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GEGENWARTSPROOF: Christian Saalberg

Montag, 16. September 2019

19:30 UHR

Veranstaltungsort

Haus für Poesie

Knaackstr. 97
10435 Berlin
http://www.haus-fuer-poesie.org

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Eintritt: 6/4 €

Details

Lesung & Gespräch mit Mirko Bonné Autor, Hamburg | Michael Krüger Autor, München | Viola Rusche bildende Künstlerin und Filmemacherin, Berlin 

Der Dichter Christian Saalberg (geboren 1926 in Hirschberg, gestorben 2006 in Kronshagen), der sich nach einem Ort seiner Kindheit im heute polnischen Teil des schlesischen Riesengebirges benannte, war ein Verspäteter. Zu seinem eigenen Ton, dem typischen Saalberg-Sound, ein zwischen Opulenz und Lakonie changierendes Parlando mit einem Zug ins Resignative, fand er erst in seiner mittleren Schaffensperiode. Da war er bereits über 60 Jahr alt. Sein Meisterwerk, der siebenteilige Zyklus Ich küsse die Augen der Vögel, eine kunstvoll-poetische Permutation, die auf der Wiederholung und Rekombination weniger Bildelemente beruht, erschien nur drei Jahre vor seinem Tod in dem Buch Hier wohnt keiner. Es ist der vorletzte Gedichtband von insgesamt dreiundzwanzig, die in kaum weniger als doppelt so vielen Lebensjahren entstanden. Hinzu kam der posthum erschienene Band An diesem schönen Todestag im Mai.

Saalberg war vom Brotberuf Anwalt und Notar, als Dichter suchte er schon früh Anschluss an die französische Moderne. Alle seine Texte mit ihren auf Vieldeutigkeit hin angelegten Sprachbildern sind ästhetisch in der Nähe zum Surrealismus entstanden. Worte waren für ihn „ausgeackerte“ Findlinge, die ihren langen Schatten auf dem Papier hinterließen, und das Gedicht selbst beschrieb er als „das Protokoll einer gelungenen Flucht“.

Mit In der dritten Minute der Morgenröte (Schöffing & Co. 2019) liegt nun eine großzügige Werk-Auswahl vor, die dem Dichter auf dieser Flucht durch die Jahrzehnte folgt. Der Saalberg-Bewunderer Michael Krüger spricht mit den Herausgebern Mirko Bonné und Viola Rusche, Filmemacherin und Tochter von Christian Saalberg.

Veranstalter