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Mehrsprachig ringen

Montag, 28. Oktober 2019

16:00 UHR

Veranstaltungsort

Lettrétage e.V. im ACUD Studio

Veteranenstraße 21
10119 Berlin
Tel.: 030 692 45 38
info(at)lettretage.de
http://lettretage.de/

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Details

Autorentreffen und Übersetzertagung mit öffentlichen Lesungen und szenischen Aufführungen.

Die Mehrsprachigkeit ist eine immanente Notwendigkeit der Literatur von heute. Die mehrdimensionalen Herausforderungen unserer Zeit rufen eine grundlegende Veränderung im Verständnis der Rolle eines literarischen Textes und seiner Ästhetik hervor. Im Fokus des Autor*innentreffens "Mehrsprachig ringen" werden Mehrsprachigkeit der Texte und der Kontexte, Mono- und Translingualität, Sprachwechsel und Spracherweiterung stehen.

Während der Tagung wird über Übersetzung, Selbstübersetzung, Parallelität und Klonen von Texten gesprochen. Das Gedächtnis der Sprache(n) in der Mehrsprachigkeit soll wahrgenommen werden, Science-Fiction-Gedichte und archaische Gesangtraditionen werden zusammengebracht, die Gespenster der Mauer aus der Vergangenheit, angebliches Wissen und "bio-political correctness" werden demaskiert und szenisch "Anthroposzene" und "Anthropozähne" unterschieden. Es wird mit einer Sprachästhetik gerungen, die es ermöglicht, eine gemeinsame Zukunft zu bewirken, denn in ihrer Suche nach mehr Sprache ermöglicht die Literatur unter anderem eine Erfahrbarkeit der Narrative Anderer.

Initiiert und kuratiert von Tzveta Sofronieva

Mitwirkende:

Alexandru Bulucz, Elena Dimitrova, Elitsa Aleksieva, Elka Agoston, Eri Koshikawa, Gabriella Hadzhikostova, Georgi Tenev, Ildikó Eszter Kovács, Johanna Domokos, Juliana Saiska, Klaudia Katzenbach, Peter Wortsman, Rumiana Ebert, Sara Margrethe Oskal, Sophia Alexandra Rötschke, Terezia Klasová, Tim Holland, Tzveta Sofronieva und Viktória Csörgő

aus Bulgarien, Deutschland, Österreich, der Niederlande, Norwegen, Rumänien, Sami, Slowakei, der Tschechischen Republik, Ungarn und den USA.

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Programm und Personen

Alexandru Bulucz, geboren 1987 in Alba Iulia (Rumänien), studierte Germanistik und Komparatistik in Frankfurt am Main. Er ist Autor und Mitherausgeber der Literaturzeitschrift "Otium". Sein Debüt "Aus sein auf uns" erschien 2016. Seine Gedichte wurden in mehrere Sprachen übersetzt. 2019 wurde Bulucz mit dem Wolfgang Weyrauch Förderpreis ausgezeichnet.

Bulucz wird die von ihm herausgegebene Anthologie „Die 32 Schimmelarten von Joseph Brodsky“ vorstellen und aus seinem neuen Gedichtmanuskript vorlesen.

Elena Dimitrova ist freischaffende Schauspielerin. 2007 schloss sie ihr Schauspielstudium an der bulgarischen nationalen Akademie für Theater und Filmkunst "Krastyo Sarafov" ab. Ihren Master-Abschluss in Kunst und Moderne absolvierte sie in Sofia. Von 2007 bis 2019 spielte sie im Repertoire des Theaterlabors "Sfumato" und bei unabhängigen Bühnenproduktionen mit.

Sie ist spielt mit Juliana Saiska in dem Theaterexperiment „Anthroposzene und Anthropozähne“, das auf den Texten von Tzveta Sofronieva basiert.

Elitsa Aleksieva absolvierte die staatliche Musikschule „Dobri Hristov“ und setzte ihr Studium der Violine an der Musikakademie "Pancho Vladigerov" in Sofia fort. Sie experimentiert im Bereich Komposition in Dokumentar- und Animationsfilmen sowie in Independent Musik- und Theaterprojekten, darunter "Interviews with the Soul" von J. Saiska.

Elka Agoston-Nikolova hat promoviert in Slawischen Philologien und war Dozentin für Slawische Sprachen und Literatur, Balkanistik, Zentral- und Osteuropäische Studien sowie Gender und Literatur an der Universität von Groningen. Im Fokus ihrer Forschung stehen die Folklore und die ethnische und nationale Identität in der Literatur der Südslawen.

