Wir trauen unseren Augen nicht und machen sie morgens wieder zu.
Es ist wieder Frühling und unsere Augen sind innen so
weiß wie das Pulver, das sich Pa auf den Nacken klopft, wenn
er schwitzt.
Pa hat keine Haare am Nacken. Pa hat Haare am Rücken.
Pa ist kein Bär.
Wir stehen auf und stellen die Mikrowelle auf eins. Wir stellen die Milch in die Mikrowelle, bis die Haut auf der Milch verbrennt.
Solange sagen wir uns:
Wir wollen, dass die Haut auf der Milch verbrennt. Wir wollen, dass die Milch auf der Haut verbrennt. Sie brennt.
In der Schule sagen unsere Freunde, dass Mikrowellen ungesund sind. Von unseren Freunden hat niemand eine Mikrowelle.
Niemand hat morgens keine Ma und keinen Pa. Niemand hat morgens keine Zeit.
Niemand außer uns will Milch als Haut.
In der achten Ausgabe des Salons für Text und Musik feiert Das Wetter unter dem Titel Über Differenz die Buchpremiere von Ralph Tharayils Debütroman Nimm die Alpen weg, erschienen im Februar 2023 bei Voland & Quist in der Edition Azur. In den Alpen erzählt Tharayil in einer eindringlichen und lyrischen Prosa vom Aufwachsen zweier Geschwister in der Schweiz, von den Formen und Deformationen ihrer Integrationserfahrung und den Körpern und der Sprache, die sich dieser Erfahrung widersetzen. Nimm die Alpen weg wurde bereits vor dem Erscheinen mit der Alfred-Döblin-Medaille ausgezeichnet.
Mit musikalischer Begleitung von Legion Seven und Elfrid the Third
Moderation: aidan lavender
Unterstützt durch die Kemmler Foundation.
Ralph Tharayil (*1986) in der Schweiz als Sohn südindischer Migrant*innen. Er studierte Geschichte, Medien- und Literaturwissenschaft in Basel. Während dieser Zeit war er tätig als Musiker, Theaterschaffender und Pizzakurier. Ralph entwickelt, auch in Kollaborationen, Texte und Konzepte für Audiostücke und Performances und schreibt Lyrik und Prosa, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Sein Debütroman Nimm die Alpen weg (Voland & Quist / Edition Azur) erschien im Februar 2023. Ralph lebt in Berlin.
aidan lavender schreibt, denkt und fühlt sich durch kreative Prozesse in Theatern und Texten. aidan moderiert und übersetzt Texte vom Englischen ins Deutsche. Als Dramaturg*in begleitete aidan Simone Dede Ayivi und ihre Kompliz*innen bei der Entstehung von Let’s be friends – die Performance feierte im Oktober 2022 Premiere an den Sophiensaelen Berlin. Im break room und queer_ing creative writing collective tauscht aidan sich über mehrsprachige, wertschätzende und widerständige schreib-und lektoratsprozesse aus.
Legion Seven (*1993 CAN) ist Musiker_in, Performer_in und Storyteller_in. Sevens audiovisuell Arbeiten in Form von Konzerten, Installationen und Lecture Performances verhandeln die Kommunikation zwischen digitalen und physischen Orten und Körpern. Zuletzt hat Seven als Teil des von Black Cracker geleiteten The Ring Orchestra Musik zum von Necati Öziri überschriebenen Ring des Nibelungen beigesteuert. Das audiovisuelle Astronomie-Projekt The Observatory: Second Site in Kooperation mit Rohini Devasher feiert im April Premiere in New Delhi. Mit der transdisziplinären Videospiel-Performance BRAVE NEW WORLD wird Seven im Juli in Bogotá, Kolumbien auftreten. Seven lebt nach vielen Jahren in Basel mittlerweile in Berlin.
Norwin Tharayil (*1989 CH) arbeitet solo und in Kollaborationen an den Schnittstellen von Literatur, Musik und Performance – sowohl auf Deutsch als auch Englisch. Gemeinsam mit seinem Bruder Ralph Tharayil und den Tänzerinnen Anjali und Sumitra Keshava entwickelte er in Koproduktion mit der Kaserne Basel das autofiktionale Tanztheaterstück Keshava/Tharayil. Als Elfrid the Third macht Norwin außerdem Musik und wird im kommenden Mai gemeinsam mit dem Produzenten und Musiker IVAN EYES sein_ihr Debütalbum A Case of Paranoia veröffentlichen. Norwin lebt in Berlin.
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