen:
- Auseinandersetzung mit dem hessischen ländlichen Raum durch aktive Integration in das Ortsgeschehen (z.B. Ortstour, Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung, Auseinandersetzung mit der Ortsgeschichte etc.)
- Anbieten von mind. zwei Workshops, Lesungen o.Ä. (z.B. mit Schulklassen, Senior*innengruppen etc.) sowie einer Abschlusslesung
- Zusammenarbeit mit den örtlichen und überörtlichen Medien
- Erstellen eines literarischen Textes mit Bezug zum Aufenthaltsort (Prosa, Essay, Lyrik, Drama etc.): Der*Die Stipendiat*in behält die Rechte am Text. Das Land Hessen, die Stadt Bad König und der Hessische Literaturrat sind berechtigt, den Text im Rahmen eigener analoger und digitaler Publikationen zu verwenden (z.B. Anthologie oder Homepage).
- Bereitschaft, bei einer Veranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse über das Stipendium zu sprechen
- Ein Auto ist keine Voraussetzung, aber ein Vorteil, um im ländlichen Raum mobil zu sein.
Stipendiengeld:
- Die Auszahlung des Stipendiengeldes erfolgt in der Regel anteilig pro vier Wochen (per Überweisung) und unter der Voraussetzung, dass der*die Stipendiat*in über den gesamten Ausschreibungszeitraum anwesend ist.
- Unterbrechungen können vereinbart werden. Sollte der*die Stipendiat*in länger als 10 Tage nicht anwesend sein, behält sich der Hessische Literaturrat vor, das Stipendiengeld anteilig zurückzufordern.
Unterlagen:
- Lebenslauf und beruflich-künstlerischer Werdegang (einschließlich bisheriger Stipendien)
- ausführliches Statement (1-2 Seiten), aus dem das Interesse an einem Aufenthalt in Bad König hervorgeht
a) die Erwartungen an das Stipendium
b) Ideen und Pläne für die örtliche Zusammenarbeit
c) das individuelle Arbeitsvorhaben während des zweimonatigen Aufenthalts
- Arbeitsproben (max. 5 Normseiten)
- Nachweise für den jeweiligen Hessen-Bezug wie z.B. Kopien des Personalausweises (Vorder- und Rückseite), von Schul-, Universitäts- oder Arbeitszeugnissen bzw. Arbeitgeberbescheinigungen über die Tätigkeit und Aufenthaltsdauer sowie Bescheinigungen des Einwohnermeldeamtes.
- Vorgabe: Die Bewerbung ist auf max. 10 Seiten zu begrenzen. Die Bewerbung sollte als zusammenhängende PDF-Datei (1 Dokument) per E-Mail eingereicht werden.
Bewerbungsunterlagen bitte schicken an: info@hessischer-literaturrat.de