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„Den Tagen, die kommen, gewachsen zu sein" Lesung mit Uschi Otten

Donnerstag, 26. September 2024

18:00 UHR

Veranstaltungsort

Helene-Nathan-Bibliothek

Karl-Marx-Str. 66
12043 Berlin
Tel.: 90239 4313
info(at)stadtbibliothek-neukoelln.de
https://www.berlin.de/stadtbibliothek-neukoelln/bibliotheken/bezirkszentralbibliothek-helene-nathan-bibliothek/

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Eintritt: frei

Details

Die Lebensgeschichte Zenzl Mühsams in Briefen und Dokumenten von Uschi Otten.

Der Name des Dichters und Revolutionärs Erich Mühsams mag manchen im Gedächtnis sein, vielleicht auch sein Ende in einem deutschen KZ. Kaum bekannt aber ist, in welchem Maße sein Leben und Wirken mit dem seiner Frau Zenzl verbunden ist, der wir die Überlieferung seiner Schriften verdanken.

Dabei war die bayerische Bauerntochter, die 1915 den jüdischen Apothekersohn zum Gatten nahm, nicht allein Muse seiner Bänkellieder, die den umtriebigen Bohemien mit ihrem Liebreiz, den brotlosen Dichter mit ihren Kochkünsten bestrickte, sondern ebenbürtige Gefährtin, die aus eigener Lebenserfahrung sein Ziel teilte: eine von Gewalt und Unterdrückung befreite Menschheit. So stand sie 1918 an Mühsams Seite, als er die Münchner Bevölkerung zur Beendigung des Weltkriegs und zur Revolution aufrief und setzte sich während seiner nachfolgenden Festungshaft für die Amnestie der Räterevolutionäre ein.

Nach Mühsams Ermordung 1934 floh sie mit seinem Nachlass nach Moskau. Dieser Ort wurde zum schicksalhaften Wendepunkt, der sie in eine zwanzigjährige Odyssee durch den Stalinschen Gulag führte. Erst 1955 gestattete man der 71jährigen Anarchistenwitwe die Rückkehr in die DDR, wo sich nicht nur für ihr Schicksal Verantwortliche in höchsten Staatsfunktionen befanden, sondern auch frühere Weggefährten, auf deren Unterstützung sie zählte.

Nach Öffnung lang gesperrter Archive lässt sich dieser blinde Fleck deutscher Exilgeschichte erhellen und anhand von Briefen und Dokumenten der Lebensweg einer unbeugsamen Frau nachvollziehen, der von den politischen Hoffnungen und Niederlagen des zwanzigsten Jahrhunderts gezeichnet ist.

Uschi Otten, Berlin, freischaffende Autorin (VS), Dramaturgin und Regisseurin, veröffentlichte die Briefe Zenzl Mühsams; Radiofeatures: „In drei Monaten bin ich wieder in Prag“ im SFB/ORB sowie Deutschlandradio Berlin: “Die Lebensgeschichte Zenzl Mühsams“ Veröffentlichungen: „Den Tagen, die kommen, gewachsen zu sein.“ In: Der Bär von Berlin. Jahrbuch 2001 des Vereins für die Geschichte Berlins. Berlin/ Bonn 2001; „Zenzl Mühsam in der Falle des Exils“ In: Jahrhundertschicksale - Frauen im sowjetischen Exil. Berlin 2003. Texte zu Inszenierungen von Johann Kresnik: BRECHT -Nationaltheater Mannheim; WIENER BLUT/WIEDERKEHR DES VERDRÄNGTEN - Burgtheater Wien; RICHARD III nach Shakespeare/Brasch - Volksbühne Berlin; HANNELORE KOHL am Theater Bonn.

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Veranstalter