Die gefeierte Dichterin und Musikerin Hinemoana Baker (geboren 1968 in Christchurch, Neuseeland) ist die Tochter eines Māori und einer Neuseeländerin mit europäischen Wurzeln.
Ihr vierter Gedichtband funkhaus ist der erste, der ins Deutsche übersetzt wurde (AZUR im Verlag Voland & Quist 2023, Übersetzung: Ulrike Almut Sandig). Die Gedichte darin erzählen von unvermuteten Begegnungen (wie von der mit einem Fuchs in der Danziger Straße hinter der
Tramlinie M10) und teilen ihr entlegenes Wissen mit den Leser:innen (über das Haar von Shirley Temple z.B. oder über die vokalen Geräusche, die der schwarze Flachsbusch (Harakeke) von sich gibt). In dem rasant-atemlosen Aufzählungs-Gedicht Aunties folgt Baker der eigenen, weitverzweigten Familiengeschichte: „Es gab dieses Einäugiger-Hund-Tantchen, das Pork-and-Pūhā-Tantchen, das Prise-Salz-im-Porridge-Tantchen, das Prince-Tui-Teka-Song-Tantchen …“.
Die eigene Herkunft und die Auseinandersetzung mit indigener Geschichte sind immer wieder Themen in Bakers Texten, in denen sie zwischen dem neuseeländischen Englisch und Te Reo, der maorischen Sprache, wechselt.
Ulrike Almut Sandig schreibt: „Viele ihrer Zeilen tragen den Zorn der Minderheiten in sich.“ In diesem Sinne sind die Gedichte von Baker immer auch politisch wie beispielsweise der Text Waitangi Day, der auf einen in betrügerischer Absicht aufgesetzten Vertrag anspielt, der zwischen der britischen Krone und einigen Māori-Völkern geschlossen wurde.
Die Veranstaltung wird englisch-deutsch gedolmetscht.
Mit freundlicher Unterstützung von ECHOO Konferenzdolmetschen und dem TOLEDO-Programm des Deutschen Übersetzerfonds.
In Lesung und Gespräch: Hinemoana Baker
Moderation: Ulrike Almut Sandig