Sie wird unter anderem über "East of the West. Modern Bulgarian literature from abroad" sprechen.

Eri Koshikawa, geboren 1988 in Tokyo, studierte Germanistik und komparative Kulturwissenschaften an der Universität von Tsukuba und der FU Berlin. Seit 2018 lebt sie in Bochum und promoviert als Stipendiatin der allgemeinen Literaturwissenschaft an der Ruhr-Universität. Sie wird Auszüge aus den Texten von James Joyce, Hiromi Kawakami und Yoko Tawada vorlesen und eine Vortrag über Selbstübersetzung halten. Am darauffolgenden Tag spricht sie über die Veränderungen in der Literatur nach dem Erdbeben in Japan im März 2011.

Gabriella Hadzhikostova, geboren in Sofia, studierte 1981 Schauspiel- und Puppenspielkunst an der Schauspielakademie von Sofia und setzte ihr Studium in Budapest fort. Seit 1989 lebt sie in Ungarn und ist Mitglied der DBU (Deutsche Bühne Ungarn). 1996 gründet sie ein bulgarisches Theater in Budapest: das MALKO TEATRO.

Sie wird eine Monospektakel-Performance mit Texten aus „Die Farbe der Erde“ von Tzveta Sofronieva aufführen.

Georgi Tenev, geboren 1969 in Sofia, ist Schriftsteller, Dramatiker, Drehbuchautor, Regisseur und Produzent. Er veröffentlichte bisher sechs Romane sowie Erzählbände, Hörspiel- und Fernsehdrehbücher.

Am ersten Tag wird er Auszüge aus "Партиен дом" (2007) auf Deutsch "Partei Palast" (2018), lesen. Am zweiten Tag wird er "Das Tal" aus dem Erzählband "Heiliges Licht" (2009) lesen.

Ildikó Eszter Kovács, geboren in Budapest, studierte Touristik, Hotellerie, Germanistik und literarische Übersetzung. 2017 schloss sie ihr Studium ab. Sie übersetzt vom Deutschen ins Ungarische und übertrug zuletzt die Gedichte und Erzählungen von Tzveta Sofronieva ins Ungarische.

Johanna Domokos, geboren 1970 in Siebenbürgen (Rumänien), ist mehrsprachige Autorin mit ungarischem Hintergrund. Als Kulturwissenschaftlerin war sie an verschiedenen Universitäten (u.a. Istanbul, Helsinki und Berlin) tätig. Sie hat zahlreiche Werke und Übersetzungen veröffentlicht. Bei "Mehrsprachig Ringen" wird sie aus ihrem Briefroman "W" (2016) und aus ihrem drei sprachigen Gedichtband "Exil Elixier" lesen.

Juliana Saiska ist Schauspielerin, Regisseurin, Choreografin und Psychodramatherapeutin. Sie absolvierte ihr Schauspielstudium an der bulgarischen Nationalen Akademie für Theater und Filmkunst "Krastyo Sarafov" und an der Neuen Bulgarischen Universität in Sofia. Heute unterrichtet sie dort den Masterstudiengang "Artistic Psychosocial Practices and Psychodrama".

Juliana Saiska gestaltet zusammen mit Elena Dimitrova "Anthroposzene und Anthropozähne", eine interaktive Bühnenversion der Gedichtzyklen von Tzveta Sofronieva mit Musik von Elitsa Aleksieva und Bühnendesign von Sophia Alexandra Rötschke nach Installationen der Dichterin.

Klaudia Katzenbach (geb. 1990 in Kecskemét) studierte Ökonomie und Theaterwissenschaft in Budapest. Sie übersetzt aus dem Deutschen, insbesondere Dramen. Zuletzt wirkte sie bei der Übersetzung des Theaterstücks „Saga über den abgerissenen Hof“ von Tzveta Sofronieva mit.

Peter Wortsman, geboren 1952 in New York, ist Autor, Übersetzer und Essayist. Zu seinen Veröffentlichungen gehören u.a. "Footprints in Wet Cement" (2017) und "The Caring Heirs of Doctor Samuel Bard" (2019). Er übersetzte u.a. Chamisso, die Gebrüder Grimm und Heine ins Englische. Für seine Arbeiten wurde er u.a. 2014 mit dem Independent Publishers Book Award ausgezeichnet.

Er wird aus dem bilingualen Prosaband “Stimme und Atem/ Out of Breath, Out of Mind” (2019) lesen und über die Arbeit eines "lingoverts" sprechen.

