Hier finden Sie einen Literatur-Veranstaltungskalender und ein Veranstalterverzeichnis für Berlin und Brandenburg.

"Literatur viral" - Vierter Branchentreff Literatur

Sonntag, 21. Juni 2020

18:00 UHR

Veranstaltungsort

Lettrétage e.V. im ACUD Studio

Veteranenstraße 21
10119 Berlin
Tel.: 030 692 45 38
info(at)lettretage.de
http://lettretage.de/

Kartenansicht
Eintritt: Eintritt frei

Details

Live-Streams, Webinare und mehr - von und für Literaturschaffende

Was für ein Jahr. Ein Virus, zufällig wie eine Naturkatastrophe und doch wegen der globalisierten Lieferketten und unseres globalisierten Freizeitverhaltens menschengemacht, sprengt von einer Woche auf die andere unsere gesamte Lebensweise. Die Welt wird nicht mehr dieselbe sein wie vorher. Gestalten wir also die zukünftige Welt und fragen wir: Was wird sich ändern? Was wollen wir ändern? Was aus der Zeit davor wollen wir auf gar keinen Fall zurückhaben? Ökonomische Krisen beschleunigen sehr häufig gesellschaftliche Trends. Und während ein globaler Megatrend, die Globalisierung, an seine Grenzen zu stoßen scheint, sind zwei weitere, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, aktueller denn je. Jede Form des wirtschaftlichen Handelns muss sich langfristig an diesen Entwicklungen ausrichten.

Der Vierte Branchentreff Literatur hat es sich zur Aufgabe gemacht, dies auf den Literaturbereich herunterzubrechen und die Konsequenzen aus der Krise für die Solo-Selbständigen der Literaturbranche zu diskutieren. Zu Nachhaltigkeit gehören unserer Ansicht nach neben Ökologie auch Nachhaltigkeit im sozialen Miteinander, faire Arbeitsbedingungen und Wirtschaftsbeziehungen, gerechte Chancen für alle und damit Antidiskriminierung und Barrierefreiheit in jedem Sinne. Wie wollen wir also künftig schreiben, wie wollen wir leben? Wie wollen wir (zusammen-)arbeiten?

Digitalisierung ist auch nach 30 Jahren noch immer ein ungebremst expandierendes Universum – jedes Jahr werden wir durch sie in neue Welten getragen. Im Zuge der Corona-Krise haben viele Literaturveranstalter*innen flugs auf digitale Streaming-Formate umgestellt, und die Social-Media-Aktivitäten explodierten geradezu. Wir wollen eine Zwischenbilanz ziehen: Was hat sich bewährt, was wurde verworfen? Welche Tools sind geeignet, welche ungeeignet? Welche Neuansätze für literarische Formate gibt es? Wie schaffe ich Viralität für Literatur? Wie ändern sich Rezeptions- und Vermarktungsstrukturen? Wie kann ich neue Publikumsschichten erreichen? Was behalten wir bei, wenn wir uns wieder analog versammeln dürfen?

Viele große Fragen also, auf die wir im Rahmen des Branchentreffs sicherlich nur provisorische Antworten werden finden können. Wie immer finden sich im Angebot aber natürlich auch viele handfeste und der literarischen Berufspraxis unmittelbar nützliche Vorträge und Workshops. Und da wir uns entschlossen haben, das gesamte Angebot in jedem Fall zusätzlich als Livestream oder Webinar zu übertragen, haben auch alle die Chance teilzunehmen, die nicht persönlich anwesend sein können.

Das detaillierte Programm wird in Kürze an dieser Stelle veröffentlicht.

Teilnahme kostenfrei nach Anmeldung, das Formular dafür werden wir ab dem 5. Juni zur Verfügung stellen.

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PROGRAMM (Stand 28.05.2020)

Freitag, 19. Juni 2020 // Speeddating mit der Digitalisierung?

Nach wenigen Tagen des Lockdowns und der Schreckstarre begann eine hastige Schnelldigitalisierung der Gesellschaft. So auch in der Literaturszene. Gestreamte Literaturfestivals und digitale Beratungsangebote schossen aus dem Boden, und die sozialen Netzwerke liefen heiß. Nun ist die erste Welle dieser Verzweiflungseuphorie abgeebbt, man vermisst zunehmend das physische Miteinander bei Veranstaltungen und ist frustriert über zu geringe Bandbreiten, mangelhaften Datenschutz zahlreicher Anbieter und andere Einschränkungen, die das Digitale mit sich bringt. Wie werden sich in der Welt nach Corona Digitales und Analoges verschränken? Welche vielleicht nicht ganz so naheliegenden digitalen Möglichkeiten kann man noch für sich nutzen? Und was wird von dem aktuellen Digitalisierungsschub bleiben, wenn wir uns wieder analog in die Arme fallen können?
Q&As, Vorträge und mehr

Samstag, 20. Juni 2020 // Wie neoliberal sind wir?

Globalisierte Lieferketten, geschäftliche und touristische Hyperaktivität, Raumeffizienz auf Kosten ausgebeuteter Wanderarbeiter*innen – das Virus ist auch ein Neozoon, eine invasive Art der neoliberalen Weltgesellschaft. Jede Gesellschaft kriegt das Virus, das sie verdient, könnte man sagen – wenn es nicht gerade ein zentrales Merkmal des neoliberalen Systems wäre, dass die einen die Gewinne einstecken und die Risiken auf andere abgewälzt oder vergemeinschaftet werden. Und ist nicht auch Solo-Selbständigkeit an sich so ein neoliberales Neozoon? Machen wir nicht zum Teil dieselbe Arbeit, die früher festangestellte und sozialversicherte Journalist*innen oder Lektor*innen gemacht haben? Externalisieren nicht unsere Auftraggeber ihr Risiko auf uns? Wie wir diese Falle vermeiden und uns als Autor*innen, Lektor*innen, Übersetzer*innen eine selbstbestimmte, abgesicherte und sinnerfüllte berufliche Existenz schaffen oder bewahren, ist Thema des zweiten Tages.
Q&As, Vorträge und mehr

Sonntag, 21. Juni 2020 // Mehr Diversität wagen!

Die letzten Jahre und auch die Reaktion auf die Pandemie haben gezeigt, dass Europa das Denken in nationalen Egoismen noch nicht überwunden hat. Im Zweifel wird offenbar noch immer (oder wieder verstärkt) der eigenen Horde vertraut und den Anderen (was auch immer an ihnen anders sein mag) mit Misstrauen begegnet. Das gilt auf internationaler Ebene genau wie innerhalb der Gesellschaft. Doch engstirniges Leitkultur-Denken ist nicht das richtige Mindset, um in einer digitalisierten und globalisierten Welt klarzukommen. Wir müssen nicht irgendwelche Standards etablieren, irgendwen in irgendetwas integrieren, sondern lernen, der Vielfalt der Welt mit Respekt, Toleranz und Interesse zu begegnen. Ein Kulturwandel ist also gefragt. Wie wir als Kulturträger*innen hier unseren Beitrag leisten können, wie die Literaturszene diverser werden kann, wie wir selbst unsere internationale Zusammenarbeit gestalten können, ohne dabei en passant das Klima zu ruinieren – das sind die Leitfragen des dritten Tages.

Veranstalter