Die russische Schriftstellerin M. bricht Richtung Dänemark auf – ein Festival hat sie zu Lesungen eingeladen. Die Reise ist voller Pannen: Anschlusszüge fahren nicht, das Ladekabel des Telefons geht verloren. Auf dem Bahnhof in F. wartet niemand, der Akku ist leer, der Kontakt zu den Veranstaltern abgebrochen.
Statt in Hektik zu verfallen, erfüllt die neue Lage sie mit Erleichterung. Ihr dämmert, dass niemand weiß, wo sie ist – eine Chance. Ins Fremdsein verliebt, durchstreift M. die Stadt und stößt auf einen Zirkus, der sie für den Trick der »zersägten Jungfrau« engagiert. Man verabredet sich für den nächsten Morgen, um weiterzuziehen …
Die Geschichte entfaltet sich vor dem Hintergrund des Sommers 2023: Russlands Krieg gegen die Ukraine endet nicht. Metaphern und Anspielungen von Thomas Hobbes bis Vladimir Nabokov durchziehen Stepanovas fesselnde, an Wahrnehmungen und Gedanken reiche Prosa. Sie hat eine Einladung zur Selbst-Enthauptung geschrieben, nicht mehr und nicht weniger. Es bleibt an uns, ob wir ihren »Absprung« als Akt der Befreiung oder der Verneinung verstehen wollen.
Lesung und Übersetzung: Olga Radetzkaja
Moderation: Felix Palent