Rumiana Ebert, geboren in Plovdiv (Bulgarien), ist Lyrikerin, Übersetzerin, promovierte Chemikerin und lebt in Berlin. Sie hat zahlreiche Gedichtbände und Bücher geschrieben, wie zum Beispiel: "Entgegenkommen" (1992) oder "Mitlesebuch 135" (2016). Ebert wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem Mannheimer Lyrikpreis (2007).

Sie wird über lyrisches Schreiben und Selbstübersetzung zurück in die Muttersprache sprechen und deutsche Originale der Gedichte aus dem Buch „Reflections in a Well“ lesen.

Sara Margrethe Oskal ist eine starke Stimme in der samischen Literatur, im Theater und im Film. Sie begann als Schauspielerin und promovierte an der Nationalen Akademie der Künste in Oslo. Sie ist Drehbuchautorin, Dichterin und ihre Texte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Auf Deutsch erschien "Voll die Rasselbande" (2019) mit drei Dramen auf Nord-Samisch, Norwegisch und Englisch, woraus sie lesen wird.

Sophia Alexandra Rötschke, geboren in Berlin, studierte Psychologie an der FU in Berlin und wirkte in verschiedenen Theaterproduktionen mit, bis sie ihren Weg zum Film Production Design fand. Sie ist als Szenenbildassistentin, Set Decorator, Requisiteurin und Bühnenbildnerin tätig und schreibt seit ihrer Kindheit Gedichte.

Sie wird aus ihrem Gedichtband "Summer on the Subway" vorlesen und das Bühnenbild der Aufführungen gestalten.

Terezia Klasová, geboren 1994, hat ihr Bachelorstudium in Drehbuch und Dramaturgie an der Akademie der musischen Künste in Prag abgeschlossen. Sie arbeitet als Übersetzerin und Redakteurin für "Psi vino- Magazine für zeitgenössische Poesie". Sie übersetzte Gespräche mit Schriftstellern aus der "Paris Review" ins Slowakische. Zuletzt übersetzte sie Tzveta Sofronievas Gedichtzyklus „An der Küste (Vom Wind durchstochen)“.

Sie wird über Lyrik und Umwelt wie auch die Übersetzung mehrsprachiger „ökologischer“ Gedichte sprechen und Beispiele vorlesen.

Tim Holland, geboren 1987, studierte nach einer Ausbildung zum Buchhändler am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er schreibt, übersetzt, lektoriert, leitet Schreibwerkstätten und gibt Texte heraus. 2016 erschien sein Debüt "vom wuchern". Seit 2016 organisiert er den "THEO – Berlin-Brandenburgischer Preis für Junge Literatur".

Über das Arbeiten in unterschiedlichen Sprachen mit Kindern, über Literatur, Mehrsprachigkeit und Identität wird Tim Holland am ersten Tag sprechen. Am zweiten Tag wird er Science-Fiction-Gedichte lesen, die Gesellschaft und Klimawandel, neue Körper und Sexualität behandeln.

Tzveta Sofronieva, in Sofia geboren, ist diplomierte Physikerin und promovierte in Geschichte und Philosophie der Wissenschaften. Neben Gedichten, Prosa und Essays beinhaltet ihre literarische Arbeit auch Theatertexte, literarische Installationen und Übersetzungen. Sie wurde u.a. mit dem PEN American und dem Cliff Becker Poetry Award ausgezeichnet. Ihre Texte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Tzveta Sofronieva wird die Veranstaltung moderieren und die Eingeladenen vorstellen. Sie selbst wird über die Formen der mehrsprachigen Arbeit, über "Un-lost in Translation" und das Klonen von Texten sprechen. Texte von ihr werden in den szenischen Versionen von "Die Farbe der Erde" und "Anthroposzene und Anthropozähne" vorgestellt.

Viktória Csörgő, geboren 1980 in Budapest, studierte Germanistik und literarische Übersetzung. Sie arbeitet als freiberufliche Übersetzerin und Lektorin. Sie übersetzt hauptsächlich aus dem Deutschen, aber auch aus dem Englischen ins Ungarische. Zuletzt übersetzte sie Gedichte von Tzveta Sofronieva ins Ungarische.

Mit Dank an das Bulgarische Kulturinstitut Berlin, Collegium Hungaricum Berlin, Gáspár-Károli-Universität Budapest, Hochroth Bielefeld und NORLA für die Unterstützung der Reisekosten

Veranstalter