Moderation: Thomas Geiger
Nachdem Thomas Hettche, einer der glanzvollsten Stilisten der deutschsprachigen
Gegenwartsliteratur, sich in seinen beiden letzten Romanen der Vergangenheit widmete – dem 19.
Jahrhundert in seinem Roman »Pfaueninsel«, der Zeit des Zweiten Weltkriegs und den Anfängen der
Bundesrepublik in »Herzfaden« –, wendet sich Hettche mit »Sinkende Sterne« (alle erschienen bei
Kiepenheuer & Witsch) einer nahen Zukunft zu, die jedoch tief in der Vergangenheit wurzelt. Der
neue Roman spielt in weiten Teilen im katholischen Wallis, hoch über dem Rhonetal. Ein gewaltiger
Bergsturz verändert nicht nur die Landschaft, sondern evoziert auch eine mittelalterliche Welt, die
Gewissheiten erschüttert. So nimmt der Roman viele gegenwärtige Diskussionen auf, von der
plötzlichen Veränderung der Landschaft bis hin zu Fragen nach Gender und Sexus. Er thematisiert das
Verhältnis von Aufklärung und Mythenwelt, von Macht und Ohnmacht. »Sinkende Sterne«
verhandelt in geschliffener Sprache Gegenwärtiges und stellt dabei die Frage, was es in den
Umbrüchen unserer Zeit zu verteidigen gilt und welcher Trost im Erzählen liegt. Durch den Abend
führt Thomas Geiger.